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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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House, das früher ein wichtiger gesellschaftlicher und politischer Treffpunkt der Stadt gewesen war. Im Zweiten Weltkrieg sei es durch Bomben beschädigt worden, und jetzt wohnten dort ein paar Pfauen, die wir gleich sehen würden.
    «Oh, ich
liebe
Pfauen!»
    Er warf mir einen Seitenblick zu und grinste. «Du erinnerst mich irgendwie auch an einen.»
    Ich sagte, das fasste ich als Kompliment auf.
    «Dachte ich mir», sagte er und deutete auf ein Restaurant namens Belvedere. Dort gebe es einen über die Maßen eleganten Brunch, und wenn ich brav sei, werde er vielleicht mal mit mir hingehen.
    Hinter dem Restaurant lag ein wunderschöner geometrischer Garten; hier, sagte Ethan, habe Lady Holland im Jahr 1790 die ersten englischen Dahlien gepflanzt. Ich fragte ihn, wie er so viele Namen und Daten und Fakten behalten könne, und ob er nie das Gefühl habe, dass sein Gehirn mit lauter nutzlosen Informationen voll gestopft sei.
    Geschichte sei nicht nutzlos, sagte er. «Nutzlos ist das Zeug, das du durch deine Modezeitschriften aufnimmst und behältst. Nutzlos ist es zu wissen, welcher Promi sich von welchem Promi getrennt hat und warum.»
    Ich wollte ihm erklären, dass die Promis von heute diehistorischen Gestalten von morgen seien, aber Ethan fiel mir ins Wort. «Guck. Ein Pfau.»
    Und richtig, da stolzierte ein prachtvoller Vogel in leuchtenden Blau- und Grüntönen auf einem umzäunten Rasen umher und schlug ein Rad, genau wie der vom NB C-Logo . «Wow. Wie hübsch», sagte ich. «Ich hätte gern einen Mantel in diesen Farben.»
    «Ich werde daran denken, wenn ich Weihnachtsgeschenke für dich kaufe», sagte Ethan. Das war zwar ein Scherz, aber es machte mich glücklich, ihn über Weihnachten reden zu hören. Hoffentlich konnte ich meinen Aufenthalt bei ihm wenigstens so lange ausdehnen. Wenn ich es bis dahin schaffte, hatte ich freie Bahn, bis das Baby kam. Er würde mich sicher nicht rauswerfen, wenn das letzte Drittel meiner Schwangerschaft begonnen hatte. «Okay. Jetzt kommt für mich der schönste Teil des Parks: Der Kyoto Garden, der für das Japan-Festival angelegt wurde.»
    Wir stiegen ein paar Stufen hinauf und gingen an einem Plakat vorbei auf den Garten zu.
    «Ist das nicht schön?», fragte Ethan und blieb am Eingang stehen.
    Ich nickte. Es war wirklich schön. Der winzige Garten war eine stille Enklave mit einem Teich, bonsaiähnlichen Bäumen, hölzernen Stegen und Wasserfällen. Ich sagte zu Ethan, die ganze Szenerie erinnere mich an Mr.   Miyagis Garten in
Karate Kid
. Ethan lachte und führte mich über einen der Stege. Auf der anderen Seite machte er Halt und setzte sich auf eine Holzbank. Er schloss die Augen, verschränkte die Hände auf dem Hinterkopf und sagte: «Das ist der friedlichste Ort in ganz London. Kein Menschkommt hierher. Selbst bei warmem Wetter hab ich ihn immer ganz für mich allein.»
    Ich setzte mich neben ihn und sah ihn an. Er atmete tief ein und hielt die Augen geschlossen. Seine Wangen waren rosig, und seine Locken ringelten sich unter seiner blauen Wollmütze hervor, und plötzlich, aus heiterem Himmel, fühlte ich mich sanft zu ihm hingezogen. Ich empfand keine körperliche Anziehung wie bei Marcus und auch nicht die objektive Bewunderung bei Dexter. Es war eher eine Aufwallung von Zärtlichkeit für einen der letzten Freunde, die mir auf der Welt geblieben waren. Ethan war ein Band zwischen mir und meiner Vergangenheit, und er war die Brücke zu meinem neuen Leben, und wenn Dankbarkeit das Bedürfnis wecken kann, jemanden zu küssen, dann hatte ich in diesem Augenblick den unleugbaren Drang, genau dies zu tun. Natürlich widerstand ich diesem Drang und ermahnte mich, nicht albern zu sein. Ethan war nicht mein Typ, und außerdem – das Letzte, was ich wollte, war, unser Wohn- (und Schlaf-)Arrangement in Gefahr zu bringen.
    Einen Augenblick später stand Ethan unvermittelt auf. «Hunger?»
    Ich sagte ja, und wir gingen zurück zur Kensington High Street, an seiner Wohnung vorbei zu einem Tea Shop namens Muffin Man in der Wright’s Lane. Drinnen war es schäbig, aber gemütlich – lauter kleine Tische und Stühle und Kellnerinnen mit geblümten Schürzen. Wir setzten uns ans Fenster und bestellten Toast-Sandwiches, Tee und Scones. Während wir auf unsere Leckereien warteten, sprachen wir über meine Schwangerschaft. Ethan fragte, wann ich zuletzt bei meiner Ärztin gewesen sei. Kurz bevor ichhergekommen sei, um bei ihm zu wohnen, sagte ich, und bald müsse ich wohl wieder

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