Showdown
werden. Das wäre die Aufgabe des griechischen Geologischen Instituts.
Doch merkwürdigerweise wurde dieses Institut als eines der ersten nach Einzug der Troika bis zur Handlungsunfähigkeit reduziert. Vor Jahren hatte es 1400 Mitarbeiter, heute sind es noch 280 , und es wird weiter abgebaut. Nach Einschätzung der Geologen wird es hier ebenso ablaufen wie bei dem ehemaligen Schwesterinstitut aus dem Ölbereich, das komplett aufgelöst wurde und zu einer privaten Agentur mit wenigen Köpfen zum Verschachern der griechischen Bodenschätze verkommt. Besonders die in Griechenland übliche Verteilung der Erträge mit 20 Prozent für den Staat, 5 Prozent für die örtliche Bevölkerung und 75 Prozent für das fördernde Unternehmen stößt hier auf großes Unverständnis. In Norwegen gehen 70 Prozent der Erträge an den Staat. Mein Gesprächspartner (zu seinem Schutz verzichte ich hier auf eine Namensnennung): »Im griechischen Ministerium beschäftigen sich nur noch zehn Leute mit der Ausschreibung der Öl-/Gasfelder … Im Gegensatz zur Türkei, die haben 3500 Leute, die sich mit der Ölförderung beschäftigen … in dem Sinn, schnell Sachen zu verkaufen, ohne viel darüber zu wissen – Hauptsache man verkauft.« Auf meine Frage, ob sich die Kürzungen im Institut mit dem Eintreffen der Troika aus EU , EZB und IWF verschärft hätten, antwortet er: »Definitiv, ja. Das Geologische Institut wurde von den damaligen Ministern als eines von den ersten zehn staatlichen Instituten benannt, die geschlossen werden sollten.«
Auf die Rolle der USA im Verhältnis zu Griechenland und Europa angesprochen, kommt die sehr nüchterne und realitätsnahe Einschätzung: »In dieser Gegend hier, in dieser geostrategischen Lage Griechenlands waren immer die Amerikaner. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Griechenland unter dem Einfluss der amerikanischen Politik, und diese amerikanische Politik hat auch Europa unterstützt und tut es noch immer. Amerika hat Europa unterstützt und war andererseits gleichzeitig der Konkurrent von Europa. Amerika will die Europäische Gemeinschaft nicht gezielt auseinanderbringen. Es will sie in einem Zustand der Unvollkommenheit belassen. Es will, dass es so bleibt.«
Wir sehen, in Griechenland geht es um weit mehr als Olivenöl und Schafskäse. Es geht um Öl, Gas, Erze, geostrategische Situationen, Militärbasen und viele hundert Milliarden Dollar. Lassen wir uns nicht länger für dumm verkaufen und über griechische Renten diskutieren. Das sind Nebelkerzen, die die Sicht auf die Hintergründe sehr geschickt verbergen.
Eine Frage der Währung
A ber das griechische Thema und die geostrategischen Interessen reichen noch tiefer. Denken Sie an die einleitenden Sätze dieses Buches. Es geht um Geostrategie, es geht um wirtschaftliche und politische Machtachsen und darum, wer die Welt in den nächsten Jahrzehnten dominiert.
In meinem ersten Buch »C(r)ashkurs« habe ich das Thema Petrodollar ausführlich thematisiert. Die wirtschaftliche Existenz der USA hängt stark von der Tatsache ab, dass der US -Dollar die Weltleitwährung ist. Diese Rolle erhält der Dollar durch die Tatsache, dass die meisten Rohstoffe, insbesondere das Öl, ausschließlich gegen US -Dollar auf dem Weltmarkt gehandelt werden. Wer immer Öl braucht, der braucht zuvor US -Dollar. Er tauscht also seine eigene Währung bei den Amerikanern gegen US -Dollar ein, die diese beliebig herstellen können. Mit diesen Dollar kauft man nun beim Scheich das Öl, der einen kleinen Teil des Dollarsegens in eine neue Jacht, den großen Rest jedoch in US -Staatsanleihen investiert. So entsteht ein steter Kreislauf, in dem eine Nachfrage nach US -Dollars besteht, die so lange anhält, wie es die meisten Waren exklusiv gegen diese Leitwährung gibt.
Würde eine andere Währung diese Rolle übernehmen, wäre die wirtschaftliche Existenz der USA höchst gefährdet. Der stete Nachfragefluss nach US -Dollars und die Notwendigkeit, diese wieder in »sicheren« US -Staatsanleihen anzulegen, würde versiegen. Wie sagte es der US -Finanzminister John Conally bereits 1971 gegenüber ausländischen Zuhörern? »Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem!«
Die Tatsache, dass der US -Dollar Weltleitwährung ist, ist also nicht nur eine Frage der Ästhetik oder des Nationalstolzes, dahinter verbirgt sich auch ein vitales Interesse der amerikanischen Sicherheitspolitik.
Unter dieser Prämisse schauen wir zurück auf das Jahr 2007 . Im September erklärt der
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