Showdown
ehemalige US -Notenbankchef Alan Greenspan, er halte es für durchaus denkbar, dass der Euro den US -Dollar als Weltleitwährung ablösen könnte. Der Dollar habe »keinen allzu großen Vorsprung mehr«. Und die EZB habe sich zu einem internationalen Machtfaktor entwickelt. Ende 2006 hatten die internationalen Zentralbanken bereits 25 Prozent ihrer Devisenreserven in Euro investiert. Der Euro war drauf und dran, den US -Dollar abzulösen, und wurde immer mehr zur grenzüberschreitenden Abrechnungswährung. Der Dollar hingegen war kurz davor, seine Rolle als Weltleitwährung zu verlieren.
Ein vitales Interesse der USA war in Gefahr. Ist es da aus amerikanischer Sicht nicht mehr als verständlich, dieser Gefahr zu begegnen? Die Amerikaner konnten einen solchen Aufstieg des Euro auf keinen Fall akzeptieren. Es musste dringend etwas geschehen. Gegen Europa bringt man allerdings nicht die sechste Flotte in Stellung, sondern die Einheiten der Wall Street, deren Banken und Ratingagenturen, und die Waffe der Geheimdiplomatie.
Genau in diese Phase fallen auch die Ereignisse um Kostas Karamanlis, die Machtübernahme Giorgos Papandreous’ und dessen überraschende Selbstanzeige der griechischen Finanzmanipulationen in Brüssel. Das ganze Euro-Desaster begann zu diesem Zeitpunkt durch die Oberfläche zu brechen. Papandreou und seine Gefolgsleute unternahmen alles in ihrer Macht Stehende, um Europa und Deutschland gegen sich aufzubringen. Keine Vereinbarung wurde eingehalten, die Bevölkerung und die eigene Wirtschaft immer weiter nach unten gezogen. Ein Skandal jagte den nächsten. Und eine beispiellose innereuropäische Hetzkampagne gegen »faule Griechen«, »Nazideutsche«, »korrupte Italiener« und »überschuldete Immobilien-Spanier« begann. Europa fing an, sich selbst zu zerfleischen, und das Ausland schaute dem Spektakel genüsslich zu. Die Angriffe gegen den Euro und gegen die Staaten der Eurozone kamen mit militärischer Präzision, stets geschürt von Studien großer Wall-Street-Banken oder US -Ratingagenturen, deren Timing viele Marktteilnehmer immer wieder in Erstaunen versetzte.
Eines sei aber ganz klar betont: Die grundlegenden Probleme der Eurozone sind absolut hausgemacht. Ich habe es am Anfang des Buches schon erwähnt: Vielen völlig unterschiedlichen Staaten eine gemeinsame Währung überzustülpen führt von vorneherein zu erheblichen Problemen. Diese Achillesferse haben wir uns selbst zu verdanken. Aber die Pfeile gegen unsere Achillesferse werden sehr gezielt und mit knallhartem Kalkül über den Atlantik abgefeuert.
Bevor wir uns weiter mit diesem interkontinentalen Wirtschaftskrieg befassen, sollten wir zunächst unsere Achillesferse genauer betrachten. Die Pfeile abzuwehren ist das eine, die eigene Verwundbarkeit zu beheben das andere. Doch dazu müssen wir uns auch trauen, den Blick darauf zu richten und uns nicht einzureden, alles sei in bester Ordnung.
Also schauen wir uns den malträtierten Fuß einmal in Ruhe an. Dass der Euro für die Griechen ebenso wie für viele andere Staaten in Europa die falsche, weil viel zu hohe Währung ist, das konnten Sie schon lesen. Zum weiteren Verständnis der Zusammenhänge sehen wir uns einmal auf der anderen Seite des Globus um, nämlich in China.
Seit vielen Jahren werfen wir Europäer und die Amerikaner den Chinesen vor, dass sie ihre Währung künstlich drücken, indem sie den Chinesischen Renminbi (die dortige Währung) fix an den US -Dollar koppeln. Wie das funktioniert? Die chinesische Zentralbank bezahlt einfach für jeden US -Dollar, der ihr angeboten wird, etwa 6 Yuan (das ist eine Einheit des Renminbi). Sie kann diese ja in beliebiger Menge drucken. So hat der Renminbi keine Chance aufzuwerten, obwohl die Wirtschaft Chinas explodiert und die der USA kränkelt. Ohne feste Bindung würde der Renminbi deutlich teurer werden. Und ohne Beeinflussung durch die Notenbank würde die Entwicklung der Währung wie folgt ablaufen: Ein Großhändler aus Amerika möchte in China Spielwaren einkaufen. Um den chinesischen Hersteller bezahlen zu können, braucht er Renminbi. Er kauft also am Devisenmarkt Renminbis und bezahlt diese, indem er seine eigene Währung ( US -Dollar) verkauft. Somit steigt der Kurs der chinesischen Währung ein wenig an, der Kurs der amerikanischen Währung fällt ein wenig. Je öfter das geschieht, umso teurer wird der Renminbi. Ich muss immer mehr US -Dollar hergeben für die gleiche Menge an chinesischer Währung. Es wird für mich
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