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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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sofort eine intensive Abneigung gegen sie weckte.
    «Darcy. Wir haben
so
viel von Ihnen gehört», sagte sie in einem Ton, der vor Sarkasmus und Anzüglichkeit triefte.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Was hatte Ethan ihnen erzählt, das Phoebe zu diesem spöttischen Lächeln veranlassen konnte? Ich überlegte.
Schwanger und allein?
Nein. Das war kein Grund, spöttisch zu lächeln, schon garnicht für eine plumpe Frau mit orangegelben Haaren, deren Hoffnung auf Nachwuchs wahrscheinlich bestenfalls in einer Petrischale in der Samenbank lag.
Schnorrende Wohnungsgenossin?
Nein. Ich war noch nicht lange genug im Lande, um diesen Status zu erlangen. Außerdem konnte ich immer noch (halbwegs) selbst für mich sorgen.
Oberflächliche New Yorkerin?
Das war’s vielleicht, aber ich würde mich nicht dafür schämen, dass ich gepflegt aussah und schöne Kleider trug.
    Dann ging mir ein Licht auf. Phoebe lächelte wegen Rachel und Dex. Ethan musste ihnen die ganze Geschichte erzählt haben. Und richtig – während ich davon erzählte, wie gut es mir in London gefiel, wurde Phoebes Lächeln zu einem ausgewachsenen, wölfischen Grinsen, und ich war sicher, dass sie sich über meine Lage amüsierte. Es erheiterte sie, dass meine ehemalige beste Freundin meinen ehemaligen Verlobten vögelte.
    «Was ist denn hier so komisch? Hab ich was nicht mitgekriegt?», fragte ich schließlich und blickte in die Runde.
    Martin murmelte, hier sei gar nichts komisch. Ethan zuckte die Achseln, nervös und schuldbewusst. Phoebe verbarg ihr Grinsen hinter einem schaumigen Glas Guinness, einem Getränk, das zu diesem Biest von Frau passte.
Zumindest hab ich keine fetten Wurstfinger. Zumindest bin ich hübsch und trage keinen windelkackebraunen Rolli.
Wieso begriff sie nicht, dass ich ihr in jeder Hinsicht überlegen war? Phoebe lachte über ihre eigenen schlechten Witze und bestellte ein Pint nach dem anderen, um ihre Schweinskoteletts mit dicker Zwiebelsauce herunterzuspülen, und ich staunte über ihr unbegründetes Selbstvertrauen. Um Ethan mein Missfallen kundzutun, schwieg ich die meiste Zeit.
    Als wir dann auf die Rechnung warteten, bestätigte Phoebe meine Ahnungen, denn sie sah mich an und sagte mit schwerer Zunge: «Ich hab Ihre Freundin Rachel vor ein paar Monaten kennen gelernt. Sie war reizend.»
    Ich sog die Luft scharf ein und hielt ihrem Blick stand. Mit Mühe blieb ich ruhig. «Oh, Sie kennen Rachel? Das ist in der Tat reizend   … Ethan hat gar nichts davon gesagt.» Ich funkelte Ethan an, und der zog den Kopf ein, verschränkte die Arme und schaute zu einem lärmenden Nachbartisch hinüber.
    «Ja», sagte er. «Martin und Phoebe haben Rachel kennen gelernt, als sie mich besucht hat   …»
    Ich bekam Herzklopfen vor Empörung, und ich fühlte, wie mein Gesicht sich verzerrte, als ich die Tränen unterdrückte. Wie konnte Ethan es wagen, mich mit diesen Leuten zusammenzubringen, nachdem er sie mit Rachel bekannt gemacht hatte – ohne mich zu warnen? Und was noch schlimmer war: Phoebes Benehmen bewies, dass Rachel schon bei ihrem Besuch in London Gefühle für Dex gehabt und mit Ethan und seinen Freunden darüber gesprochen hatte. Bis heute Abend war ich sicher gewesen, dass Rachel Ethan nicht viel offenbart hatte. Zumindest nichts allzu Belastendes. Ich hatte es angenommen, weil Rachel mir als Kind einmal erzählt hatte, sie vertraue nicht mal ihrem Tagebuch irgendwelche peinlichen oder fragwürdigen Dinge an, weil sie einen plötzlichen, tödlichen Unfall fürchtete – durch ein würdeloses Missgeschick, zum Beispiel weil ihr der Föhn in die Badewanne fiel oder sie an einem Hotdog erstickte. Und sie könne den Gedanken nicht ertragen, dass ihre Eltern nach ihrem Tod einen Eintrag von ihr lasen, der sie schlechter über sie denken lassenwürde. Ich weiß noch, dass ich darauf antwortete: «Aber dann bist du doch tot.» – «Umso schlimmer», sagte sie. «Denn wenn ich tot bin, kann ich die Meinung meiner Eltern über mich nicht mehr ändern. Es wäre ihr letzter Eindruck von mir.»
    Angesichts ihrer bis dahin unerschütterlichen Moral, gepaart mit ihrer Angst vor dem, was man von ihrem Charakter halten könnte, hatte ich deshalb angenommen, dass sie niemals mit irgendjemandem über ihre Gefühle für Dex gesprochen hätte. Außerdem hatte ich wahrscheinlich glauben wollen, dass Ethan, selbst wenn er Rachel näher stand als mir, auch mein Freund war und mir deshalb nichts wirklich Wichtiges verheimlichte. Mir wurde schlecht

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