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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mandler
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gekauft habe.
    Ich werde es in die Seine werfen. Nachdem ich es zum Senden meiner Botschaft benutzt habe, werde ich es entsorgen. In der Hoffnung, nein, eigentlich bin ich sicher, dass sie es nicht finden werden. Wenn ich die Batterie und die Karte aus dem Telefon nehme, werden sie keine Chance haben, es zu finden. Und selbst wenn sie es finden würden, könnten sie damit vermutlich nichts anfangen, weil das kalte Wasser der Seine alle Spuren auf dem Gehäuse des Handys binnen Tagen so gut wie vollständig verwischen wird.
    Noch vor einer Woche dachte ich, die Sache müsste komplizierter sein. Ich müsste in ein Internetcafé gehen und, um keine Spuren zu hinterlassen, das Café nachher anzünden. Vielleicht nicht das ganze Café. Es würde reichen, an meinem Platz Feuer zu legen, um meine körperlichen Spuren zu verwischen.
    Aber das alles ist gar nicht nötig. Es reicht, sich einen Ort zu suchen, an dem man kostenlos und ohne personalisierte Zugangsdaten ins Internet kann. Eine Autobahnraststätte zum Beispiel. Oder eine Bibliothek. Oder eine kleine, im Idealfall sogar eine große Bar, in der sich niemand an einzelne Gäste erinnert, weil hunderte von ihnen jeden Tag in dieser Bar ein- und ausgehen.
    Das Wichtigste ist die Abwesenheit von Überwachungskameras. Keine dieser kleinen Datensammelmaschinen darf sich in der Nähe befinden. Nicht an dem Tag, an dem man den Ort auskundschaftet. Und vor allem nicht in dem Moment, in dem man seine Botschaft in die Welt entlässt. In dem ich sagen werde, was ich zu sagen habe. Denn sie werden wissen, von wo diese Botschaft versendet worden ist. Handyvernichtung hin oder her, werden sie die Peilung des Senders nachverfolgen und die Standortdaten mit denen aller Überwachungskameras abgleichen. Und wenn sie das können, wenn ich ihnen die Möglichkeit gebe, mein Gesicht mit einer Kamera festzuhalten, dann werden sie wissen, wer ich bin.
    Aber sie werden es nicht wissen. Ich habe mich am Boulevard Sevastopol auf die Terrasse eines Cafés gesetzt, das mit kostenlosem Internet wirbt. Und während ich damit beschäftigt war, meine Orangina zu trinken, den vielen Menschen dabei zusah, wie sie an dem Café vorbeigingen und wie manche auch hineingingen, um sich einen Espresso oder einen Café Latte auf die Hand zu holen, habe ich nach Kameras Ausschau gehalten und keine gesehen. Kostenlos und anonym wollte ich mich in das Netzwerk des Cafés einwählen. Oder mich mit diesem Netz verbinden, wie es das Telefon genannt hat. Ich dachte darüber nach, ob sie mich nicht doch identifizieren könnten, aus irgendeinem Grund, den ich nicht kenne, weil ich nicht weiß, wozu genau sie in der Lage sind. Ich könnte durch mein Vorgehen, über die Kellnerin zum Beispiel, ein Phantombild von mir um die Welt schicken, dachte ich, und während ich diesen sich im Ungewissen verlaufenden sinnlosen Gedanken nachhing, die mich keinen Schritt weiterbrachten, ich hätte noch hundert- oder tausendmal über die Sache nachdenken können, ohne auch nur ein bisschen mehr über das Risiko zu wissen, dachte ich. Und dennoch hatte meine Zögerlichkeit etwas Positives. Denn während ich mit meinem Telefon in der Hand dasaß und mein nach der Orangina bestellter Kaffee langsam kalt wurde, weil ich Schwierigkeiten hatte, das Telefon richtig zu bedienen, kam ich plötzlich doch einen entscheidenden Schritt vorwärts: Das Telefon zeigte mir neben dem Netzwerk des Cafés ein unverschlüsseltes, frei zugängliches an. Irgendjemand in der Umgebung, irgendwer, der in einem der Häuser neben dem Café lebt und der Sicherheitsvorkehrungen auf die leichte Schulter nimmt, hatte sein Netzwerk einfach nicht gesichert. Und damit bot dieser Unbekannte mir die ideale Möglichkeit, wirklich keine Spuren zu hinterlassen.
    Ich bin mir nicht sicher. Aber es fällt mir nur der junge Mann in Koblenz ein, der mir das Gerät verkauft hat. Mitsamt der Simkarte ohne Guthaben. Er war verwundert darüber, was ich mit der in seinen Augen wertlosen Karte anfangen wollte. Aber die zehn Euro, die ich ihm dafür zusteckte, überzeugten ihn. Drei oder vier Bier, dachte ich. Der Gegenwert eines ausgiebigen Essens in einer Fastfoodbude oder des Eintrittes in einen Club hatte gereicht, um ihn zu überzeugen. Für kleines Geld warf er seine Skrupel über Bord und versuchte nicht länger zu verstehen, was ich mit einer leeren, fremden Simcard anfangen wollte. Und dabei ist es erst diese Karte, waren es diese zehn Euro, die mich in die Lage versetzt haben,

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