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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Truppe von Urban Professionals, und auf den ersten Blick entdeckte ich zwei Kandidaten – der eine lehnte am Tresen und rauchte, der andere erzählte eine Geschichte. Ich lächelte dem erzählenden Typen zu. Er zwinkerte mir zu und redete weiter auf seinen rauchenden Freund ein. Der rauchende Freund drehte sich um und wollte sehen, wer da so zwinkerwürdig war, sah mich und zog die Brauen hoch, als wolle er das Urteil des anderen bestätigen. Ich lächelte ihm ebenfalls zu. Gleiche Chancen für alle Briten.
    «Ist einer von den beiden dein Freund Martin?», fragte ich und zeigte auf das niedliche Duo.
    Ethan schaute kurz hinüber. «Nein. Meine Freunde sind aus dem Teenageralter raus.»
    «Das sind doch keine Teenager!», sagte ich, aber auf den zweiten Blick sah ich, dass sie wahrscheinlich erst Anfang zwanzig waren. Das ist eins der Probleme beim Älterwerden. Es gibt eine deutliche Verzögerung in der Art und Weise, wie man sich selbst und wie man andere sieht. Ich fühlte mich immer noch so, als sähe ich aus wie eine Vierundzwanzigjährige. «Und?», fragte ich Ethan. «Wo sind Martin und Phoebe?»
    «Sitzen wahrscheinlich schon.» Ethan sah auf die Uhr. «Wir kommen spät.»
    Ethan war es ein Gräuel, sich zu verspäten, und er war sichtlich verärgert, weil ich ein bisschen zu lange gebraucht hatte, um mich ausgehfertig zu machen. Als wir in den rückwärtigen Teil des Lokals gingen, erinnerte ich mich an den Abend in der zehnten Klasse, als Ethan gerade seinenFührerschein gemacht hatte und mit Rachel, Annalise und mir seine Jungfernfahrt ins Kino machte. Wie heute Abend hatte ich wohl auch da ein bisschen zu lange gebraucht, um mich aufzudonnern, und deshalb meckerte Ethan während der ganzen Fahrt und sagte: «Bei Gott, Darcy, ich hoffe bloß, wir müssen uns gleich nicht irgendeinen schwachsinnigen Streifen angucken, weil alles andere ausverkauft ist!» Schließlich hatte ich genug von seinem Gemaule und befahl ihm, auf der Stelle anzuhalten und mich aussteigen zu lassen, obwohl wir gerade die Agden Avenue hinunterfuhren, eine sehr verkehrsreiche Straße mit einem sehr schmalen Seitenstreifen. Rachel und Annalise bemühten sich vom Rücksitz aus, die Wogen zu glätten, aber Ethan und ich waren schon zu sehr in Rage. Unser Streit eskalierte immer mehr, und schließlich überfuhr Ethan eine rote Ampel und wäre fast in einen Minibus gekracht. Die Fahrerin sah aus wie eine adrette, ondulierte Vorort-Mom, aber das hinderte sie nicht daran, mit der einen Hand auf die Hupe zu drücken und Ethan mit der anderen den Stinkefinger zu zeigen, und dann hielt uns ein Cop an und verpasste Ethan seinen ersten Strafzettel. Nichtsdestotrotz schafften wir es noch rechtzeitig zum Kino, um Ethans bevorzugten Film zu sehen, aber er brachte diesen Abend später noch oft zur Sprache und erklärte, das Ganze sei «symptomatisch für meine egozentrische Natur».
    Mit einer Mischung aus Nostalgie und Verlegenheit erinnerte ich mich an diesen Abend, als Ethan seine Freunde entdeckte. «Das sind Martin und Phoebe», sagte er und deutete auf seine besten Londoner Freunde. Das Herz sank mir in die Hose, als ich sie sah, denn, ehrlich gesagt, ich beurteile Menschen nach ihrem Äußeren, und beeindruckend sahensie beide nicht aus. Martin war ein dünner Mann mit schütterem Haar und einem hervortretenden Adamsapfel. Er trug eine farblose Cordjacke mit dunklen Ellbogenflicken und verschlissene Jeans (wodurch er nebenbei zum Lager der schlechten Jeansträger gehörte). Phoebe war eine große, rotgesichtige Frau mit Männerhänden und Haaren wie Julia Roberts in
Pretty Woman
(bevor sie ihren Stil verfeinert).
    Anscheinend stand mir die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, denn Ethan gab ein entnervtes Geräusch von sich, schüttelte den Kopf und ging dann an mir vorbei auf seine uncoolen Freunde zu. Ich folgte ihm mit strahlendem Lächeln und nahm mir vor, das Beste aus dem Abend zu machen. Vielleicht hatte ja einer der beiden einen scharfen, ledigen Bruder.
    «Martin, Phoebe, das ist Darcy», sagte Ethan, als wir am Tisch angekommen waren.
    «Darcy. Freut mich», sagte Martin und erhob sich ein kleines bisschen, um mir die Hand zu geben. Ich bemühte mich, nicht auf seinen Adamsapfel zu starren; ich lächelte ihn gesittet an und sagte in dem Jackie-Onassis-mäßigen Pensionatston, den ich von Claire gelernt hatte: «Gleichfalls.»
    Phoebes Miene war unterdessen zu einem wissenden, spöttischen kleinen Lächeln erstarrt, das in mir

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