Shoppen und fischen
Wenn die Babys da sind, muss ich wahrscheinlich meine alte Stelle wieder antreten. Ich hab einfach kein Geld, um hier zu bleiben.»
«Du kannst hier bleiben, solange du willst», sagte Ethan.
«Das kann ich nicht. Ich bin dir lange genug zur Last gefallen … Und du schwimmst ja auch nicht gerade im Geld.» Ich lächelte.
«Aber ich hab dich
gern
hier, Darcy. Ich kann es nicht erwarten,dass die Babys kommen. Ich bin unglaublich aufgeregt. Lass dich nicht durch Geldprobleme zu irgendetwas zwingen. Wir kriegen das hin. Ich hab Ersparnisse.»
Ich sah sein ernstes Gesicht und musste den Drang herunterschlucken, ihm meine Gefühle zu offenbaren. Nicht weil ich Angst vor einer Zurückweisung hatte, sondern weil meine Gefühle diesmal selbstlos waren, und es wäre unfair gewesen, Ethan das alles aufzubürden. Er hatte eine feste Beziehung. Er brauchte sich nicht um mich zu sorgen und sich nicht mit der Frage unter Druck zu setzen, wie es sich auf meine Schwangerschaft auswirken könnte, wenn er meine Gefühle verletzte.
Also lächelte ich nur und sagte: «Danke, Ethan. Wir werden sehen, was passiert.»
Aber im Grunde meines Herzens wusste ich, dass meine Zeit in London und meine Zeit mit Ethan zu Ende ging.
EINUNDDREISSIG
Am nächsten Tag erreichte ich die Zweiunddreißig-Wochen-Marke, die nach meinem Zwillingsbuch insofern bedeutsam war, als es ab diesem Termin «unwahrscheinlich ist, dass die Kinder langfristige Gesundheitsschäden infolge einer Frühgeburt davontragen». Mir war, als hätte ich eine enorme Hürde genommen, was beinahe amüsant war, wenn ich bedachte, dass ich absolut gar nichts getan hatte, außer im Bett zu liegen, Illustrierte zu lesen und zu essen.
Zur Feier dieses Meilensteins überraschte Ethan mich mit einer selbst gebackenen Schokoladentorte, die er auf seinem Holztablett ins Schlafzimmer trug. Die Torte war mit zweiunddreißig blauen Kerzen dekoriert, eine für jede Schwangerschaftswoche, und als er sie anzündete, sang er ziemlich schief: «Happy Birthday, Baby A und B!»
Ich lachte, wünschte mir im Stillen etwas und blies die Kerzen mit zwei Anläufen aus (das galt, sagte er, weil es ja zwei Babys waren). Dann schnitt er die Torte an und gab jedem ein großes Stück. Ich aß noch ein zweites und ein drittes und lobte seine Backkünste, besonders den Zuckerguss. Als wir fertig waren, räumte er Teller und Tablett weg und kam mit einem großen Paket zurück, in mintgrünes, weiß gepunktetes Papier verpackt.
«Du sollst mir doch nichts schenken.» Hoffentlich hatte er nicht zu viel Geld für das Babygeschenk ausgegeben.
Feierlich legte er mir das Paket auf den Schoss. «Tu ich nicht … Es ist von Rachel.»
Ich starrte das Paket an. Tatsächlich – die Verpackung war typisch für Rachel: Perfekt und hübsch, aber dezent genug, um nicht auszusehen wie eine professionelle Verpackung. Ich betrachtete die säuberlichen Kanten, die kurzen Klebstreifen parallel zu den Papierrändern, die volle, symmetrische Schleife. Aus irgendeinem Grund weckte dieses Paket alle möglichen schönen Erinnerungen an Momente, die ich gemeinsam mit Rachel erlebt hatte.
Ethan warf mir einen besorgten Blick zu. «Regt dich das auf? Hätte ich es dir nicht geben sollen? Ich hab ’ne Weile überlegt …»
«Nein. Es ist gut.» Ich strich über das Geschenkpapier. Rachels Hände hatten dieses Paket berührt, dachte ich, undich war überwältigt von der absurden Empfindung, dass ich plötzlich Kontakt zur Totenwelt hatte.
«Willst du es nicht aufmachen?», fragte er.
Ich nickte.
«Sie hat es schon vor ein paar Wochen geschickt, aber sie wollte, dass ich warte, bis der Termin noch ein Stück näher kommt. Ich dachte, heute ist es okay … weil ich mir jetzt keine Sorgen mehr mache. Deine Babys werden gesund sein.»
Mit klopfendem Herzen löste ich sorgfältig die weiße Schleife, schlug das Papier zurück und öffnete die Schachtel. Darin lagen zwei weiße Babydecken mit einem Besatz aus hellblauer Seide. Etwas Weicheres, Wärmeres hatte ich noch nie berührt. Ich erinnerte mich, dass Rachel für Annalise eine ähnliche Decke gekauft hatte, aber diese hier waren noch viel schöner. Nach einer ganzen Weile zog ich die Karte aus dem Umschlag. Auf die Vorderseite war ein Bild von zwei Kinderwagen geprägt. Langsam klappte ich die Karte auf und sah Rachels saubere Handschrift. Ich hörte ihre Stimme, während ich las.
Liebe Darcy,
zuerst möchte ich dir sagen, wie Leid mir alles tut, was
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