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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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dass er mehr zu bieten hatte als nur ein hübsches Gesicht. Ich hörte, dass er nur modelte, um seine Ausbildung zu finanzieren, und es fiel das Wort «Akademie für Modedesign».
    Nach der Party stiegen Lair und ich in ein Taxi. Meine Absichten waren im Grunde lauter – ich wollte nur einenKuss auf der Straße à la Jack. Aber dann flüsterte Lair mir ins Ohr: «Darcy, würdest du möglicherweise in Erwägung ziehen, mich noch ins Hotel zu begleiten?» Und da konnte ich einfach nicht anders. Also fuhr ich mit ihm ins Palace, fest davon überzeugt, dass wir jetzt heftig miteinander knutschen würden und weiter nichts.
    Und das war auch so ziemlich alles, was wir taten. Dann, gegen drei Uhr morgens, stand ich auf, zog mich an und sagte ihm, dass ich jetzt wirklich nach Hause fahren müsse. Theoretisch hätte ich bleiben können, weil Dex auf Geschäftsreise war, aber mit einem anderen Mann einzuschlafen, das wäre mir wie ein echter Betrug an Dex vorgekommen. Und bis zu diesem Punkt fühlte ich mich nicht als ausgewachsene Fremdgängerin. In Wahrheit glaube ich allerdings, der Schwellentest in der Frage, ob man seinen Partner betrogen hat oder nicht, ist ziemlich einfach: Wenn dein Partner ein Video von dem Ereignis sähe, wäre er dann der Meinung, dass du ihn betrogen hast? Ein alternativer Test ist dieser: Wenn du ein Video von deinem Partner in einer vergleichbaren Situation zu sehen bekämst, würdest du dich dann betrogen fühlen? Bei beiden Tests wäre ich ganz klar durchgefallen. Aber die klare Grenze zum Sex hatte ich nicht überschritten, und darauf war ich stolz.
    Ich ließ in dieser Nacht einen schmachtenden Lair zurück, und nach ein paar Wochen heißem und heftigem Emailen wurde der Kontakt allmählich spärlicher und brach schließlich ganz ab. Meine Erinnerung an den Abend begann zu verblassen – und ich hatte diese unglaublichen Augen schon fast vergessen, als ich ihn wiedersah: In weißen Boxershorts lächelte er von einem Plakat mitten auf dem Times Square auf mich herunter. Noch einmal beschworich die Einzelheiten unseres Stelldicheins herauf und fragte mich, was wohl passiert wäre, wenn ich mich wegen Lair von Dex getrennt hätte. Ich malte mir aus, wie wir zusammen in Johannesburg lebten, umgeben von Elefanten und Autodieben, und kam noch einmal zu dem Schluss, dass unsere Beziehung im Palace besser aufgehoben war.
    Dex und ich verlobten uns ein paar Monate später, und ich schwor mir, ihm auf ewig treu zu sein. Gut, wir hatten nicht tonnenweise Gemeinsamkeiten, und er faszinierte mich nicht jeden Augenblick. Aber er war trotzdem ein unglaublicher Fang und außerdem ein wirklich guter Mann. Ich würde ihn heiraten und bis ans Ende meiner Tage glücklich an der Upper West Side leben. Okay, vielleicht würden wir irgendwann in die Fifth Avenue umziehen, aber von solchen kleinen Änderungen abgesehen, stand das Script meines Lebens fest.
    Bloß mit Marcus hatte ich nicht gerechnet.

VIER
    Jahrelang kannte ich Marcus nur als den Slacker, mit dem Dexter am College in Georgetown das Zimmer geteilt hatte. Während Marcus das zweitschlechteste Examen des Jahrgangs ablegte und andauernd stoned war, erreichte Dex ein Summa cum laude und hatte nie eine illegale Droge probiert. Aber ein Zimmer am College zu teilen kann eine machtvolle Erfahrung sein, und deshalb hielt die engeFreundschaft zwischen ihnen über das College hinaus, obwohl sie danach an entgegengesetzten Küsten lebten.
    Natürlich hatte ich mir über den College-Freund nie große Gedanken gemacht, bis Dex und ich uns verlobten und sein Name als Dex’ Trauzeuge ins Spiel kam. Dex hatte nur vier Kandidaten, aber ich hatte fünf Brautjungfern (darunter Rachel als Ehrenjungfer), und das symmetrische Erscheinungsbild der Trauung war nicht verhandelbar. Dex rief also Marcus an, um ihm das Ehrenamt anzubieten. Die beiden schwatzten eine Weile, und dann wollte Marcus mit mir sprechen, was ich sehr manierlich fand, zumal wir uns noch nie begegnet waren. Er gratulierte mir förmlich und versprach, den Bräutigam am Abend vor der Hochzeit nicht abzufüllen. Ich lachte und sagte, ich würde ihn beim Wort nehmen. Nicht im Traum dachte ich daran, dass er mir lieber versprechen sollte, vor der Hochzeit nicht mit mir zu schlafen.
    Tatsächlich rechnete ich überhaupt nicht damit, ihn vor der Hochzeit zu Gesicht zu bekommen, aber ein paar Wochen danach nahm er einen Job in Manhattan an. Um das zu feiern, reservierte ich einen Tisch im Aureole, obwohl Dex

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