Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
reagieren kann, legt sich ein starker Arm unter meinen Kopf.
Ein Schwall Flüche, derb und primitiv dringen zu mir durch.
Mir ist so schrecklich kalt, am liebsten hätte ich einfach weiter geschlafen. Aaron greift nach meinen Schultern, schüttelt leicht meinen Körper.
„ Laura! Kannst du mich hören?“
Meine Zunge versagt ihren Dienst, blinzelnd komme ich in die Realität zurück.
Aaron kniet neben mir, sein Gesicht ist angespannt – in seinen Augen lodert pure Wut.
„ Mir ist kalt, wie hast du mich gefunden?“
Mühelos hebt er mich auf seine Arme, seine Kieferknochen stechen markant hervor.
„ Durch dein Handy, ich habe es geortet.“
Auch wenn ich es gehört habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe.
„ Ich bringe dich ins Krankenhaus, dort wirst du erst einmal durchgecheckt.“
Ich lehne mich näher zu ihm, sauge seine Körperwärme in mich auf.
„ Bitte bring mich Heim, bitte Aaron.“
Sein Blick sagt mir deutlich, dass er nicht gewillt ist, meiner Bitte nachzukommen.
„ Verdammt Laura, was hast du auch bei dieser Dunkelheit im Park zu suchen?“
Verständnislos schüttelt er den Kopf. „Ich hätte dir schon damals verbieten sollen, alleine im Dunkeln herumzuspazieren.“
Damals? „Wann damals?“
Vielleicht liegt es an der Situation, doch im Moment verstehe ich gar nichts mehr. „An dem Abend, an dem wir das erste Mal verabredet waren.“
„ Das erste Mal?“
Zum Glück haben wir das Ende des Parks erreicht, Aaron antwortet mir nicht mehr, auch meinen Vorschlag, dass ich selber laufen kann, hat er stoisch ignoriert.
Das begrüßende Blinken eines BMWs signalisiert mir, dass es sich um Aarons Auto handeln muss.
Vorsichtig stellt er mich ab. „Kannst du stehen?“
Mit einem Nicken versichere ich ihm, dass alles O.K. ist. Sein Blick bleibt an meinem Dekolleté hängen, bisher ist mir nicht aufgefallen, dass mein Shirt zerrissen ist.
Oh mein Gott , was hat das zu bedeuten?
War das ein gescheiterter Versuch einer Vergewaltigung?
Ging es um die Tageseinnahmen des Ladens?
Oder war ich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort?
Übelkeit schwappt in einer Welle hoch. Damit beschäftigt, den Brechreiz zu unterdrücken, bemerke ich Aarons prüfenden Blick nicht.
„ Du kommst mit zu mir, in diesem Zustand werde ich dich nicht alleine lassen.“
Seine Kontrolle und der angenehme Klang seiner Stimme beruhigen meine aufgekratzten Nerven.
***
Badeschaum mit dem Aroma von Magnolien umgibt mich, langsam verschwindet die Kälte aus meinem Körper.
Völlig zeitlos und bis ins Innerste aufgewärmt, klettere ich aus der komfortablen Eckbadewanne.
Es läutet an der Türe, selbst die Türklingel klingt angenehm, an diesen Luxus könnte ich mich durchaus gewöhnen.
Frisch belebt, entspannt und in Sicherheit freue ich mich auf das Abendessen.
Italienisch, Aaron hat unser Abendessen bei seinem Lieblingsitaliener bestellt.
Schnell wickle ich mich in das flauschige Badetuch ein, folge dem lockenden Geruch der Pizza und Pasta.
Der anthrazitfarbene Marmorboden harmoniert perfekt mit den edlen Designermöbeln.
Aarons Wohnung ist puristisch, gerade Linien, glatte Oberflächen und kühle Farben bestimmen die minimalistische Einrichtung. Herb und männlich wie in der Höhle des Löwen.
Seine Wohnung ist das genaue Gegenteil von meiner, aber das warme Licht einer Kerze und die Anwesenheit Aarons reichen aus, damit ich mich sicher und geborgen fühle.
Bruce Springsteen rockt leise im Hintergrund die Soundanlage.
Das dunkle Rot des Weines lockt mich an, bringt mich in Versuchung einen Schluck zu nehmen.
Fasziniert lausche ich Aaron, er spricht mit Hingabe über seinen Beruf, Verträge, Verhandlungen und Geschäftsabschlüsse sind genau sein Metier. Es geht ihm um Kontrolle und Macht, die Möglichkeit seine Ideen umzusetzen begeistert ihn.
Aaron schenkt Wein nach, blutrotes Gold erfüllt das durchsichtige Glas. Morgen ist Dienstag, der Laden hat Ruhetag, ohne Stress und tiefenentspannt genieße ich Aarons Gesellschaft.
Die Beule an meinem Hinterkopf schmerzt nicht mehr arg, es fühlt sich an wie ein leichtes Pochen.
Der Schock über das Vorgefallene sitzt tief, noch immer bin ich mir nicht sicher, ob ich Anzeige erstatten soll.
Gegen Unbekannt hat das meistens kein erfolgreiches Ende.
Aarons merkwürdige Andeutung fällt mir wieder ein. „Was meintest du mit unserem eigentlichen ersten Treffen?“
Lässig lehnt er sich auf der Couch
Weitere Kostenlose Bücher