Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
Job bekomme. Marc, mein Chef, ist geduldig, sehr hilfsbereit und wenn mich nicht alles täuscht, versucht er in seine professionellen Anweisungen unprofessionelle Flirtversuche einzubauen. Marc ist attraktiv, ich schätze ihn auf Ende dreißig, sein gesamtes Wesen spiegelt sich in der Einrichtung seiner Bar wider.
Der Tresen ist aus schwarzem Marmor, auf dem blutrote Schälchen t mit gewürzten Cashewkernen stehen. Die Bar an sich ist modern gehalten, das überdimensionale Regal hinter mir ist rappelvoll. Eine Flasche neben der anderen, gefüllt mit goldener Flüssigkeit, sahnehaltigem Liquor oder buntem Schnaps, wartet darauf, in den Kehlen unserer Gäste zu verschwinden. Der moosgrüne Spot beleuchtet die bunten Logos der Flaschen. Braune Lederbarhocker und ein schwarzer Marmorboden, der wiederum perfekt zu unserem Tresen passt, runden das Bild ab.
Das dumpfe Gemurmel der Gäste wird dann und wann von einem weiblichen Lachen unterbrochen. Gestylte Frauen und starke Männer auf der Jagd nach einem verruchten Schuss Erotik in ihrem trostlosen Leben haben sich gefunden. Einzelne Strähnen meiner Haare haben sich aus meiner Frisur gelöst, tanzen vor meinen Augen, während ich verzweifelt nach der Flasche Malibu suche. Na super! Durch meine etwas geringe Körpergröße bin ich es gewohnt, dass ich nicht so leicht an höhere Regale komme. Meine ersehnte Malibu-Flasche, die ich für einen fruchtigen Cocktail namens Liebestraum brauche, ist für mich unerreichbar. Ich schimpfe vor mich hin, versuche, mich möglichst lang zu machen, balanciere auf Zehenspitzen und angele so nach der Flasche, sicherlich kein unterhaltsamer Anblick.
Mit Schwung werde ich hochgehoben, warme Hände umfassen meine Taille und heben mich mühelos hoch. „Sweety, warum sagst du denn nichts?“ Schüchternheit ist keine Charaktereigenschaft, die auf mich zutrifft, aber Sweety? Ohne große Mühe setzt mich mein Chef wieder wohlbehalten auf dem Boden ab. Er zwinkert mir sexy zu. „Gern geschehen.“ Hola, endlich rührt sich etwas in meinem Leben. Erleichtert, dass ich endlich loslegen kann, mische ich Pfirsichlikör, Malibu, Ananassaft und Blue Curaçao mit einem Spritzer Zitrone in einem Shaker. Gebe das Eis dazu und schüttle alles zu einem leckeren Mix. Beherzt setze ich die Melonenscheibe zur Garnierung aufs Glas und serviere es einer jungen Frau, die heftig flirtend an der Bar sitzt.
Schnell ordne ich meinen Arbeitsplatz neu und sehe dem nächsten Gast entgegen, um seine Bestellung aufzunehmen. Heilige Scheiße, der Mann, der jetzt vor mir steht, ist ein absolut perfektes Prachtexemplar. Meine Augen wandern an den Beinen, die in einer sehr eleganten schwarzen Anzughose stecken, hinauf und verweilen am Hosenbund des Fremden. Welche Genüsse sich wohl darin verbergen? Meine Zunge fährt über meine Unterlippe, oberhalb des Freudenbringers wird der Oberkörper des Fremden immer breiter. Muskulöse Dominanz strahlt mein Gegenüber aus, so stark, dass sich meine Nippel unter meinem Top aufrichten und sich ihm entgegendrängen.
Oooh Hilfe, langsam beginne ich mich zu fragen, was mit mir los ist …
Ein breites Kreuz und ein viriler Hals bilden das Finale für ein markantes Gesicht.
Ein ausgeprägter Kiefer bedeckt von einem sexy Dreitagebart, der volle Lippen umrahmt.
Eine gerade Nase, sturmgraue Augen, die von geraden, fast schon strengen Augenbrauen abgerundet werden. Und das Beste an der Sache: Die Augen verweilen auf mir. Der Ausdruck darin ist nicht leicht zu definieren: Hungrig oder verlangend, ich kann es nicht genau zuordnen. Leicht schwankend beende ich meine visuelle Reise über seinen Körper. Ich halte mich an der Bar fest, er ist es, mein persönlicher, in meinen Träumen schon hundertmal geküsster Mister Perfekt. Im schwachen Licht der Bar treffen sich unsere Blicke, es fühlt sich an wie ein visueller Kuss. Wahnsinn!
„ Hi, was kann ich dir bringen?“
Ein charmantes Lächeln lässt seine Lippen weiße Zähne entblößen.
„ Ein Becks, bitte.“
„ Kommt sofort.“ Ein Mann mit Manieren, mein Unterbewusstsein ist begeistert. Freundlich lächelnd reiche ich ihm eine kalte Flasche Becks, unsere Finger berühren sich kurz, ein elektrischer Schlag schießt durch meine Finger bis in meinen großen Zehen. Fast wäre mir die Flasche aus den Fingern geglitten.
Natürlich könnte die Aufladung durch statische Energie gekommen sein, doch ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es an ihm liegt. Er bewegt sich nicht
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