Shoppen und fischen
wegen des Promi-Golfturniers kontaktet. Aber wenn ich ihm gleich die Neuigkeit erzählte, würde er das Projekt sicher an jemand anderen weitergeben – erst recht, wenn ich ein paar Tränchen zustande brachte. Ja, wahrscheinlich würde ich mit meinem vorgeblichen Schmerz noch ein paar erholsame Wochen herausquetschen können. Vielleicht konnten Marcus und ich sogar zusammen in Urlaub fahren. Ich speicherte meine E-Mail und nahm mir vor, ihr noch einen letzten Schliff zu geben und die Rechtschreibung zu überprüfen, bevor ich sie abschickte. Dann ging ich hinunter zum Besprechungszimmer, setzte ein belämmertes Gesicht auf und öffnete die Tür.
Und vor mir sah ich die komplette Belegschaft von Carolyn Morgan and Associates. Alle drängten sich im Konferenzraum, schrien
«Überraschung!»
und überschütteten mich von allen Seiten mit den herzlichsten Glückwünschen. Ein gigantisches blaues Paket von Tiffany’s stand auf dem einen Ende des Lacktisches, eine Torte mit schneeweißem Zuckerguss und rosa Geleeschrift thronte verführerisch auf dem anderen. Mein Herz raste. Das nenne ich Publikum! Das nenne ich Drama!
«Wir wussten, dass du deine Party erst in ein paar Tagen erwartest!», krähte Claire. «Erwischt! Und du hast geglaubt, ich hätte diesen Außentermin!»
Sie hatte Recht. Sie hatten mich tatsächlich erwischt.Aber ich würde es ihnen gleich heimzahlen. Ich würde ihre Überraschung toppen. Ich lächelte zaghaft. «Das hättet ihr nicht tun sollen.»
«Aber natürlich», sagte Claire.
«Nein.
Wirklich
nicht.»
Cal kam heran und legte mir den Arm um die Schultern. «Sag was», forderte er mich auf.
«Ich kann nicht», antwortete ich. «Ich bin buchstäblich sprachlos.»
«Unmöglich», sagte Cal. «Ich kenne dich seit Jahren, und das hab ich noch nie erlebt.»
Ein leises Lachen ging durch den Raum und bestätigte, dass ich in der Tat das größte Mundwerk in der ganzen Firma hatte. Ich räusperte mich, trat einen Schritt vor und lächelte sittsam. «Na ja. Ich danke euch allen sehr … aber … es wird keine Hochzeit geben. Ich heirate nicht.»
Cal und ein paar andere lachten wieder. «Ja. Ja. Du bist fällig, genau wie wir anderen armen verheirateten Trottel», rief er.
Ich lächelte tapfer und sagte: «Nein. Ich hab die Hochzeit am Wochenende abgesagt.»
Wie eine Rotkreuzhelferin in einem brennenden Waisenhaus stürzte Claire auf mich zu.
«Omeingott! Nie! Mals!»
Sie presste sich die eine Hand an die Schläfe und zerrte mich mit der anderen aus dem Besprechungsraum zurück in mein Büro; sie hielt meine Taille umschlungen, als könnte ich jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. «Was um alles in der Welt ist passiert?», fragte sie, als wir allein waren.
«Es ist aus.» Ich schniefte.
«
Warum?
Du und Dex, ihr seid das perfekte Paar! Was ist passiert?»
«Das ist eine lange Geschichte.» Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich an Dex in Rachels Kleiderschrank dachte. All meinen Plänen zum Trotz konnte ich einfach nicht widerstehen: Ich musste es ihr erzählen. Ich brauchte ihr Mitgefühl und ihre volle Unterstützung. Sie musste mir sagen, dass Dex sich unmöglich für die langweilige alte Rachel interessieren konnte. Also ließ ich die Bombe platzen. «Wir haben uns am Wochenende getrennt, und gestern Nachmittag hab ich Dex und Rachel zusammen erwischt.»
«Was?» Claires Unterkiefer klappte herunter.
Ich nickte. «Du sagst es.»
«Was heißt ‹zusammen›? Bist du sicher?»
«Ja. Ich bin zu Rachel gegangen, um mit ihr über die ganze Situation zu reden, und da hockte Dex in Boxershorts in ihrem Wandschrank.»
«Nein!»
«Doch.»
«Oh. Mein. Gott.» Claire presste beide Hände vor den Mund und schüttelte den Kopf. «Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann einfach nicht … Was um alles in der Welt hat er sich dabei gedacht? Was hat
sie
sich dabei gedacht? Wie
konnten
sie nur?»
«Bitte erzähl’s niemandem weiter. Es ist so demütigend. Wenn man bedenkt – meine eigene Ehrenjungfer!»
«Aber natürlich nicht. Großes Ehrenwort.» Sie legte eine Hand auf ihr knallrosa Twinset und schwieg ein paar Sekunden respektvoll, bevor sie in den Frage-und-Antwort-Modus schaltete. «War es eine einmalige Sache?»
«Es kann doch gar nicht anders sein. Meinst du nicht?»
«Oh. Da bin ich sicher. Dex könnte nie im Leben etwas an ihr finden», sagte sie.
«Ich weiß. Ich kann’s mir einfach nicht vorstellen. Ist einfach ausgeschlossen. Oder?»
«Total.
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