Shoppen und fischen
Ohren hast, Darcy Rhone.»
Das gefiel mir, aber er sollte nicht denken, dass ich eine Schlampe war oder dass ich Dexter schon oft betrogen hatte. Ich rückte die Sache sofort gerade und sagte ihm, dass mir so etwas noch nie passiert sei. Formal gesehen war es ja auch die Wahrheit.
«Tja, gut. Wird auch nicht wieder passieren. Zurück in die Realität», sagte Marcus.
Es kränkte mich, dass er mich nicht besonders sanft behandelte. Wir hatten schließlich eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht. So leidenschaftlich, wie ich es seit Jahren nicht erlebt hatte. Vielleicht noch nie. Ich hielt mich für welterfahren und hatte sicher schon Sex an interessanten Orten gehabt, zum Beispiel – aber nicht nur – auf dem Parkplatz einer Kirche, in einem Maisfeld und im Wartezimmer von Daddys Zahnarztpraxis. Aber einen solchen Wirbelsturm hatte ich zum ersten Mal erlebt, und es ärgerte mich, dass Marcus unsere Liaison nicht mit der gebührenden Hochachtung behandelte.
«Du bereust es also?», fragte ich.
«
Natürlich
bereue ich es.»
Ich seufzte und probierte es anders. «Es hat dir also … nicht gefallen?»
Jetzt endlich hatte ich ihn geknackt. Er sah mich an und grinste. «Darum geht’s doch überhaupt nicht, Rhone.»
«Nenn mich nicht Rhone», sagte ich. «Gestern Nacht hast du mich auch nicht Rhone genannt.»
«Gestern Nacht», sagte er kopfschüttelnd, «war total daneben. Am besten lassen wir die ganze Sache auf sich beruhen.»
«Nein», sagte ich.
Er sah mich an. «Nein?»
«Nein. Ich kann das nicht auf sich beruhen lassen», sagte ich. «Es ist passiert. Wir können es nicht ungeschehen machen.»
«Ich weiß, dass wir es nicht ungeschehen machen können, aber wir müssen es vergessen. Es war mies von uns. Du bist verlobt … und Dex ist mein Freund … Es ist vorbei.»
«Okay», sagte ich und musterte ihn viel sagend von oben bis unten.
Er schaute weg und kreuzte die Beine. «Es war total daneben.»
Es machte mich wütend, dass er sich um Dex sorgte und nicht um mich. «Marcus», sagte ich.
«Was?»
«Ich finde, wir sollten über das reden, was da passiert ist. Wir sollten darüber reden,
warum
es passiert ist.» Ich wollte ihm auf den Zahn fühlen, wollte wissen, wie sehr er mich mochte und ob ich ihn noch einmal haben könnte, wenn ich wollte. Was irgendwie der Fall war. Noch ein- oder zweimal vielleicht. Ich meine, wenn man
einmal
untreu war, ist es dann so viel schlimmer, es zwei- oder dreimal zu sein?
«Es ist passiert, weil wir zu viel getrunken hatten.»
«Das ist doch keine Begründung. Da war mehr im Spiel. Du warst nicht mit Claire da draußen.»
Er räusperte sich, sagte aber nichts.
«Was ist, wenn Dex nicht der Richtige für mich ist?»
«Dann solltest du die Hochzeit absagen.»
«Willst du das?»
«Nein. Das hab ich nicht gesagt. Du solltest Dex heiraten.» Seine Stimme klang gerade so kalt, dass ich das dringende Bedürfnis bekam, seinen Widerstand zu brechen.
«Und was ist, wenn du der Richtige bist?» Ich sah ihm fest und eindringlich in die Augen.
Er schaute weg. «Kann nicht sein.»
«Warum nicht?»
«Weil’s nicht sein kann.»
«Warum nicht?»
«Darum nicht.» Er stand auf, schlurfte in die Küche und kam mit einer Flasche Gatorade Orange zurück. «Es war ein Fehler. Kommt vor, so was.»
«Du empfindest überhaupt nichts für mich?» Das war eine Fangfrage. Er konnte nicht bestreiten, dass er etwas für mich empfand, denn dann wäre er ein Arschloch gewesen, weil er mit mir geschlafen hatte. Aber wenn er zugab, dass er etwas für mich empfand, war die Tür nicht komplett verschlossen.
Er überlegte kurz und antwortete dann geschickt: «Doch, klar, ich hab dich gern, Darcy. Wir sind Freunde.»
«Und mit deinen Freunden machst du solche Sachen immer?», schoss ich zurück.
Er stellte den Fernseher leiser, verschränkte die Arme und sah mich an. «Darce. Gestern Nacht … das hat mir wirklich gefallen … Aber es war schwanzgesteuert. Und ich bereue es. Es war ein Fehler.»
«Ein
Fehler
?» Ich machte ein tief gekränktes Gesicht.
«Ja», sagte er gelassen. «Ein Fehler. Ein alkoholbedingter Zwischenfall.»
«Aber es hat dir doch irgendwas bedeutet, oder?»
«Yeah.» Er gähnte, reckte sich und lächelte ein bisschen. «Wie gesagt, es hat mir gefallen. Aber es ist vorbei. Aus.»
«Okay. Schön», sagte ich. «Aber mit Rachel wirst du nicht wieder ausgehen, oder?»
«Keine Ahnung. Vielleicht. Wahrscheinlich. Wieso?»
«Etwa doch?«,
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