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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mittendrin. Hör mir zu, Duncan! Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um dir einen ehrenvollen Weg zu eröffnen, diesen Groll gegen uns abzulegen. Aber wenn du die She'pan in Gefahr bringst, werde ich keine Geduld haben. Und du bringst sie in Gefahr.«
    Duncan widmete sich wieder seiner Aufgabe, strich Stahl an Stahl entlang. Niun kämpfte mit seinem Zorn, kannte das Ergebnis, wenn er Hand an den Tsi'mri legte: ein Dus, das bedenklich an der Grenze zum Miuk balancierte, und ein Schiff, das auf den Zusammenstoß mit einer Welt zurast – in einigen Dingen konnte man wirklich nicht streiten. Wahrscheinlich war der Mensch nicht vernünftiger als das Dus und von dem leidenden Tier beeinflußt. Wenn es über die Grenze geriet, dann würde das auch dem Verstand widerfahren, der das Wissen über das Schiff enthielt.
    Meleins Werk. Niun umklammerte die Knie mit den Armen und suchte nach Worten, mit denen er Duncan erreichen konnte.
    »Wir sind über der Zeit, Duncan.«
    »Wenn ihr mit dieser Situation nicht umgehen könnt«, meinte Duncan plötzlich, »dann könntet ihr gewiß auch nicht sicher landen, sobald ihr eure Heimatwelt erreicht. Ich denke nicht, daß ihr jemals vorhattet, mich loszuwerden. Ihr beide scheint mich zu brauchen, und ich denke, die She'pan hat das immer angenommen. Deswegen hat sie dir deinen Willen gelassen. Es war nur ein Mittel dazu, mich weniger unbequem zu machen, als ich es sonst gewesen wäre – eine Möglichkeit, meine Abwehr zu umgehen und aus mir herauszubekommen, was sie wollte. Ich zürne dir nicht, Niun. Du hast ihr geglaubt. Ich auch. Sie bekam, was sie wollte. Nur jetzt werde ich wieder gebraucht, nicht wahr?« Der Klang des Stahls dauerte an, gemessen und hart. »Werden wie ihr. Einer von euch werden. Ich weiß, daß du es versucht hast. Du hast mich vorbereitet – aber du hast nicht mit dem Tier gerechnet. Jetzt kannst du nicht mehr so leicht mit mir fertigwerden. Das Tier und ich... stellen auf diesem Schiff etwas Neues dar.«
    »Du irrst dich von Anfang an«, sagte Niun, kalt bis zum Herzen durch diese Gedanken des Menschen. »Es gibt einen Autopiloten, der uns hereinbringt. Und die She'pan hat dich oder mich nie belogen. Das kann sie nicht.«
    Duncan blickte ihm plötzlich in die Augen, zeigte zynische Überraschung, und seine Hände ließen ab von der Arbeit. »Vertraust du darauf? Vielleicht ist die Automatik bei den Regul besser als bei uns, aber dies ist ein menschliches Schiff, und ich würde ihm nicht mein Leben anvertrauen, wenn ich eine Möglichkeit hätte. Man könnte wer weiß wo herabkommen. Und weißt du, wie du mit ihm umzugehen hast? Vielleicht ist die She'pan einfach naiv. Ihr braucht mich, Kel Niun. Sag ihr das!«
    Das klang nach Wahrheit. Niun wußte keine Antwort, war in seinem Zutrauen erschüttert. Es gab Dinge, die Melein vernünftigerweise nicht wissen konnte, Dinge, die nicht von den Regul gebaute Maschinen angingen und die Motive nicht vom Volk Geborener. Und doch folgte sie weiterhin ihrer Sicht; er wünschte sich ernsthaft, das glauben zu können.
    »Komm!« bat er Duncan.
    »Nein«, sagte dieser und fing wieder an zu arbeiten.
    Niun blieb unbeweglich, und Panik regte sich in ihm. Der Rhythmus von Stahl auf Stahl, von Metall in verkrampften und weißgeränderten Fingern wurde lauter. Duncan sah nicht auf. Eine Körperlänge entfernt regte sich das Dus und stöhnte.
    Niun erhob sich ruckhaft und verließ die Kel-Halle, schritt durch die Korridore zu Melein zurück.
    »Er weigert sich«, berichtete er ihr und blieb verschleiert.
    Sie sagte nichts, sondern saß nur ruhig da und starrte auf den Schirm. Niun setzte sich neben sie, nahm Mez und Zaidhe ab und knüllte sie mit gesenktem Kopf auf seinem Schoß zu einem Knoten zusammen. Melein hatte kein Wort für ihn übrig, nichts. Sie war endlich dabei, dachte er, zu überlegen, was sie angerichtet hatte, und diese Überlegung kam zu spät.
    * * *
    Und um Mitternacht gab es keinen dunklen Fleck mehr auf dem Schirm. Der Planet nahm furchterregende Einzelheiten an, braungefleckt mit weißen Wolkenwirbeln.
    Plötzlich setzte eine Sirene ein, die sich von jeder unterschied, die sie zuvor schon gehört hatten, und die Schirme blitzten rot auf, ein Pulsieren, das Furchtbares andeutete.
    Niun erhob sich auf die Knie und warf Melein, deren Ruhe jetzt brüchig zu sein schien, einen ängstlichen Blick zu.
    »Geh zu Duncan!« befahl sie. »Frag noch einmal!«
    Mit gesenktem Kopf stand er auf und ging, kümmerte

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