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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sich aber diesmal nicht um den Schleier. Er ging, um ihren Feind um etwas zu bitten, und bei einer solchen Geste schien Scham nutzlos zu sein.
    Die Beleuchtung der Kel-Halle war jetzt schwächer: der Schirm, der zwischen dem Rot des Alarms und dem weißen Glanz des Planeten pulsierte, war das einzige, was Licht spendete, und Duncan saß unverschleiert davor. Immer noch erklang das gemessene Kratzen von Metall, als ob es nie unterbrochen worden wäre. Neben Duncan lagen die beiden Dusei, die sich regten und auswichen, als Niun herbeikam und vor Duncan niederkniete.
    »Wenn du etwas kennst, das man jetzt machen könnte«, sagte Niun, »wäre es gut, wenn du es machen würdest. Ich glaube, wir stürzen ziemlich schnell ab.«
    Duncan feilte die Schneide mit einem langen Strich, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepreßt. Er dachte einen Moment lang nach, legte dann seine Arbeit zur Seite, wischte sich die Hände an den Knien ab und blickte auf zu dem Planeten, der auf dem pulsierenden Schirm drohend sichtbar war. »Ich kann es versuchen«, sagte er beiläufig genug. »Aber nur von den Kontrollen aus.«
    Niun stand auf und wartete auf Duncan, der sich steif erhob und dann mit ihm durch das Schiff ging. Die Dusei wollten ihnen folgen, aber Niun verbot es ihnen scharf, verschloß eine Sektionstür vor ihnen und brachte Duncan in die Sektion der She'pan.
    Dort begegnete ihnen Melein im Korridor.
    »Er wird es versuchen«, sagte Niun.
    Sie öffnete ihnen den Kontrollraum und trat hinter ihnen ein, stand würdevoll daneben, als Duncan sich in den Sessel vor dem Hauptschaltpult setzte.
    Duncan kümmerte sich nicht weiter um sie. Er betrachtete die Schirme und tastete Schalter nach Schalter. Eine Flut telemetrischer Symbole zog über einen Standschirm. Einer nach dem anderen hörten die Schirme auf zu pulsieren und zeigten in grellen Farben Bilder des Planeten.
    »Das sind sinnlose Spielereien«, sagte Melein.
    Duncan wandte den Blick halb zurück, dann wieder nach vorn. »Richtig. Ich beobachte diese Welt seit einigen Tagen. Es ist rätselhaft. Und es ist immer noch möglich, daß die Schutzmechanismen das Schiff übernehmen, wenn wir die absolute Grenze erreichen. Es gibt noch Möglichkeiten, aber aus demselben Grund beachtet es nicht die Sicherheitsspanne, und die Masse des Planeten hat uns eingefangen, so daß wir nicht springen können. Hier.« Er nahm die Abdeckung von einem abgeschirmten Bereich der Kontrollen und drückte einfach einen Knopf. Lichter liefen wie verrückt über die Pulte. Sofort gab es eine erkennbare Kursänderung, und die Bilder auf den Schirmen veränderten sich rasch. Duncan brachte die Abdeckung ruhig wieder an. »Dies ist ein altes Schiff und auf einem schweren Flug. Ein System hat versagt. Es müßte jetzt wieder in Ordnung sein. Es wird dem Planeten ausweichen und dann wieder auf Kurs gehen. Ich denke, damit ist das Problem gelöst. Wenn aber die Ursache für diesen Vorfall ein Fehler auf dem Band ist, dann sind wir so gut wie tot.«
    Er sprach mit zynischem Tonfall, stand langsam auf und behielt die Scanner im Blick. »Diese Welt ist tot«, sagte er dann. »Und das ist seltsam in Anbetracht anderer Dinge, die ich im Scanner lese.«
    »Du irrst dich«, sagte Melein rauh. »Lies deine Instrumente noch einmal, Tsi'mri! Diese Welt heißt Nhequuy und der Stern Syr, und hier und überall in den umgebenden Gebieten lebt die raumfahrende Rasse der Etrau.«
    »Schau auf die Infrarot-Anzeige! Schau auf die Oberfläche! Keine Pflanzen, kein Leben. Dies ist eine tote Welt, She'pan, was auch immer deine Aufzeichnungen besagen. Dieses System ist tot. Eine raumfahrende Rasse wäre bereits aufgetaucht, um einen Eindringling so dicht an ihrer Heimatwelt zu begutachten. Aber niemand ist gekommen. Nicht hier und nirgendwo sonst, wo wir gewesen sind; stimmt's? Du hättest keine Antwort auf einen Anruf geben können. Du hättest auf ihre Schiffe nicht reagieren können. Dazu hättest du mich gebraucht, und das ist nicht der Fall gewesen. Eine Welt nach der andern, und nichts dort. Warum nicht – was glaubst du, She'pan?«
    Melein blickte ihn an, und ihr unverschleiertes Gesicht zeigte den Schock und den hilflosen Zorn. Sie gab keine Antwort, und Niun spürte, wie ihm in ihrem Schweigen Kälte über die Haut kroch.
    »Die Angehörigen des Volkes sind Nomaden«, sagte Duncan, »Söldner, überall dort angeworben, wo ihr gewesen seid. Ihr seid von Stern zu Stern gezogen, habt Kriege gesucht und als Söldner in

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