Shooting Stars (German Edition)
dafür verantwortlich ist, dass Schweden jetzt keine Fußball-Nationalmannschaft mehr hat.
Der König selbst hat sich mit sehr ernster und würdevoller Miene vor die Kamera gestellt. Er hält eine Ansprache. Nein, er gibt ein Statement ab. Er positioniert sich klar und eindeutig. Er sagt, Schweden werde nach dem heutigen Tag nie mehr sein, wie es war. Man dürfe das unter keinen Umständen hinnehmen. Sagt er. Und aus diesem Grund habe er sich dazu entschlossen, mit voller Rückendeckung von allen politischen Parteien und in Absprache mit gewichtigen Personen habe er sich entschlossen, alle nötigen Maßnahmen einzuleiten.
Im Angesicht der Bedrohung
, sagt er, könne er es nicht verhindern, dass auch die Freiheiten der unschuldigen Schweden für eine begrenze Zeit
eingeschränkt
werden. Zivile Rechte müssten beschnitten werden.
Wir werden niemanden festhalten
, sagt er.
Wir werden keine Ausgangssperre verhängen, aber die Kontrollen verschärfen. Und wir werden alle Mittel nutzen, die wir haben, um diese niederträchtigen Täter zu stoppen
. Dazu gehöre auch, so der König, die maximale Ausweitung der geheimdienstlichen Tätigkeiten und der Überwachung von Kommunikationskanälen.
Ja
, sagt er:
Wir haben uns schweren Herzens zu dem Schritt entschieden, die private und berufliche Kommunikation in diesem Land maximal zu überwachen. Ja
, sagt er:
Wir werden möglicherweise auch Ihr Telefon und Ihren Internetanschluss beobachten. Und wir bitten Sie schon heute dafür um Entschuldigung. Und um Ihre Unterstützung. Denn wer nichts mit der Sache zu tun hat, der hat auch nicht das Geringste zu befürchten
, sagt er.
Die Daten, die wir erheben, werden wir mit der größtmöglichen Sensibilität behandeln. Unsere Untersuchungen sind streng auf die Bekämpfung dieser Bedrohung begrenzt. Andere Daten werden nicht aufgezeichnet oder binnen kürzester Zeit wieder vollständig vernichtet. Aber es kommt jetzt auf uns alle an. Wir alle gemeinsam müssen dafür sorgen, dass die Täter gefasst werden, die unsere persönlichen und politischen Freiheiten auf infame Weise attackieren
.
SIEBEN
1
Schweden, natürlich ist der Anschlag in Schweden das Thema Nummer eins. Der Bus, in den sie hineingeschossen haben. Im Fernsehen zeigen sie schockierte Menschen, die Kommentare abgeben. Und die Bilder des Busses. Immer wieder sehe ich den zerschossenen Bus und es muss sie, denke ich. Aber wahrscheinlich denke ich falsch. Denn obwohl Bilder vom Inneren des Busses noch medienwirksamer sein würden, kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand da freiwillig hineingeht und mit seiner Kamera draufhält, dass er oder sie die besten Bilder sucht, während man sich darauf konzentrieren muss, nicht im Blut, im Urin, in Erbrochenem und im Kot auszurutschen, die bestimmt den gesamten Boden des Busses bedecken.
Sie zeigen lieber weinende Fans und Angehörige als Opfer und Blut. Polizisten und Rettungswägen statt Särge und Bestatter. Und Ermittler in Zivil, einen Experten der Feuerwehr. Irgendein Minister hat sich auch zu Wort gemeldet, immer wieder sieht man ihn in einer praktisch endlosen Wiederholungsschleife sprechen und immer wieder zeigen sie nach ihm auch diesen einen Sonderermittler, der ein Interview gibt und mit ernster Miene verkündet, dass sie
diejenigen, die für das hier verantwortlich sind, so schnell wie möglich fassen
werden und dass sie
diese Feiglinge jagen, finden und dingfest machen
werden.
Weil nichts Neues in Erfahrung zu bringen ist, beruhigen sie die Öffentlichkeit mit Wiederholungen im Viertelstundentakt. Auf praktisch allen Sendern. Oder sie versuchen, die Menschen in Europa damit aufzupeitschen, denke ich. Sie wollen sie auf ihre Seite ziehen. Mit allen Mitteln verhin dern, dass das Unmögliche geschieht, dass sich die Meinung der Menschen gegen das System richtet und sich die Menschen hinter die Attentäter stellen. Aber das wird nicht passieren, denke ich. Nicht in Schweden. Nicht wenn man so vorgeht. Denn diesen brutalen Feuersturmangriff auf den Bus werden die Menschen nicht umdeuten können, sondern ihn nur als das sehen können, was er ist: Eine Aktion, die, weil sie so pauschal ist, keine Sympathien, nein. Dieses Attentat wird nicht nur die ohnehin spärlich vorhandenen Sympathien für die Terroristen ersticken, sondern die Menschen in ganz Europa gegen ihre Idee aufbringen. Und im selben Atemzug, denke ich, werden die Schweden es auch geschafft haben, die Menschen gegen meine Idee aufzubringen. Sie untergraben
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