Shoppen und fischen
die Gemälde beinahe interessant. Es war, als sähe ich sie durch seine Augen und bemerkte dabei Details von Farben und Formen, die mir sonst entgangen wären.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder zu Hause und bereiteten ein unkonventionelles Thanksgiving-Dinner aus Lachs, Spargel und Couscous zu. Nach dem Abendessen kroch ich zu Ethan ins Bett und dankte ihm für die Führung durch London.
Er drehte sich zu mir um und sah mich seltsam ernst an. «Das ist gern geschehen, Darcy.»
«Es war das beste Thanksgiving meines Lebens», sagte ich und merkte zu meiner Überraschung, dass mein Herz schneller schlug. Wir schauten einander in die Augen, und meine Gedanken kehrten zu dem Moment auf der Parkbank zurück. Ich fragte mich, ob Ethan sich wohl auch gelegentlich leise zu mir hingezogen fühlte. Und ob es jetzt gerade so war.
Aber dann drehte er sich abrupt um, langte nach oben, um die Lampe auszuknipsen, und rückte ein Stück von mir ab, und ich sagte mir, dass ich mich albern benahm. Wahrscheinlich bildete ich mir wegen der Schwangerschaftshormone alles Mögliche ein.
Nach einer ganzen Weile sagte Ethan leise und gedämpft in sein Kopfkissen: «Mir hat’s auch gefallen, Darce.»
Ich lächelte im Stillen. Es war vielleicht nicht das beste Thanksgiving seines Lebens gewesen, aber ich war ziemlich sicher, dass dieser Tag mir ein paar zusätzliche Wochen in London eingebracht hatte. Vorläufig würde er mich jedenfalls nicht rauswerfen.
ZWANZIG
Eines Morgens in der darauf folgenden Woche sagte ich Ethan, dass ich mich verzweifelt danach sehnte, einmal abends auszugehen und ein bisschen sozialen Kontakt zu haben. Ich bestand darauf, dass er mit mir nicht wieder in seinen Pub ging und dass er mich seinen Freunden vorstellte.
«Ein schwangeres Mädchen sollte doch nicht gezwungen sein, allein in eine Bar zu gehen, oder?», sagte ich.
«Wohl nicht», sagte er und versprach mir widerstrebend, uns für Samstagabend mit ein paar Leuten zum Essen zu verabreden.
«Lass uns in irgendeinen richtig angesagten Laden gehen!»
«Ich gehe normalerweise nicht in angesagte Läden. Wärst du mit einem etwas gehobeneren Gastro-Pub einverstanden?» Er nahm Zigaretten und Feuerzeug und wollte hinausgehen, um zu rauchen.
Ich war kein großer Fan von Pubs, weder Gastro- noch sonst wie, aber ich würde nehmen, was ich kriegen konnte. Also rief ich ihm beschwingt nach: «Alles, was du willst. Solange du nur deine coolsten Freunde einlädst. Vorzugsweise männlich!»
Am Samstagabend zog ich also meine liebste Seven-Jeans an (ich konnte sie unter dem Bauch immer noch zuknöpfen), dazu eine Jacke aus elfenbeinfarbenem Seidenbrokat, ein neues Paar Lederpumps von Moschino und perfekte Turmalin-Tropfenohrringe.
«Wie seh ich aus?»
Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. «Nett.»
«Sieht man, dass ich schwanger bin?» Ich folgte ihm in den Hausflur. «Oder verdeckt die Jacke meinen Bauch?»
Er sah mich noch einmal an. «Keine Ahnung. Ich weiß ja, dass du schwanger bist; also seh ich’s wohl. Warum? Willst du es verbergen?»
«Natürlich», sagte ich. «Ich will doch nicht alle heiratsfähigen Männer verschrecken, noch bevor sie mich kennen lernen.»
Ich sah sehr wohl, dass er die Augen verdrehte, bevor er zur Kreuzung lief, um ein vorbeifahrendes Taxi heranzuwinken. Ich ließ mir Zeit mit dem Nachlaufen und beschloss, ihm das Augenverdrehen durchgehen zu lassen. Stattdessen sagte ich ihm, dass er auch sehr nett aussehe. «Deine Levi’s gefällt mir wirklich gut.»
«Danke. Die ist schon so alt.»
Ich nickte und sagte dann: «Es gibt zwei Gruppen von Männern, weißt du?»
«Nämlich?» Er sah mich verwirrt an.
«Die einen tragen gute Jeans und die anderen nicht … Und dabei geht’s nicht um die Marke
per se
. Es geht mehr um Sitz, Waschzustand, Länge. Lauter solche Feinheiten. Und du, mein Freund, bist ein Meister in der Kunst des Jeanstragens.» Ich drückte einen Kuss auf Daumen und Zeigefinger und machte dann das kreisförmige O. K.-Zeichen.
Ethan lachte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. «Jetzt hab ich mir schon Sorgen gemacht.»
Lächelnd drückte ich seinen Schenkel. «Das macht Spaß … Wohin fahren wir nochmal?»
«Ins Admiral Codrington. Nach Chelsea.»
Der spießige Name des Restaurants machte mir Sorgen,aber als wir dort ankamen, war die Atmosphäre ausgezeichnet. Es war ganz anders als Ethans fiese Stammkneipe. An der Bar drängte sich eine schick gekleidete
Weitere Kostenlose Bücher