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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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schließlich der größte der inneren Planeten vor ihnen ausbreitete und auf dem Bildschirm in der Kel-Halle dominierte.
    Heimat? fragte sich Niun zuerst und hielt seine Hoffnung in Meleins schweigender Gegenwart geheim. Hätte sie Bescheid gewußt, dachte er, hätte sie ihm auch etwas gesagt. Aber während die Tage verstrichen, zeigte sich ein besorgter Ausdruck auf Meleins Gesicht, und sie betrachtete die Schirme jetzt oft mit Furcht in den Augen. Der Eindruck verschwand, als sie auf diese Welt zustürzten – eher füllte die Welt jetzt den Himmel aus und fiel auf sie herab, eine Halbwelt zuerst, die Niun die Hoffnung ermöglichte, sie würden daran vorbeistürzen – erschreckend, aber trotzdem ein Entkommen –, aber die Scheibe begann jetzt auf dem Sternenschirm zu wachsen.
    Sie waren gefangen und wirbelten hinab wie ein Stäubchen in der Sandgrube eines Gräbers. Diese unwillkommene Vorstellung machte sich in Niun breit, während er an Meleins Seite saß und auf den Sternenschirm starrte, den sie in ihrer Halle angebracht hatte, um ständig auf die Gefahr zu blicken. Er spürte seine Hilflosigkeit, die eines Kel'en, dessen Wissen über Schiffe nur theoretisch war; sein ganzes Wissen sagte ihm jetzt, daß alles falsch lief und daß Melein, die genau wie er nie zuvor die Kontrollen eines Schiffes bedient hatte, nur wenig mehr wußte als er.
    Vielleicht, dachte er, kannte sie den Namen der Welt, auf die sie hinabfielen, aber das würde sie nicht aufhalten.
    Und die Empörung darüber wuchs in ihm, daß sie durch ein Mißgeschick sterben sollten. Eine Zeitlang erwartete er ein Wunder von Melein oder aus sonst irgendeiner Quelle, war sich dessen sicher, daß die Götter sie nicht für so etwas soweit geführt haben konnten.
    Er wartete auf Melein, aber sie sagte nichts.
    »Du hast zwei Kel'ein«, erinnerte er sie schließlich an dem Tag, an dem kaum ein Stück Dunkelheit mehr auf dem Sternenschirm verblieben war.
    Sie sagte immer noch nichts.
    »Frag ihn, Melein!«
    Ihre Lippen bildeten einen dünnen Strich.
    Er kannte ihre Sturheit, denn er war vom selben Blut. Er legte seinen eigenen Gesichtsausdruck an den Tag. »Dann laß uns auf die Welt abstürzen«, sagte er und starrte anderswohin. »Es gibt sicher nichts, das ich machen könnte, und du hast deine Entscheidung gefällt.«
    Für geraume Zeit herrschte Schweigen zwischen ihnen. Keiner bewegte sich.
    »Es würde sicherstellen«, sagte sie schließlich, »daß eine Gefahr unser Ziel nicht erreicht. Ich habe darüber nachgedacht. Aber es würde die andere Gefahr nicht aufhalten, und nicht das Wissen davon in uns.«
    Dieser Gedanke erschütterte sein Vertrauen. Er fühlte sich erniedrigt, da er nur an ihr eigenes Überleben gedacht hatte, der zu forsch mit ihr gewesen war. »Ich habe unüberlegt gesprochen«, sagte er. »Du hast zweifellos abgewägt, was zu tun ist.«
    »Geh und frage ihn!« sagte sie.
    Er saß still für einen Moment und fand ihre Sprunghaftigkeit so zermürbend wie eine Transition. Seine Nerven waren straff angespannt bei dem Gedanken, daß die Sache wirklich auf Duncan hinauslief.
    Dann raffte er sich auf, rief leise nach seinem Dus und ging.
    * * *
    Duncan saß unterhalb des Schirmes, der das Scannerabbild zeigte, und wetzte unverdrossen die Klinge eines Av'tlen , die er sich aus einem Metallstück gefertigt hatte. Sie war lasergeschnitten und nach Niuns privater Meinung würde sie nie richtig ausgewogen sein, aber sie hielt Duncans Hände beschäftigt und vielleicht auch sein Gemüt, welche Finsternis darin auch schwebte. Das Dus lag bei ihm, den Kopf zwischen den Tatzen, und die Augen folgten den Bewegungen von Duncans Händen.
    »Duncan«, sagte Niun. Das stählerne Geräusch behielt seinen Rhythmus. »Duncan.«
    Es hörte auf. Duncan sah auf und betrachtete ihn mit der kalten Härte, die Tag für Tag zugenommen hatte.
    »Die She'pan«, sagte Niun, »ist wegen unserer Annäherung an diese Welt besorgt.«
    Duncans Blick blieb kalt. »Nun, ihr braucht mich nicht. Oder wenn doch, könnt ihr Mittel finden, um mich zu umgehen, oder nicht?«
    »Ich respektiere deinen Hader mit uns.« Niun sank auf die Fersen herab und formte mit den Händen eine einladende Geste. »Aber du weißt sicher, daß es keinen Hader mit der Welt gibt, die uns anzieht. Wir werden sterben, ohne daß du dadurch Befriedigung haben wirst. Was deinen Groll gegen uns angeht, so möchte ich auf diesem kleinen Schiff überhaupt keinen Streit haben, schon gar nicht mit den Dusei

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