Showdown
würden nach dem Zusammenbruch der beiden Staaten sofort die helfenden Hände des IWF zur Stelle sein: »Na, was habt ihr denn da angestellt!? Ihr seid ganz schön gekniffen, und die Unruhen auf der Straße machen es auch nicht besser. Aber wir haben einen Ausweg für euch. Hier sind ein paar Unternehmen aus der amerikanischen Öl-und Gasindustrie, die würden eure bescheidenen Rohstoffvorkommen gerne fördern. Ihr habt ja weder das Geld noch das Wissen, um es selbst zu machen. Aber wir wollen ja nicht so sein. Wenn ihr denen die Förderrechte abtretet, dann bekommt ihr auch 25 Prozent des Gewinns ab.« Ja, Sie haben richtig gelesen. Nach griechischem Recht werden die Bodenschätze nicht wie in Aserbaidschan 50 : 50 zwischen Staat und ausländischer Firma geteilt, sondern 25 : 75 . Mit 25 Prozent für den Staat. Tolle Sache das, nicht wahr?
Für den umstrittenen Bereich, der zwischen der Türkei und Griechenland liegt, soll es Vorschläge aus Washington geben, die Erträge mit 20 Prozent für Griechenland, 20 Prozent für die Türkei und 60 Prozent für die fördernden US -Firmen (Noble Energy) aufzuteilen.
Im Juli 2011 besuchte Hillary Clinton – damals als US -Außenministerin – den griechischen Präsidenten Papandreou, um ihm die Unterstützung der USA zuzusagen. »Die USA unterstützen vehement die Entschlossenheit der Regierung unter Ministerpräsident Giorgos Papandreou, die nötigen Reformen durchzuführen und das Land wieder auf Kurs zu bringen«, so Clinton in Athen.
Ein Jahr darauf besuchte ebenfalls im Juli US -Finanzminister Timothy Geithner Athen und vermittelte dort den Eindruck, die USA würden alles tun, um Griechenland im Falle einer Wiedereinführung der Drachme und eines EU -Austritts zu helfen. Aber sicher doch!
Selbstverständlich haben die Griechen aktuell nicht das geringste Interesse, die wahre Dimension ihrer Kohlenwasserstoffvorräte zu benennen. Das würde die Hilfspakete und Schuldenschnitte der europäischen Nachbarn sicherlich deutlich negativ beeinflussen und Begehrlichkeiten wecken. Inzwischen kocht jeder sein eigenes Süppchen. Die einen wollen die Förderrechte an die Amerikaner verschachern und sicherlich dabei auch persönlich einen guten Schnitt machen, die anderen an die Russen.
Und der Showdown um die Förderrechte rückt immer näher. In einer ersten Phase Ende 2012 haben sich bereits zahlreiche Firmen um die ausgeschriebenen Konzessionen zur Erkundung der Fördergebiete beworben. Darunter:
Hellenic Petroleum ( GR )
Edison International ( USA )
Melrose Resources (GB)
Energean Oil & Gas ( GR )
Schlumberger (Niederl. Antillen/Hauptsitz: Houston, USA )
Arctic Hunter Energy ( CAN )
K O Enterprises ( USA )
Chariot Oil & Gas ( GB )
Die Vergabe dieser Konzessionen ist ausgesprochen dubios. Meine griechischen Gesprächspartner aus den entsprechenden Instituten bestätigten mir, dass das ursprünglich staatliche Geologische Institut für Öl und Gas schon vor langer Zeit privatisiert wurde. Dort werde auch über die Vergabe der Konzessionen entschieden. 2011 wurde unter Papandreou die Hellenic Hydrocarbon Resources Management SA gegründet, auf die die staatlichen Rechte übertragen wurden. Eine private Firma, die nun die gesamten Rechte des griechischen Staats an Öl- und Gasvorkommen sowie deren Förderung verwalten soll.
Da passt es doch prima, dass Deutschland jetzt richtig Druck macht, damit Griechenland seine letzten Staatsbeteiligungen zügig »privatisiert« (»schnellstmöglich«, heißt an der Börse, »zu niedrigen Kursen«). Vor allem die Flüssig- und Erdgasfirmen Depa und Desfa sowie den Ölkonzern Hellenic Petroleum. Ausgerechnet jene Hellenic Petroleum, die um die Erschließung der Förderkonzessionen mitbietet, soll schnellstmöglich an private Investoren (woher die wohl kommen?) verschachert werden, bevor der Preis nach oben geht, wenn sie erst mal die Lizenzen haben. Nicht, dass der griechische Staat (die Bürger) am Ende noch einen Teil des Rohstoffsegens abbekommen. Entweder ist unsere Regierung hier wirklich so naiv, oder sie tritt tatsächlich nur noch als der Weisungsbüttel anderer Interessen auf.
Zunächst geht es um die Erforschung der späteren Förderfelder. Besonders interessant ist hier Schlumberger zu sehen, der größte Öldienstleister der Welt, der im Auftrag großer Giganten weltweit nach Öl sucht, die Infrastruktur erstellt und fördert. So hat Schlumberger im Oktober 2010 den Auftrag erhalten, für den US -Multi ExxonMobil
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