Shoppen und fischen
Er könnte doch nicht von dir zu ihr gehen. Sie ist so bieder, und … Ich weiß nicht … Sie ist deine beste Freundin, und deshalb will ich nicht schlecht über sie reden …»
«Was? Sie ist alles andere als meine beste Freundin! Ich verabscheue sie.»
«Das kann ich dir nicht verdenken», sagte Claire feierlich, sichtlich bereit, einzuspringen und in Rachels biedere Fußstapfen zu treten.
Ich warf ihr den Knochen hin, den sie so sehr begehrte. «Jetzt bist du meine beste Freundin.»
Claire rang die Hände und sah mich an, als wolle sie gleich in Tränen ausbrechen. Seit wir damals zusammen gewohnt hatten, hatte Claire sich um die Position meiner besten Freundin beworben. Manchmal war sie regelrecht unterwürfig. Aber das war es, was ich im Moment brauchte, und sie enttäuschte mich nicht. «Oh, Darce. Ich bin hundertprozentig für dich da.»
«Danke», sagte ich. «Das weiß ich zu schätzen.»
«Wir werden uns total amüsieren und wieder als Singlemädels auf die Piste gehen», sagte sie. «Was hast du heute Abend vor? Henry Fabuss gibt eine Riesenparty im Lotus – er feiert seinen Dreißigsten. Da sollten wir unbedingt hin. Er ist zum Schießen – und total angesagt, weißt du? Alle werden da sein. Das würde dich wirklich ablenken.»
«Nicht heute Abend», sagte ich. «Ich glaube, ich brauche ein bisschen Zeit für mich allein. Ich glaube, ich gehe jetzt auch nach Hause. Ich halt’s hier nicht aus – und ich möchte auch nicht, dass mich jemand weinen sieht.»
«Soll ich mitkommen? Cal würde mich bestimmt gehen lassen. Wir könnten ein bisschen einkaufen gehen. Shoppingtherapie.»
«Nein danke. Ich glaube, ich möchte allein sein.» Ich wollte zu Marcus.
«Oh», sagte sie, sichtlich enttäuscht. «Das versteh ich.»
«Ich muss nur noch vorher diese Mail rausschicken. Kannst du sie durchlesen und mir sagen, was du davon hältst?»
Das Korrekturlesen meiner E-Mails war immer Rachels Amt gewesen. Sie hatte es so gut gekonnt. Ich beschloss, sie aus meinen Gedanken zu verbannen. Sie war so lange Persona non grata, bis sie ihre Entschuldigung von einem Flugzeug in den Himmel schreiben ließ. Einstweilen nahm Claire ihre Aufgabe ernst; sie hielt ihr Gesicht dicht vor den Monitor und las den Text zweimal. Dann blickte sie auf, nickte energisch und sagte, das sei gut, jawohl. Ich klickte auf Senden und schlenderte dann über den Korridor davon, und ich genoss die Blicke und das Getuschel meiner Kollegen.
NEUN
Marcus machte früh Feierabend und traf sich mit mir in seinem Apartment, und wir hatten phantastischen Sex. Danach legte ich den Kopf auf seine Brust und erzählte ihm die Geschichte vom Besprechungsraum.
«Überrascht mich, dass du das Tiffany-Paket nicht einkassiert hast», sagte er, als ich fertig war.
«Ich hätt’s gern getan», sagte ich. «War bestimmt was Gutes drin … Ach, na ja. Ich bekomme Ersatz, wenn wir beide heiraten.»
Keine Antwort.
«Sollen wir darüber reden?» Ich streichelte seinen Arm.
«Worüber?»
«Über unsere Hochzeit.»
«Ähm – okay. Worüber genau möchtest du reden?»
«Na, willst du nicht heiraten, bevor das Baby zur Welt kommt?» Ich konnte mich kaum auf meine Schwangerschaft konzentrieren, solange die Details unserer Beziehung nicht geklärt waren. Außerdem war ich ja schon voll im Hochzeitsmodus. Es gab keinen Grund, alle meine Vorbereitungen aufzugeben. Ich hatte sogar vor, mein Kleid zu behalten. Ein besseres würde ich nicht finden. «Wir sollten darüber reden. Meinst du nicht?»
«Vermutlich», sagte er zögernd.
Ich ignorierte seinen Ton und drängte weiter. «Okay. Wann, meinst du, sollten wir heiraten?»
«Ich weiß nicht. In sechs Monaten?»
«Wenn man’s total sieht? Nein danke.»
«In fünf?»
«Marcus!»
«Vier?»
«Nein. Zu lange. Ich finde, wir sollten es sofort tun. Oder sobald wir mit der Planung fertig sind.»
«Hast du nicht gesagt, wir gehen einfach nur zum Standesamt?»
Tatsächlich hatte ich etwas in dieser Richtung geäußert. Aber das war, als ich mir noch wirklich Sorgen um Dexters Gefühle machte. Als ich nicht mal sicher war, ob aus Marcusund mir wirklich etwas werden würde. Jetzt wollte ich ein großes Hochzeitsfest, nur um Dex und Rachel zu ärgern und alle unsere gemeinsamen Freunde einzuladen. Rachels Eltern würde ich auch einladen, und dann konnten sie ihr nachher berichten, wie wunderschön ich ausgesehen hatte, wie glücklich ich mich in meiner neuen Beziehung fühlte und wie bewegend
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