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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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auf einer Dinnerparty in Mayfair auf mich wartete.
    Aber ich wurde das hohle Gefühl in der Magengrube nicht los, als ich hinten im Taxi saß und zu Meg fuhr. Es war nicht nur meine scheinbare Eifersucht auf Sondrines und Ethans Date oder die alles überspannende Sorge bei der Vorstellung, Mutter von Zwillingen zu werden. Ich war auch ganz einfach nervös wegen der Party. Ich konnte michnicht erinnern, in New York jemals Angst vor dem Ausgehen empfunden zu haben, und ich fragte mich, warum das heute Abend anders war. Vielleicht weil ich ohne Freund oder Verlobten kam. Ich erkannte plötzlich, dass es eine gewisse Sicherheit gab, einen Partner zu haben, und dass es den Druck zu glänzen milderte. Paradoxerweise hatte gerade dies eine gewisse Unbekümmertheit gefördert, die mir erlaubte, der Mittelpunkt der Party zu sein und die Zuneigung der
überzähligen
Männer einzusacken.
    Aber jetzt war ich an niemanden mehr gebunden und bewegte mich auch nicht mehr in der behaglichen Zone zwischen Manhattan und den Hamptons, wo ich immer genau wusste, was ich in einer Bar, in einem Club oder auf einer Party zu erwarten hatte. Wo immer ich hinging, konnte ich ein paar Drinks nehmen und war nicht nur die schönste Frau im Raum (bis auf das eine Mal im Lotus, als Gisele Bündchen hereinspaziert kam), sondern auch die spritzigste.
    Das alles war jetzt anders. Ich hatte keinen Freund und keine perfekte Figur, und auf die enthemmende Wirkung des Alkohols konnte ich auch nicht mehr zurückgreifen. Deshalb war mir ziemlich bang, als das Taxi vor Megs Stadthaus hielt. Ich stieg aus und bezahlte den Fahrer durch das vordere Seitenfenster (eine Sitte, die ich besser fand als die New Yorker Art, die Scheine über die Sitzlehne nach vorn zu reichen). Dann holte ich tief Luft, ging zur Tür und läutete.
    «Hallo, Darcy! Schön, dich zu sehen», sagte Meg, als sie öffnete. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, und ich sah erleichtert, dass sie ebenfalls ein schwarzes Kleid trug. Zumindest war ich also angemessen gekleidet.
    «Gleichfalls! Und danke für die Einladung», sagte ich und begann mich zu entspannen.
    Meg lächelte und machte mich mit ihrem Mann Yossi bekannt, einem spindeldürren, dunkelhäutigen Typen mit einem ungewöhnlichen Akzent (ich erfuhr später, dass er aus Israel stammte und in Paris zur Schule gegangen war). Er nahm mir den Mantel ab und bot mir etwas zu trinken an. «Ein Glas Champagner vielleicht?»
    Ich legte die Hand auf meinen Bauch und lehnte höflich ab.
    «Wie wär’s dann mit einem Perrier?», fragte er.
    «Sehr gern.»
    Meg führte mich in ihr Wohnzimmer, das aussah wie ein doppelseitiges Illustriertenfoto. Höhere Decken hatte ich in einer Privatwohnung noch nie gesehen – mindestens fünf Meter. Die Wände waren in einem dunklen, romantischen Rot gehalten. Im offenen Kamin flackerte ein Feuer und warf sein weiches Licht auf die kräftigen Farben des Perserteppichs und die dunklen, antiken Möbel. Ein Regal mit ausgeblichenen Hardcover-Büchern füllte eine ganze Wand vom Boden bis zur Decke. Die vielen Bücher wirkten irgendwie einschüchternd auf mich – als müsse ich damit rechnen, später über Literatur ausgefragt zu werden.
    Auch die Gäste schüchterten mich ein. Sie hatten keinerlei Ähnlichkeit mit meiner homogenen New Yorker Truppe. Das runde Dutzend Leute in diesem Raum war kulturell und ethnisch so bunt zusammengewürfelt, dass ich an eine Benetton-Anzeige denken musste. Yossi brachte mir ein Kristallglas mit meinem Mineralwasser, und Meg fragte, ob ich bei der Stellensuche schon Erfolg gehabt hätte.
    «Bisher noch nicht», sagte ich. «Aber beim Arzt bin ich immerhin schon gewesen.»
    «Und, weißt du, was es wird?», fragte sie eifrig.
    «Ja.» Mir wurde plötzlich klar, dass ich mich gar nicht auf diese Frage vorbereitet hatte.
    «Ein Mädchen?»
    «Nein. Ein Junge.» Im Bruchteil einer Sekunde entschied ich, ihr noch nichts von den Zwillingen zu erzählen. Als Single ein Baby zu erwarten erschien mir akzeptabel, vielleicht sogar zeitgemäß, aber als Single Zwillinge zu bekommen wirkte irgendwie peinlich, ja beinahe ärmlich, und es war sicher nicht die Information, die man auf einer eleganten Dinnerparty herausposaunte.
    «Oh! Ein Junge! Wie reizend!», rief Meg. «Gratuliere!»
    Ich lächelte und verspürte leise Gewissensbisse, weil ich ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte. Aber inzwischen führte sie mich schon im Zimmer umher und machte mich mit den anderen Gästen bekannt.

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