Shoppen und fischen
möchtest?», fragte er.
Ich nickte. Ich konnte es nicht in Worte fassen, aber irgendwie verspürte ich den Drang, einen offiziellen Waffenstillstand mit meiner ehemals besten Freundin zu schließen. Was immer in der Vergangenheit passiert sein und was die Zukunft für uns bereithalten mochte, Rachel sollte von
mir
erfahren, dass Thomas und John geboren waren. Ich wählte ihre Nummer auf Ethans Handy, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Ich lauschte auf den Klingelton und wusste nicht, ob ich mir wünschte, dass sie sich meldete oder ihr Anrufbeantworter.
Mit der dritten Möglichkeit hatte ich nicht gerechnet.
«Hal-lo», sagte Dex fröhlich.
Ich geriet in Panik. Ich starrte Ethan mit entsetzt aufgerissenen Augen an und formte mit dem Mund das Wort: «Dex!»
Er verzog mitfühlend das Gesicht, reckte dann motivierend die geballte Faust in die Höhe und flüsterte: «Los. Mach schon. Sag, du willst mit Rachel sprechen.»
Und ich tat es. Ich fand neue Kraft, als ich auf John hinunterblickte, der im Schlaf leise schmatzte. Dex war Geschichte. Alte Geschichte. Zwischen ihm und mir lagen buchstäblich zwei Menschenleben.
Ich holte tief Luft. «Hi, Dex. Darcy hier. Ist Rachel da?»
«Hallo, Darcy», sagte Dex förmlich. Dann zögerte er, als sei er eine Art Torwächter, der das Unheil heraufziehen sah. «Rachel ist da», sagte er schließlich.
Es folgte eine lange Pause, und ein Rascheln kam durch die Leitung. Ich sah ihn vor mir, wie er die Sprechmuschel zuhielt und ihr strategische Anweisungen gab: «Lass dich von ihr nicht in eine Auseinandersetzung verwickeln!»
Ich dachte daran, wie ich Dex in unserem alten Apartment das letzte Mal gesehen hatte, und ich schämte mich für die Show, die ich dort hatte abziehen wollen. Vermutlich hatte ich meinen Ruf verdient, und ich konnte ihm nicht verdenken, dass er jetzt auf der Hut war.
«Hi, Darcy», sagte Rachel schüchtern; ihre Stimme kam knisternd aus weiter Ferne. Es war eine Stimme, die ich fünfundzwanzig Jahre lang beinahe jeden Tag gehört hatte, und es war erstaunlich, dass sie jetzt so vertraut und gleichzeitig so absolut fremd klingen konnte.
«Hi, Rachel … Ich hatte – ich wollte dir etwas erzählen», stammelte ich mit klopfendem Herzen. «Ich hab gestern Nacht meine Babys bekommen. Zwei Jungen.»
«Herzlichen Glückwunsch, Darcy.» Es klang warm und aufrichtig. «Ich freu mich sehr für dich.»
«Danke», sagte ich.
«Wie heißen sie denn?», fragte sie zaghaft.
«John Noel und Thomas Ethan.»
«Wunderschön», sagte sie und zögerte kurz. «Nach Ethan?»
«Ja.» Ob Ethan ihr schon erzählt hatte, wie nah wir einander waren? Wenn nicht, nahm sie höchstwahrscheinlich an, ich wollte ihr den Platz als Ethans gute Freundin streitig machen. Das hätte durchaus zu den Tricks gepasst, die ich früher versucht hatte, und wieder dachte ich mit leiser Verlegenheit daran, was für ein Mensch ich gewesen war. Trotzdem widerstand ich dem Bedürfnis, mich zu rechtfertigen, und ratterte stattdessen die Daten meiner Neugeborenen herunter.
«Und wie geht es dir?», fragte sie leise.
Ich spürte, wie ich mich allmählich entspannte. «Gut. Es war keine schwere Geburt … Ich bin jetzt nur wirklich müde. Aber nach allem, was ich so höre, wird das von jetzt an nur noch schlimmer.»
Ich lachte, aber Rachel blieb ernst. Sie wollte wissen, ob meine Mutter käme, um mir zu helfen.
«Ja. Ich hab eben mit ihr gesprochen. Du bist die Zweite, die ich anrufe.»
Sie sollte die Reihenfolge kennen. Es sollte als Entschuldigung zwischen den Zeilen gelten. Einer umfassenden Bewertung unserer Freundschaft fühlte ich mich noch nicht gewachsen, aber sie sollte doch wissen, dass mir Leid tat, was zwischen uns passiert war.
Nach einer langen Pause sagte sie: «Ich bin wirklich froh, dass du angerufen hast, Darcy. Ich hab in letzter Zeit so viel an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl geht.»
«Ja. Ich hab deine Karte bekommen. Und die Babydecken. Sie sind wirklich toll. Danke.»
«Das ist gern geschehen.»
«Und wie geht es dir?» Ich wollte sie noch nicht loslassen. Ich wollte mehr von ihr wissen.
«Gut. Mir geht’s gut», sagte sie ein bisschen zurückhaltend.
«Was hat sich denn in deinem Leben getan?» Das bezog sich auf Dex, aber auch auf alles andere.
«Na ja … ich hab meine Stipendien endlich abbezahlt und meinen Job gekündigt. Ich arbeite jetzt als Juristin für eine AID S-Hilfe -Stiftung in Brooklyn.»
«Das ist schön», sagte
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