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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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hinreißend aussah, aber manchmal fürchtete ich, für jemanden wie Dex nicht gescheit oder interessant genug zu sein, und wenn er erst die Wahrheit über mich herausgefunden hatte, würde er mich womöglich nicht mehr wollen.
    Rachel war keine Hilfe, denn wie üblich verstand sie es, auf meine Unzulänglichkeiten hinzuweisen, meine Interessenlosigkeit hervorzuheben, meine Gleichgültigkeit für Themen, an denen ihr und Dex so viel lag: Was in der Dritten Welt vor sich ging, die Wirtschaft, wer im Kongress wofür stand. Ich meine, die beiden hörten ‹National Public Radio›, Herr im Himmel. Schon vom Klang der Stimmen auf diesem Sender kriegte ich glasige Augen. Von dem, was sie redeten, ganz zu schweigen. Nachdem ich also ein paar Monate lang erschöpfend Interesse an Sachen geheuchelt hatte, die mich kein bisschen interessierten, beschloss ich, ihm mein wahres Ich zu offenbaren. Und eines Abends, als Dex gebannt einen Dokumentarfilm über irgendein politisches Ereignis in Chile verfolgte, grabschte ich mir dieFernbedienung und schaltete zu einer
Gidget-
Wiederholung auf Nickelodeon um.
    «Hey! Ich wollte das sehen!», rief Dex.
    «Ich hab arme Leute so satt», sagte ich und klemmte mir die Fernbedienung zwischen die Beine.
    Dex gluckste zärtlich. «Ich weiß, Darce. Die können einem so auf die Nerven gehen, nicht wahr?»
    Mir wurde plötzlich klar, dass Dex trotz seines Tiefgangs anscheinend gar nicht so viel gegen meine ziemlich oberflächliche Weltsicht einzuwenden hatte. Er störte sich auch nicht an meiner unverhohlen eifrigen Jagd nach Spaß und Luxus. Stattdessen bewunderte er, glaube ich, wie offen und ehrlich ich meinen Standpunkt vertrat. Ich war vielleicht nicht die Tiefgründigste, aber ich machte auch niemandem etwas vor.
    Das Fazit ist: Zwischen Dex und mir gab es Unterschiede, aber ich machte ihn glücklich. Und die meiste Zeit war ich ihm eine gute und treue Freundin. Nur zweimal ist – vor Marcus – meine Bewunderung für das andere Geschlecht ein bisschen übergekocht – und für sieben Jahre ist das kein schlechtes Resümee.
    Der erste kleine Ausrutscher passierte vor ein paar Jahren mit Jack, einem grünen, zweiundzwanzigjährigen Jungen, den ich eines Abends in der Lemon Bar kennen lernte; ich war dort auf ein paar Drinks mit Rachel und Claire, meiner besten Freundin im Büro und ehemaligen Mitbewohnerin, der Frau mit den besten Beziehungen an der ganzen Ostküste. Rachel und Claire waren so unterschiedlich wie Laura Ingalls und Paris Hilton, aber beide waren meine Freundinnen, und beide waren solo, und deshalb gingen wir oft zusammen aus. Jedenfalls standen wir drei an der Barund plauderten, als Jack und seine Freunde uns ziemlich plump anbaggerten. Jack war extrovertierter als die anderen; mit jungenhaftem Überschwang und Charme erzählte er seine Wasserpologeschichten aus jüngst vergangenen Princeton-Tagen. Ich war gerade siebenundzwanzig geworden und fühlte mich ein bisschen müde und alt, und deshalb schmeichelte mir Jacks offenkundiges Interesse. Ich ging auf ihn ein, während die beiden anderen (weniger niedliche Versionen von Jack) sich mit Claire und Rachel befassten.
    Wir tranken Cocktails und flirteten, und im Laufe des Abends wollten Jack und seine Truppe in einen lebhafteren Laden wechseln (was meine Theorie bewies, dass die Zahl der nacheinander besuchten Bars mit zunehmendem Alter sinkt). Wir setzten uns also ins Taxi, um auf irgendeine Party in SoHo zu fahren. Aber wie sich herausstellte (und auch das zeigte mir, wie jung sie waren), hatten Jack und seine Jungs die falsche Adresse und auch die falsche Handynummer vom Freund des Typen, der die Party gab. Daraufhin zogen sie die komplette alberne Nummer mit gegenseitigen Beschuldigungen ab:
Alter, ich fass es nicht, wie du den ganzen Mist verlieren kannst
, etc. Am Ende standen wir auf der Prince Street in der Kälte und wollten aufgeben. Rachel und Claire verschwanden als Erste; sie nahmen sich zusammen ein Taxi zur Upper East Side. Dann zogen Jacks Freunde ab, fest entschlossen, die Party noch zu finden. Also standen Jack und ich allein auf der Straße. Ich war ein bisschen angesäuselt, und Jack sah so verknallt aus, dass ich ihn ein bisschen küsste. Es war keine große Sache. Wirklich nicht. Zumindest für mich nicht.
    Natürlich rief mich der eifrige kleine Jack am nächstenTag wiederholt an und hinterließ zahllose Nachrichten auf meinem Handy. Irgendwann rief ich ihn zurück und sagte ihm, dass ich einen festen

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