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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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eines Nachmittags gegen Ende April, als Ethan und ich mit den Kindern unseren täglichen Spaziergang durch den Holland Park machten, berichtete er mir ernst und feierlich, er habe am Abend zuvor bei Wein und Austern im Bibendum die Beziehung zu Sondrine beendet. Aufgeregt erkannte ich die Chance, aber ich spürte auch Unbehagen zwischen uns. Das letzte Hindernis zwischen uns war fort – aber was jetzt?
    Ich lachte nervös und sagte in scherzhaftem Ton: «Ein bisschen schräg, jemanden bei Austern abzuservieren, oder?»
    «Na ja.» Ethan blickte starr auf den Weg vor uns. «Ich bin nicht immer der Geschickteste   … wie du wohl weißt.»
    Sein «wie du wohl weißt» klang höchst bedeutungsschwanger, und meine Beklommenheit wuchs. Also schwatzte ich blindlings weiter und faselte etwas darüber, dass man doch eigentlich in Monaten ohne R keine Austern essen solle.
    «Es gab Felsenaustern   – Fines de Claire   –, und die kann man das ganze Jahr über essen. Aber vielen Dank für deine Besorgnis.» Er gähnte mit gespielter Nonchalance.
    «Aber bitte», sagte ich, während wir um das obere Ende der Cricket Lawn herumspazierten. Eine Minute verging, und das Schweigen zwischen uns wurde immer dichter.
    «Und wie geht’s dir?», fragte ich schließlich vorsichtig. «Mit dieser Trennung?»
    Ethan sah mich mit hochgezogenen Brauen an. «Es war schon lange abzusehen. Ich glaube, ich war nur zu unausgeschlafen, sonst wäre ich schon früher dazu gekommen, weißt du?»
    Ich nickte. Ich wusste es.
    «Ich fühlte mich ihr einfach nicht nah genug. Nach so langer Zeit hätte ich mich ihr näher fühlen müssen. Zumindest das Gefühl haben, dass ich sie kenne   … Ich meine, ich kenne ihren Geschmack, was Musik, Kunst, Essen, Literatur, Reisen angeht. Aber
sie
kannte ich immer noch nicht. Vielleicht wollte ich sie auch gar nicht so unbedingt kennen lernen.»
    Ich nickte wieder. Ich merkte, dass wir beide jetzt schneller gingen und jeden Blickkontakt vermieden.
    «Es kamen noch ein paar andere Sachen dazu», schwatzte er nervös. Er hielt den Kinderwagen an, beugte sich hinunter und rückte John das Mützchen zurecht, das ihm über die Augen gerutscht war. «Sie war so gnadenlos antiamerikanisch. Ich meine, ich bin der Erste, der den Mund aufmacht und unsere Regierung kritisiert. Aber mir sträubten sich die Nackenhaare, wenn sie es tat. Ich musste ständig die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu sagen: ‹Wenn wir nicht gewesen wären, würdet ihr alle heute Deutsch sprechen.›»
    Ich lächelte und tat, als verfolge ich ein Drei-gegen-drei-Fußballspiel in der Nähe.
    «Und dann ihr Geruch   …», sagte er.
    «Was denn? Wäscht sie sich nicht?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein, nein, sie ist absolut sauber, und sie hat ein hübsches Parfüm und all das. Aber da istetwas an ihrem eigenen,
natürlichen
Geruch. Wie ihre Haut riecht. Er gefiel mir einfach nicht   … Du siehst also, da war nichts zu machen.»
    «Hab ich auch einen Geruch? Wenn ich kein Parfüm trage?» Ich hatte plötzlich Angst, Ethan könnte meinen Geruch auch nicht leiden und ich hätte mir die körperliche, die chemische Anziehungskraft zwischen uns nur eingebildet.
    Ethan sah mich an und wurde puterrot. «Ja. Du hast auch einen Geruch», sagte er langsam.
    «Und?», fragte ich mit klopfendem Herzen.
    Er blieb stehen, drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. «Dein Geruch ist ein bisschen zitrusartig. Süß, aber nicht zu süß.»
    Sein Gesichtsausdruck beseitigte meinen letzten Zweifel. Ich war jetzt sicher: Ethan liebte mich genauso, wie ich ihn liebte. Ich empfand Schwindel und Atemlosigkeit, als seine Hand sich um meine schloss, während die andere weiter auf dem Griff des Kinderwagens lag. Wir hatten einander schon oft bei der Hand gehalten, aber diesmal war es anders. Es war ein Vorbote von sehr viel mehr. Und wirklich, Ethan zog mich an sich, er schloss die Augen, vergrub das Gesicht an meinem Hals und atmete tief ein.
    «Ja. Du riechst wie eine Orange», flüsterte er. «Eine Orange im Strumpf am Weihnachtsmorgen.»
    Ein elektrischer Schlag durchzuckte meinen Körper, und ich begriff, was es heißt, weiche Knie zu bekommen. Ich schloss die Augen, schlang die Arme um seine Schultern und drückte ihn fest an mich. Und mitten im Holland Park, zwischen Fußballspielern, Hunden und kleinen Kindern, küssten Ethan und ich einander zum ersten Mal wirklich.Ich weiß nicht, wie lange es dauerte – zehn Sekunden oder fünf Minuten oder

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