Shoppen und fischen
von der Praxis. Manchmal brachte er etwas zu essen mit, und dann musste ich den Abend mit ihm statt mit Ethan verbringen (der sich dann prompt zu Sondrine verkrümelte). Manchmal stellte ich mich einfach schlafend, und dann hinterließ er mir ein paar Zeilen auf seinem persönlichen Briefpapier, in das übrigens sein Familienwappen eingeprägt war – was haargenau zu meinen alten Alistair-Phantasien gepasst hätte. Jetzt war mir Ethans nüchternes, liniertes gelbes Notizpapier lieber. Alles an Ethan war mir jetzt lieber.
Eines Nachmittags in meiner dreiunddreißigsten Woche kam Geoffrey in seiner Mittagspause zu einem Überraschungsbesuch. Ich war über einem
US Weekly
eingeschlafen, das Annalise in ihrer fürsorglichen Art geschickt hatte – zusammen mit einer Dose ihrer berühmten Hafer-Rosinen-Kekse und einer Flasche Bodylotion gegen Schwangerschaftsstreifen. Als ich aufwachte, kauerte Geoffrey auf einem Esszimmerstuhl, den er sich ans Bett gestellt hatte. Ich sah seinem Gesicht an, dass er das Gleiche fühlte wie ich, wenn ich Ethan beim Schlafen zusah, und ich wusste, es war Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
«Hallo, Liebling», sagte er, als ich mich streckte und aufsetzte. Seine Stimme klang leise und fürsorglich. «Wie fühlst du dich?»
«Gut. Bloß müde und allgemein unwohl.»
«Ist Mr. Smith heute Nachmittag vorbeigekommen?»
«Ja.» Ich lächelte. «Ich find’s schön, dass die Ärzte in diesem Land Hausbesuche machen.»
«Und?», fragte Geoffrey. «Was hat er gesagt?»
«Er sagt, es sieht immer noch alles gut aus.»
Er nickte. «Gut. Gab es nochmal irgendwelche Krämpfe, Blutungen, Wehen?»
Ich schüttelte den Kopf.
«Braves Mädchen.» Er strich mir das Haar aus der Stirn. Dann lächelte er mich kurz und geheimnisvoll an und sagte: «Ich hab etwas für dich.» Er gab mir drei Maklerprospekte mit wunderbaren, geräumigen Wohnungen in vornehmen Gegenden. Der Stoff meiner Träume, als ich nach London gekommen war. Mein Blick blieb an den Beschreibungen hängen: fünf Schlafzimmer, Terrasse, Blick auf den Park, offener Kamin. Ich zwang mich, ihm die Broschüren zurückzugeben. Ich durfte nicht länger zögern, durfte nicht riskieren, dass diese Bilder die alte Darcy wieder einfingen.
«Du hast keine Lust, es dir anzusehen», sagte Geoffrey.
«Ich glaube, es wäre keine gute Idee.»
«Stimmt etwas nicht?»
Er wusste es. Man weiß es immer. Ich suchte nach den richtigen Worten, nach mitfühlenden Worten. Aber es ist sehr schwer, eine Trennung zu versüßen, wenn man im Bett eines anderen Mannes liegt und seinen karierten Pyjama anhat. Also platzte ich einfach heraus, schnell und ohne Umschweife, wie wenn man ein Pflaster abreißt: «Geoffrey, es tut mir wirklich Leid, aber ich glaube, wir müssen uns trennen.»
Er schob die Maklerbroschüren zusammen und betrachtete die oberste; sie zeigte ein Apartment in Belgravia, dasaussah, als gehöre sie zu dem Block, in dem Gwyneth Paltrow und Chris Martin wohnten. Es versetzte mir einen Stich, als ich dachte, wenn ich bei Geoffrey bliebe, könnte ich zu Gwyneth’ Freundinnen gehören. Ich stellte mir vor, wie ich die Garderobe mit ihr teilte und wie sie sich bei mir unterhakte und sagte: «Was mein ist, ist auch dein.» Man würde uns zusammen für
Hello
fotografieren. Und als Riesenfan von Coldplay hätte auch Ethan etwas davon. Ich sah meine Jungs in einer Krabbelgruppe mit der kleinen Apple. Vielleicht würde einer der beiden sie eines Tages heiraten. Ich würde das Probedinner planen, und Gwynnie wäre für die Hochzeit zuständig. Wir würden täglich miteinander telefonieren und über Blumenarrangements reden, über Tortenverkostungen und die Auswahl der Weine. Mit einem Ruck kehrte ich in die Wirklichkeit zurück. Nicht mal Gwyneth und ihre Verlockungen konnten mich noch einmal für Geoffrey gewinnen.
«Ist es wegen Ethan?», fragte er nach einer ganzen Weile.
Darauf, Ethans Namen zu hören, war ich nicht vorbereitet, und ich reagierte nervös. Ich wusste nicht genau, wie ich antworten sollte, aber schließlich sagte ich: «Ich hab einfach nicht die richtigen Gefühle für dich. Ich dachte, ich hätte sie … aber … ich liebe dich nicht. Es tut mir Leid.»
Die klaren, schlichten Worte klangen vertraut, und ich merkte, wie sehr sie dem ähnelten, was Dexter am Ende zu mir gesagt hatte. Plötzlich erkannte ich, dass es gleichgültig war, wann seine Affäre mit Rachel angefangen hatte. Sie war nicht der Grund für unsere
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