Shoppen und fischen
Claires Trinkspruch gewesen war.
«Na ja, eigentlich dachte ich mir, wir könnten schon eine kleine Feier haben. Nichts Großes. Vielleicht fünfzig Leute oder so.» Ich dachte eher an hundert bis hundertfünfundzwanzig, aber ich wollte ihm den Einstieg erleichtern.
«Fünfzig, hm? Also ungefähr die nächsten Verwandten?» Er kratzte sich im Nacken.
«Ja, ungefähr. Und unsere engsten Freunde.»
Er grinste schief. «Wie Dex und Rachel?»
Ich warf ihm einen Blick zu.
«Nicht?» Er grinste breiter. «Nicht Dex und Rachel?»
«Sei mal ernst! Was hältst du von einem richtigen Hochzeitsfest?»
Er zuckte die Achseln. «Ich bin nicht ganz sicher. Ist eigentlich nicht mein Ding. Ich finde immer noch, der Gang zum Standesamt genügt. Oder wir brennen zusammen durch. Ich weiß es nicht. Müssen wir uns jetzt darüber unterhalten?»
«Okay. Schön.» Ich seufzte und fand mich damit ab, dass er sich zu einer Hochzeit wahrscheinlich niemals zufrieden stellend äußern würde. Aber welcher Mann tat das schon? Abgesehen von diesen abstoßenden, weibischen Typen in
A Wedding Story
auf TLC, die während der ganzen Zeremonie heulten? Und wer wollte so einen haben?
Als Marcus und ich später vom Abendessen zurückkamen, hörte ich meine ABs ab. Ich hatte zweiundzwanzig Nachrichten im Büro und vierzehn zu Hause. Sechsunddreißig Anrufe in acht Stunden. Und nur zwei hatten etwas mit der Arbeit zu tun. Also vierunddreißig private Nachrichten. Höchstwahrscheinlich mein persönlicher Rekord. Ich saß an Marcus’ Tisch, hörte mir die ermunternden Worte an und machte mir Notizen auf einem Block. Als ich bei der letzten Nachricht angekommen war, der dritten von Claire, sah ich Marcus an. «Sie haben nicht angerufen», sagte ich fassungslos. «Keiner von beiden.»
«Hast du etwa damit gerechnet?», fragte Marcus.
«Ja. Sie
schulden
mir einen Anruf. Besonders Rachel.»
«Aber hast du nicht gesagt, du willst nie wieder mit ihr sprechen?»
Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. «Sie sollte trotzdem
versuchen
, sich zu entschuldigen …»
Marcus zuckte die Achseln.
«Und was Dex angeht, mit dem
muss
ich sprechen. Über die Logistik. Die Hochzeitsarrangements. Ich kann nicht fassen, dass sie beide nicht angerufen haben.»
Marcus zuckte noch einmal die Achseln. «Was soll ich sagen.»
«Okay. Um eins klarzustellen: Ich kann diesen Satz nicht
ausstehen
.»
«Welchen Satz?»
«‹Was soll ich sagen.›»
«Ja, aber ich
weiß
nicht, was ich sagen soll.»
«‹Ich weiß nicht, was ich sagen soll›», äffte ich ihn nach. «Das sagt ein Monteur, wenn er etwas nicht reparieren kann. ‹Aber ich hab dieses Auto/diesen Computer/diesenWäschetrockner doch erst letzten Monat gekauft!›, sagst du und bist ihm ausgeliefert, und er schießt sofort zurück: ‹Was soll ich sagen.› Übersetzung: ‹Das ist nicht mein Problem, und
eigentlich
ist es mir scheißegal.›»
Marcus lächelte. «Sorry, ich werd’s nie wieder sagen.»
«Danke.» Ich hielt immer noch den Telefonhörer umklammert. «Also, meinst du, ich sollte Dex anrufen?»
«Möchtest du ihn denn anrufen?» Marcus inspizierte seine Fußsohle und zupfte an einer Schwiele herum.
«Es geht nicht um das, was ich
möchte
. Die Frage ist, was
nötig
ist. Wir haben das weitere Vorgehen zu klären.» Ich schlug ihm die Hand vom Fuß weg. «Wir müssen dem Fotografen absagen, dem Partyservice, der Band. Wir müssen alle auf unserer Einladungsliste erreichen. Über die Tickets für unsere Hochzeitsreise reden. Seinen Auszug aus meinem Apartment.»
«Dann ruf ihn an.»
«Aber er sollte mich anrufen.»
«Dann warte, bis er es tut.»
«Hör mal zu, Mister. Du solltest lieber mal aktives Interesse an diesen Details zeigen. Falls du es vergessen hast: Du bist ein integraler Bestandteil dieser ganzen Saga, und du solltest dir angewöhnen, eine Meinung zu den Dingen zu haben, die damit zusammenhängen.»
Marcus machte ein Gesicht, als wolle er sagen:
Was soll ich sagen.
Die nächsten Tage bis zu meinem geplanten Hochzeitstermin barsten vor Nonstop-Dramatik. Telefonate, E-Mails , endlos lange Gespräche mit Claire über die Frage, warum um alles in der Welt Dex etwas mit Rachel anfangen sollte,noch längere Gespräche mit meiner Mutter, die immer noch oft weinte und anscheinend nicht akzeptieren konnte, dass Dex und ich nicht wieder zusammenfinden würden.
Aber immer noch kein Wort von Dex oder Rachel. Es machte mich rasend, dass sie nichts von sich hören
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