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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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immer noch attraktiven und spontanen Ehemann und Vater zu formen. Jetzt musste ich ihm erst einmal klar machen, dass es eine gewaltige emotionale Strapaze war, meinen Kollegen die Neuigkeit zu überbringen, und dass ich an diesem schweren Tag seine Unterstützung in Form von E-Mails und Anrufen brauchte. Vielleicht wäre auch ein Luxusartikel angebracht, der mich bei der Rückkehr in seine Wohnung erwartete. Ich stellte mir vor, wie er mit einer orangegelben Hermès-Schachtel und einem liebeskranken Lächeln zur Tür hereinkam.
    «Ich weiß, dass du es den Leuten sagen musst, die du eingeladen hast», sagte Marcus. «Ich finde es nur unnötig, die ganze Sache detailliert zu erläutern. Schick einfach eine Sammelmail rum, und fertig.»
    «Aber sie werden fragen, was passiert ist.» Ich wäre enttäuscht, wenn sie es nicht täten. «Die Leute wollen Einzelheiten wissen.»
    «Du würdest sie wissen wollen, du kleines Schnüffelnäschen. Aber nicht alle sind wie du.»
    «In der P R-Branche sind alle wie ich. Glaub mir. Das Sammeln, Horten und Verbreiten pikanter Details gehört zu unserem Beruf. Und das hier ist oberpikant.»
    «Na, ich sage nur, es ist dein Recht, den Leuten zu sagen, sie sollen sich um ihren eigenen Scheißdreck kümmern.»
    Das sei nicht mein Stil, sagte ich. Dann stand ich rasch auf und widerstand dem Drang nach Sex. Schließlich hatte ich noch eine Menge zu erledigen. Ich duschte, legte mein Make-up auf und warf einen Blick in Marcus’ Kleiderschrank. Er war voll von Kleidern, die ich am Abend zuvor herübergeschafft hatte. Ich entschied mich für einen Escada-Bleistiftrock, einen grünen Versace-Pulli mit V-Ausschnitt und ein Paar Riemchensandalen von Ferragamo. Dann steckte ich den Kopf ins Bad, um mich von Marcus zu verabschieden. Er stand unter der Dusche und sang aus voller Brust – und beeindruckend melodisch – «Purple Rain».
    «Bis heute Abend, Honey!», rief ich ins Bad.
    Er hörte auf zu singen und streckte den Kopf durch den Duschvorhang. «Gut   … Komm her und gib mir schnell einen Kuss.»
    «Geht nicht. Der Dampf ruiniert meine Frisur.» Ich warf ihm von der Tür aus eine Kusshand zu. Dann schlängelte ich mich durch die belebten Straßen zur U-Bahn und legte mir unterwegs eine Strategie zurecht, mit der ich die Neuigkeit bekannt geben wollte. Ich könnte es Claire erzählen, meiner Kollegin und ab sofort besten Freundin, und hinzufügen, sie könne es ruhig überall weitersagen. Dann fiel mir ein, dass sie heute Vormittag einen Außentermin mit einem potenziellen neuen Kunden hatte, und den Gedanken, auf ihre Rückkehr zu warten, konnte ich nicht ertragen. Also würde ich eine Sammelmail verschicken, wie Marcus es vorgeschlagen hatte, und zwar genau im richtigen Ton.
    In meinem Büro setzte ich mich sofort an den Computer und tippte rasch meine Nachricht:
     
    Guten Morgen an alle. Ich wollte euch nur mitteilen, dass meine Hochzeit am kommenden Samstag ausfällt. Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich glaube, ich tue das Richtige. Ich weiß, es ist ein bisschen merkwürdig, in einer so persönlichen Angelegenheit eine Sammelmail herumzuschicken, aber ich dachte, so ist es am einfachsten.
     
    Perfekt. Stark, aber auch emotional. Und was das Wichtigste war, es signalisierte klar und deutlich, dass ich diejenige war, die Schluss gemacht hatte. Ich las die Mail noch einmal und fand, dass etwas fehlte. Ich setzte drei Punkte ans Ende. Ja. Perfekt. Diese drei Pünktchen würden das rätselhafte Verklingen meiner Stimme heraufbeschwören. Jetzt der Betreff. Sollte ich «Hochzeit» schreiben? «Absage»? Oder «Nachricht»? Nichts davon klang passend; also ließ ich die Betreffzeile leer. Als ich gerade meinen persönlichen E-Mail -Verteiler auswählte und die schockierende Nachricht in den Cyberspace schicken wollte, klingelte mein Telefon.
    «Darcy», hauchte mein Boss Cal mit seiner effeminierten Stimme. «Wie geht’s?»
    «Nicht so gut, Cal», sagte ich in meinem «Mach mir jetzt bloß keine Vorschriften»-Ton. Er kannte diesen Ton gut. Das war das Schöne daran, für Cal zu arbeiten. Er war kein Gegner.
    «Tja, könntest du bitte trotzdem in Besprechungsraum C kommen?»
    «Wozu?»
    «Wir müssen über die Celebrity Golf Challenge reden.»
    «Sofort?»
    «Ja, wenn’s geht. Bitte.»
    Ich seufzte so laut wie möglich. «Okay. Ich komme, sobald ich kann.»
    Verdammt. Wäre ich ein paar Minuten früher da gewesen, hätte er jetzt meine E-Mail geöffnet und jemand anderen

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