Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
ließen. Und so wenig ich die Erste sein wollte, knickte ich schließlich doch ein und wählte Dex’ Büronummer. Wir sprachen ausschließlich über organisatorische Fragen – über das Geld, das er mir schuldete, wie viele Tage er Zeit hatte, um seine Sachen aus meinem Apartment zu holen, solche Dinge eben. Nachdem ich ihm meine Anweisungen erteilt hatte, wartete ich schweigend darauf, dass er mir sagte, die Sache mit Rachel sei bedeutungslos, und er habe sie nur benutzt, um mir etwas heimzuzahlen. Als er es nicht tat, nahm ich an, er sei immer noch so sauer wegen Marcus, dass er mich das Schlimmste vermuten lassen wollte. Also würde ich ihm keinesfalls die Genugtuung geben, mich nach ihr zu erkundigen. Ich würde ihn auch nicht fragen, wo er jetzt wohnte. Es war nicht seine Art, Freunden zur Last zu fallen, und deshalb war er wahrscheinlich ins Hotel gegangen. Ich malte mir aus, wie er beim Zimmerservice ein Club-Sandwich bestellte und den Whiskey aus der Minibar in ein Glas Cola rührte, während er sich durch das Pay-T V-Programm klickte.
    «Tja, goodbye, Dex», sagte ich so nachdrücklich wie möglich. Das war’s. Er hatte noch einmal die Chance gehabt, eine letzte Erklärung abzugeben, eine Verteidigungsrede zu halten. Vielleicht sogar zu sagen, dass es ihm Leid tue und er mich vermisse.
    «Okay. Bye, Darce», sagte er ohne die leiseste Gefühlsregung.Er hatte es eben einfach noch nicht kapiert, hatte noch nicht begriffen, dass es endgültig war. Wenn es so weit war, würden ernsthafte Depressionen einsetzen, und irgendwo in der Stadt würde eine Minibar nach Strich und Faden geplündert werden.
    An dem Abend, der mein Hochzeitsabend hätte sein sollen, verkrochen Marcus und ich uns in seinem Apartment, ließen uns etwas vom Chinesen kommen und schliefen zweimal miteinander. Immer wieder verkündete ich, wie froh ich sei, den «größten Fehler meines Lebens» nicht gemacht zu haben. In Wahrheit war mir ein bisschen wehmütig ums Herz. Nicht, weil ich Dex heiraten wollte. Auch nicht, weil ich Rachel vermisste. Meine Empörung war viel zu groß, als dass noch Platz für irgendwelche nostalgischen Gedanken an die beiden gewesen wäre. Es ging eher um die Hochzeit, um die verpasste Party. Sie wäre das Ereignis des Jahres gewesen, sagte ich zu Marcus.
    «Wem sagst du das», antwortete Marcus. «Ich könnte jetzt mit meinen College-Kumpels rumsitzen und kostenlos trinken.»
    Ich boxte ihn gegen den Arm und sagte, das solle er zurücknehmen. Gehorsam tat er es und kippte sein drittes Miller Lite. «Außerdem hatte ich auch gar keine Lust, mich schick anzuziehen», sagte er. «Ich hasse Smokings.»
    Der nüchterne Dreh, den er unserem bedeutungsschweren gemeinsamen Abend gab, hätte mich normalerweise geärgert, aber ich wusste, dass er tief im Innern wirklich glücklich darüber war, die Darcy-Trophäe errungen zu haben. Ich war Mittelpunkt des Thrillers «Junge stiehlt anderem Jungen das Mädel». Marcus war der Sieger, und Dex war so niedergeschmettert, dass er keinen anderen Auswegsah, als sich mit Rachel einzulassen – oder fast einzulassen. Wenn es je einen Trostpreis gegeben hatte, dann Rachel. So sah ich es zumindest, damals in diesen wunderbar harmlosen ersten Tagen.

ZEHN
    Ich glaube, erst eine Woche später, bei meiner ersten Vorsorgeuntersuchung, begriff ich wirklich, dass ich schwanger war. Marcus kam mit, aber nur weil ich an sein Gewissen appelliert hatte. Im Wartezimmer füllte ich Versicherungsformulare aus, während er in einem
Time
-Heft blätterte und aussah, als wäre er an jedem beliebigen Ort auf der Welt lieber als hier. Als die Helferin meinen Namen aufrief, stand ich auf. Marcus blieb sitzen. «Na, komm schon», sagte ich ungeduldig.
    «Kann ich nicht hier warten?»
    Ich sah, wie eine hochschwangere Frau, die neben ihrem Mann saß, Marcus einen verächtlichen Blick zuwarf.
    «Du stehst sofort auf», zischte ich.
    Er tat es, aber mit lautem Seufzen. Oder eher einem Stöhnen.
    Wir folgten einer Arzthelferin auf den Flur hinter dem Wartezimmer, wo ich auf eine Waage steigen musste.
    «Mit all meinen Kleidern?», fragte ich. Ich wiege mich konsequent nur nackt und morgens früh. Oder nach langem Schwitzen im Fitness-Studio.
    «Ja», sagte die Schwester ungeduldig.
    Ich streifte meine Tod’s-Uhr ab, gab Marcus mein schweres Silberarmband und befahl ihm, sich umzudrehen. Er tat es, aber vorher verdrehte er die Augen.
    Mit ein paar schnellen, geschickten Handbewegungen justierte die Schwester

Weitere Kostenlose Bücher