Showdown (German Edition)
braune Augen.
Die Augen, dachte Swain.
An den Augen stimmte etwas nicht. An ihrer Reaktion auf das Licht.
Menschliche Augen zogen sich zusammen, wenn sie direkt vom Licht getroffen wurden. Sie öffneten sich in der Dunkelheit oder bei schlechter Beleuchtung, damit so viel Licht wie möglich auf die Retina treffen konnte. Diese Augen öffneten sich jedoch bei hellerem Schein.
Es waren keine menschlichen Augen.
Swain wandte sich an Selexin. »Er sieht menschlich aus und handelt auch so. Aber er ist es überhaupt nicht, stimmt’s?«
Selexin nickte beeindruckt. »Stimmt. Obwohl beinahe – eigentlich so nah wie möglich. Aber nein, Balthasar ist definitiv nicht menschlich.«
»Was ist er dann?«
»Ich hab’s Ihnen zuvor schon gesagt. Balthasar ist ein Criseaner. Ein hervorragender Meister der Klinge.«
»Aber warum sieht er menschlich aus?«, fragte Swain. »Die Chancen, dass die Evolution es zulassen würde, dass ein Alien aus einer anderen Welt genau wie ein Mensch aussieht, lägen bei einer Million zu eins.«
»Einer Milliarde zu eins«, korrigierte ihn Selexin. »Und benutzen Sie doch bitte den Ausdruck ›Alien‹ nicht allzu großzügig. Es ist ein so hartes Wort. Abgesehen davon bilden in Ihrer gegenwärtigen Situation die Aliens die Mehrheit.«
»Entschuldigung.«
»Nichtsdestoweniger haben Sie Recht«, fuhr Selexin fort. »Balthasar ist nicht menschlich, auch nicht von Gestalt. Er ist ebenso wie ein anderer Wettkämpfer namens Bellos amorph. Imstande, die Gestalt zu wechseln.«
»Seine Gestalt zu wechseln?«
»Ja. Sie haben richtig gehört. Genauso, wie Ihr Chamäleon die Färbung seiner Haut ändern kann, um sich seiner Umgebung anzupassen, können Balthasar und Bellos so etwas tun, nur dass sie nicht ihre Färbung wechseln: Sie verändern ihre gesamte äußere Gestalt. Das ist durchaus sinnvoll. Man macht sich menschlich, wenn man in einem menschlichen Labyrinth kämpft, weil alle Türen oder Klinken oder möglichen Waffen für die menschliche Gestalt geschaffen sind.«
»Ah, ja«, meinte Swain und wandte sich wieder Balthasar zu.
Hawkins kehrte vom Aufzug zurück.
»Es hat ein bisschen gebraucht«, sagte er, »aber mir ist es schließlich gelungen, die Röhre aus ihrer …«
Swain hielt Balthasars anderes Auge offen und spähte unter dem Licht der Taschenlampe hinein.
»Aus ihrer … was?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
Der Officer gab keine Antwort.
Swain blickte auf. »Was ist los …« Er brach ab.
Hawkins starrte über das Geländer hinweg auf das Atrium im Erdgeschoss. Swain fuhr herum und folgte seinem Blick hinab.
»O mein Gott!«, sagte er langsam. Dann wandte er sich rasch an Holly und streckte die Hand nach der Taschenlampe aus. »Schnell, schalte sie ab!«
Die Taschenlampe erlosch. Erneut hüllte blaues Mondlicht sie ein. Stephen Swain spähte über das Geländer.
Der Mann stand einfach da. Groß und schwarz. Zwei spitz zulaufende Hörner ragten ihm hoch über den Kopf. Das sanfte Mondlicht blitzte auf dem üppigen Gold an seiner Brust.
Er stand neben einer Glasvitrine unten im Atrium. Einfach so. Angespannt blickte er in einen der Gänge vor ihm, auf etwas, das Swain nicht sehen konnte.
Es überlief ihn kalt.
Er starrt nicht, dachte er. Er pirscht.
Selexin trat neben ihn.
»Bellos«, flüsterte er, ohne den gehörnten Mann im Atrium unten aus den Augen zu lassen. Eine Spur Ehrfurcht lag in seiner Stimme, eine unmissverständliche Verehrung. »Der Wettkämpfer der Malonier. Das sind die tödlichsten Jäger der Galaxis. Trophäensammler. Sie haben mehr Präsidia gewonnen als alle anderen Arten. Na ja, sie führen sogar eine sechsfache interne Jagd durch, um zu entscheiden, wer von ihnen am Präsidian teilnehmen wird.«
Swain beobachtete den Malonier, während er Selexin zuhörte. Der Gehörnte – Bellos – war ein prächtiges Exemplar von Mann. Groß und breitschultrig, ein Kleiderschrank und, abgesehen von dem Gold auf seiner Brust, völlig in Schwarz gekleidet. Eine imposante Erscheinung.
»Denken Sie daran. Amorph«, warnte Selexin. »Es ist sinnvoll, menschliche Gestalt anzunehmen. Viel sinnvoller noch, eine hoch entwickelte menschliche Gestalt anzunehmen.«
Swain wollte schon etwas erwidern, da hörte er Hawkins hinter sich flüstern: »O mein Gott, wo ist Parker?«
Er zog die Brauen zusammen. Davon hatte der Cop zuvor schon etwas verlauten lassen. Parker war seine Partnerin. Mit ihm für die Nacht im Gebäude stationiert. Vielleicht war sie noch
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