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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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dass die befruchtete Eizelle sich zwischen dem dritten und dem siebten Tag nach der Empfängnis geteilt hat.»
    «Ssschheiße»
, flüsterte ich.
    Er drückte auf einen Knopf und erklärte, dass er jetzt ein Ultraschallfoto mache. Dann bewegte er die Sonde einkleines Stück und machte noch ein Foto. Er reichte mir die beiden Bilder: Auf dem einen stand «Baby A», auf dem anderen «Baby B». Widerstrebend nahm ich sie entgegen. Mr.   Moore fragte, ob ich mich jetzt anziehen und zur Beruhigung mit Beatrix eine Tasse Pfefferminztee trinken wollte. Die Hebamme kam langsam näher und lächelte mich an.
    «Nein. Nein, vielen Dank. Ich muss los.» Ich stand auf und zog mich an, so schnell ich konnte.
    Mr.   Moore versuchte, mich zu einem weiteren Gespräch auf den Stuhl zurückzulocken, aber ich musste einfach weg; ich hatte plötzlich die irrationale Überzeugung, dass diese Praxis mit ihrer imposanten viktorianischen Förmlichkeit mein kleines Mädchen in einen kleinen Jungen verwandelt und mit zwei multipliziert hatte. Wenn ich schnell entfloh, würde vielleicht alles wieder in Ordnung kommen. Ich würde eine zweite Meinung einholen. Es musste doch einen guten amerikanischen Arzt in London geben. Einen mit
Doktortitel
, Herrgott nochmal.
    «Tut mir Leid, Mr.   Moore», sagte ich, «aber ich muss jetzt wirklich gehen.»
    Mr.   Moore und Beatrix sahen zu, wie ich mich fertig anzog und nach meiner Handtasche griff. In der Tür sagte ich, er solle mir die Rechnung zuschicken, und vielen Dank auch. Dann trat ich auf die Harley Street hinaus, betäubt von Mr.   Moores Eröffnungen und dem durchdringenden Londoner Nieselregen.
    Benommen wanderte ich quer durch die Stadt, und das Wort
Zwillinge
pochte gegen meine Schädeldecke. Ich ging zur Bond Street, dann hinüber zum Marble Arch und weiter nach Knightsbridge. Ich ging, bis mir das Kreuz wehtat und Hände und Zehen taub wurden. Ich betrat kein einzigesGeschäft, so verlockend die Schaufenster auch aussehen mochten. Nur einmal, als der Regen am schlimmsten war, ging ich für ein paar Minuten in ein Starbucks; ich dachte, die vertraute orange-violette Einrichtung würde mir ein bisschen Trost spenden. Aber das tat sie nicht, ebenso wenig wie die heiße Schokolade und der Bagel, den ich hungrig verschlang. Die Vorstellung, ein Baby zu bekommen, war einschüchternd gewesen. Aber jetzt hatte ich nackte Angst. Wie sollte ich für Zwillinge sorgen – wie sollte ich sie auch nur auseinander halten? Der Gedanke war absurd.
    Gegen drei, mit Beginn der Dämmerung, kam ich durchfroren und erschöpft zu Hause an.
    «Darcy? Bist du das?», rief Ethan aus seinem Zimmer.
    «Ja.» Ich riss mir den Mantel herunter und schleuderte die Stiefel von den Füßen.
    «Komm nach hinten!»
    Ich ging den Flur hinunter und öffnete Ethans Tür. Er lag ausgestreckt auf dem Bett, ein offenes Buch auf der Brust. Die Lampe am Bett warf ihr warmes, weiches Licht auf sein blondes Haar. Es sah aus, als habe er einen Heiligenschein.
    «Darf ich mich setzen? Ich bin ein bisschen nass», sagte ich.
    «Natürlich.»
    Ich setzte mich im Schneidersitz ans Fußende und rieb mir die Fußsohlen. Mich fröstelte.
    «Bist du in den Regen gekommen?», fragte er.
    «Hmm. Sozusagen. Bin den ganzen Tag drin rumgelaufen», sagte ich kläglich. «Ich hab meinen Schirm zu Hause vergessen.»
    «Das ist in London keine gute Idee.»
    «Tja. Du wirst nicht glauben, was mir heute passiert ist   …»
    «Bist du überfallen worden?» Er trommelte mit den Fingern auf dem Buchrücken herum.
    «Nein. Schlimmer.»
    Ethan kicherte. «Schlimmer, als dass einer dir deine Gucci-Handtasche klaut?»
    «Es ist nicht komisch, Ethan.» Meine Stimme zitterte.
    Sein Lächeln verschwand. Er klappte das Buch zu und warf es neben sich auf das Bett. «Was ist passiert?»
    «Ich war heute Morgen beim Arzt   …»
    Er setzte sich besorgt auf. «Alles okay mit dem Baby?»
    Ich flocht die Beine auseinander, zog die Knie an die Brust und legte das Kinn darauf. «Alles bestens mit   … den Babys.»
    Ethan machte große Augen. «Babys?»
    Ich nickte.
    «Zwillinge?»
    «Ja. Zwillinge. Eineiige Zwillings
jungen

    Ethan starrte mich ein paar Sekunden lang an. «Machst du Witze?»
    «Seh ich so aus?»
    Seine Mundwinkel zuckten, als müsse er ein Lachen unterdrücken.
    «Das ist nicht komisch, Ethan   … Und bitte sag nicht, dass mir ganz recht geschieht. Denn glaub mir, ich habe bereits in Betracht gezogen, dass ich bestraft werden soll. Vielleicht

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