Showdown
sich, wenn wir auf diese langweiligen Handelsbilanzzahlen der europäischen Staaten schauen. Seit der Euro-Einführung kam die Kaufkraft der deutschen Bürger nicht aus der Kabine, während der Export boomte. Die Exportwirtschaft brummte, aber viele hatten den berechtigten Eindruck, dass das bei ihnen irgendwie nicht ankommt. Bei unseren südlichen Nachbarn war es genau umgekehrt. Der Export ging deutlich zurück, während die Kaufkraft der Renten, Löhne und Guthaben der Bürger durch die Decke schoss. Die Spanier, Iren und Griechen fühlten sich auf einmal wie Königs und haben wie die Wilden konsumiert und gebaut. Im Überschwang dann auch noch gerne auf Pump.
Euro-Mythen
A n dieser Stelle kommen wir auf einen anderen Mythos des Euro zu sprechen. Sobald die Diskussion um den Euro aufkommt, dauert es nicht lange, bis die Ersten ein berühmtes Merkelsches Mantra wiedergeben: »Die deutsche Wirtschaft braucht den Euro!« Ohne den Euro würde der deutsche Export mindestens zusammenbrechen, wenn nicht gar völlig verschwinden. Der Untergang des Abendlandes wäre das Mindeste, vermutlich würde uns Schlimmeres erwarten. Ich frage mal ganz frech: Warum? Wir dürfen daran erinnern, dass Deutschland zu einer Zeit, als wir die D-Mark hatten, eine Währung, die eins zu eins zu unserer jeweiligen Wirtschaftskraft passte, Exportweltmeister war. Ja, da schau hin! Offenkundig ist unsere Exportwirtschaft durchaus in der Lage, mit einer Währung klarzukommen, die unserer Leistungsfähigkeit entspricht. Woran liegt das? Wir exportieren in der Regel keine Bananen, die man in vielen Ländern vom Baum holen kann und dann über den Preis verkauft. Wir exportieren Hochtechnologie.
Nehmen wir beispielsweise den Automobilbau. Wer auf dieser Welt einen Mercedes fahren möchte mit all dem Ansehen, das in diesem Markennamen steckt, wer also auf diese Qualität und Innovationskraft Wert legt, dem bleibt schlicht nichts anderes übrig, als eben einen Mercedes zu kaufen. Die Qualität, die immer wieder neuen Entwicklungen, die den anderen Herstellern oft lange voraus sind, und natürlich auch die Rolle als Statussymbol werden hier mitgekauft. Gut, BMW , Porsche, Audi könnten eine Alternative sein. Aber am Ende bleibt es doch deutscher Export. Wo sollte der Kunde sonst kaufen? Wären Peugeot, General Motors oder Hyundai wirklich Alternativen für diesen Kunden? Wer einen Mercedes fahren will, wird einen Mercedes kaufen und bezahlen müssen, auch wenn da ein vielleicht etwas höherer Preis hinter der Windschutzscheibe klemmt.
Nicht anders sieht es bei unserem Hauptexportschlager aus, dem deutschen Maschinenbau. Unsere Maschinen werden doch nicht gekauft, weil sie so schön billig sind, sondern wegen der herausragenden Leistung unserer Ingenieure. Sie werden gekauft, weil deutsche Maschinen mehr können als die Maschinen aus anderen Ländern, weil sie länger halten und weil unsere Techniker in einem dualen Ausbildungssystem so gut ausgebildet sind, dass sie diese Maschinen vor Ort zuverlässig installieren und warten können. Selbstverständlich gibt es Grenzkosten. Ab einem bestimmten Preisunterschied wird man eben doch die koreanische Variante bevorzugen. Sie kann vielleicht etwas weniger, ist womöglich nicht so langlebig, aber der Preisunterschied rechtfertigt es nicht mehr, die deutsche Maschine zu kaufen. Dann müssen wir unsere Produktivität eben wieder steigern, neue Erfindungen machen, oder unsere Währung wertet (wegen nachlassender Exporte) wieder etwas ab. Irgendwann ist der Preis des BMW vielleicht doch so hoch, dass die ersten Käufer auf japanische Fahrzeuge umsteigen. Aber gerade in dieser ohnehin hochpreisigen Liga, in der unsere Fahrzeuge spielen, ist der Preis nicht das erste Kriterium für die Kaufentscheidung.
Machen wir auch nicht den Fehler zu glauben, dass mit einer um vielleicht 20 Prozent teureren Währung unsere Exportgüter automatisch um jene 20 Prozent teurer würden. Denn meist wurden viele Teile eines deutschen Fahrzeugs oder einer Maschine zunächst aus dem Ausland importiert. Fahrzeugsitze aus Brasilien, Kabelstränge aus Taiwan, Kupfer für die Lichtmaschine aus China oder Afrika … Der deutsche Fertigungsanteil an einem Porsche Cayenne betrug bereits 2006 je nach Berechnungsmethode nur noch zwischen 12 und 33 Prozent. Und das dürfte sich in den letzten Jahren nicht zum Positiven entwickelt haben. All das, was ein deutscher Fahrzeugbauer aus dem Ausland vorimportiert, wird durch eine stärkere heimische
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