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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Film halb vorbei war und ich ein paar raffinierte Annäherungsversuche gemacht hatte, begingenMarcus und ich unseren zweiten «großen Fehler». Und ich muss sagen, auf einer weichen, trockenen Couch gefiel er mir noch besser.

SECHS
    Nach dieser Nacht auf der Couch gab Marcus seinen Widerstand auf und redete nicht länger von einem Fehler. Er meldete sich zwar selten, stand aber immer zur Verfügung, wenn ich ihn treffen wollte – ob am helllichten Tag in der Lunchpause oder abends, wenn Dex Überstunden machte. Meine gesamte freie Zeit drehte sich um Marcus. Und wenn ich nicht mit Marcus zusammen war, dachte ich an ihn und hing meinen Phantasien nach. Der Sex mit ihm war unglaublich abgefahren, und bisher hatte ich immer geglaubt, so etwas gäbe es nur in Filmen wie
9   ½ Wochen
. Ich bekam einfach nicht genug von Marcus, und er war von mir offensichtlich genauso besessen. Er gab sich Mühe, cool zu erscheinen, aber hin und wieder offenbarten sich seine Gefühle in seinem Tonfall, wenn ich ihn anrief, oder in seinem Blick nach dem Sex, wenn ich mich nackt in seinem Apartment räkelte.
    Aber trotz dieser eskalierenden Romanze sprach Marcus niemals auch nur andeutungsweise davon, dass ich die Hochzeit absagen sollte. Nicht ein einziges Mal. Auch nicht, wenn ich ihn bedrängte und ihn geradeheraus fragte, ob ich die Sache durchziehen sollte. Er sagte nur: «Das liegt bei dir, Darce.» Oder er sagte – was mich noch mehr frustrierte   –, ich sollte Dex heiraten. Ich weiß, dass da sein schlechtes Gewissen redete, aber es ging mir trotzdem gegen den Strich. Ich hatte zwar nicht die Absicht, die Hochzeit abzusagen, und hätte die Freiheit einer unverbindlichen Affäre genießen sollen, aber ich wollte doch, dass Marcus mir sagte, er
müsse
einfach mit mir zusammen sein, und wenn ich Dex nicht die Wahrheit sagte, werde er es tun. Solche Maßnahmen hätten meiner Vorstellung von Leidenschaft entsprochen – meiner Vorstellung von dieser unaufhaltsamen, namenlosen Macht, die uns zueinander zog. Aber das war nicht Marcus’ Stil. Er hatte zwar die Hürde der Männerfreundschaft überwunden und mit der Verlobten seines Freundes geschlafen, aber er war nicht bereit, die Konsequenzen zu ziehen und tatsächlich auch die Hochzeit zu sabotieren.
    Und so blieb meine Verlobung bestehen und mein Leben mit dem Verlobten und dem Geliebten unverändert klar getrennt. Ich verließ Marcus’ Wohnung und kehrte in meine eigene zurück; ich schaltete komplett um, griff nach meinen Hochzeitsunterlagen und bestellte dreihundert Erinnerungspräsente, ohne mit der Wimper zu zucken. So sehr ich auch mit Marcus beschäftigt war, ich sah mich doch immer noch als Teil des idealen Brautpaars und war davon überzeugt, dass langfristig niemand für mich besser sei als Dex. Zumindest auf dem Papier. Auf dem Papier sprach alles für Dex und gegen Marcus. Zum einen sah er besser aus. Wenn man hundert Frauen befragt hätte, hätte Dex jede Stimme bekommen. Marcus war nicht so groß wie er, sein Haar war nicht so dicht, seine Züge waren nicht so gemeißelt. Und auch in anderen Kategorien lag Marcus auf dem zweiten Platz: Er war nicht so ordentlich, er war grässlichfaul, er verdiente nicht so viel Geld, er kam nicht aus einer so guten Familie, sein Geschmack war nicht so erlesen, er hatte seine früheren Freundinnen betrogen und war fähig, seinen Freund zu belügen.
    Marcus siegte nur in einer nebelhaften, unfassbaren Hinsicht, die entweder eine Menge bedeutet oder gar nichts, je nachdem, wen man fragt. Zwischen uns ging es um lauter Dinge, die man nicht benennen kann. Die Lust, die Leidenschaft, die körperliche Berührung. Bei all seinen Unzulänglichkeiten war er unwiderstehlich, und ich konnte nicht anders, als immer wieder zurückzukehren, weil ich mehr von ihm haben wollte. Nicht dass ich ernsthaft versucht hätte, ihm zu widerstehen. Ich schwebte durch den Tag, schmiedete Hochzeitspläne und kehrte nach Hause zu Dex zurück, nachdem ich schweißtreibenden, intensiven Sex mit seinem Trauzeugen gehabt hatte. Ich beruhigte mich damit, dass ich bis zur Hochzeit genug haben und von da an eine treue Ehefrau sein würde. Ich tobte mich einfach ein letztes Mal aus, stieß mir die Hörner ab. Das machten viele Männer so. Warum ich nicht auch?
    Natürlich erzählte ich keiner Menschenseele von meiner Affäre. Meiner Mutter nicht, der ich normalerweise alles anvertraute. Nicht Claire, die nicht annähernd kapieren würde, warum ich jemanden mit

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