Showdown
Brötchen kostet plötzlich eine Million Euro – zugegeben, wir haben die Inflationsgäule hier ein wenig sehr galoppieren lassen. Ihr Schuldenberg ist auf einmal sehr überschaubar geworden. Ihr Nachbar ist immer noch Millionär, aber sein Lebensstil hat sich mächtig verändert. Wir haben niemandem etwas weggenommen, keine Schulden gestrichen, keine Guthaben weggesteuert, und dennoch ist es uns auf wundersame Weise gelungen, Schulden und Guthaben gleichermaßen zu neutralisieren. Schulden und Guthaben wurden ersatzlos vernichtet.
Wie erzeugt man aber nun eine solche Inflation? Man kann versuchen, möglichst viel neues Geld in »die Märkte zu pumpen«. So würde es flapsig heißen. Aber ist das, erstens, so einfach? Und, zweitens, was bedeutet das denn? Nehmen wir an, eine Zentralbank – nennen wir sie EZB – will Geld »drucken« und »in den Markt pumpen«. Wir haben gesehen, dass Geld eben
nicht
einfach erzeugt und verteilt wird, sondern nur durch Kreditaufnahme entsteht. Also muss die EZB die Banken oder andere Marktteilnehmer dazu animieren, neue Kredite aufzunehmen, damit sie Geld schöpfen und an diese Banken verleihen kann. Das kann sie tun, indem sie das neue Geld zu sehr günstigen Bedingungen anbietet. Also zu extrem niedrigen Zinsen. Und genau das tut die EZB auch. Die Banken können sich jede beliebige Summe zu einem Zinssatz von weniger als einem Prozent von der EZB leihen. Aber nun müssen diese Banken ja dennoch irgendetwas anstellen, um dieses eine Prozent zuzüglich eines kleinen oder größeren Gewinns zu verdienen. Am besten wäre es, sie könnten das Geld an Bürger oder Unternehmen zu ebenfalls günstigen Zinsen verleihen. Das tun sie auch. So gibt es dann Immobilienkredite für schmale 2 , 5 Prozent. Das veranlasst tatsächlich einige Bürger, sich nun doch ein Haus zu kaufen, da die Zinsbelastung ja so schön niedrig ist. In der Folge steigen die Hauspreise an, weil eine zusätzliche Nachfrage entstanden ist. Inzwischen liegen die Immobilienpreise beliebter Lagen in Deutschland jenseits von Gut und Böse. Durch die wachsenden Hauspreise steigen auch die Mieten ein wenig an, denn irgendwie will der Hauskäufer seinen völlig überzogenen Kaufpreis ja wieder reinholen. Also haben wir im Bereich Häuser und Mieten sich aufblähende Preise und somit etwas Inflation.
Aber das ist nur ein kleines Tröpfchen auf den heißen Felsen. So viel Geld können die europäischen Häuslebauer gar nicht aufnehmen. Besonders, da jene in Spanien, Portugal und anderswo bereits vollkommen abgesoffen sind mit ihren Immobilieninvestitionen der vergangenen Jahre. Die kommen bestimmt nicht auf die Idee, sich erneut auf ein solches Abenteuer einzulassen. Und selbst wenn, würde ihnen die Bank bei der Schieflage, die jene Hausbesitzer bereits haben, schon aus Risikogründen gar keinen Kredit mehr gewähren. So kommt das neue Geld also nicht unters Volk. Das Gleiche gilt für Pkw-Kredite und Ähnliches. Natürlich verlockt es in Zeiten billiger Kredite, sich ein neues Auto oder eine Einbauküche zu kaufen. Doch solange die Zeitungen voll sind mit Horrormeldungen über Europa und die Konjunktur, wird sich der Bürger zweimal überlegen, ob er ein solches Risiko eingeht. Was, wenn er morgen wegen der Krise seinen Job verliert? Man weiß ja nie … Also lieber auf Nummer sicher gehen und keinen Kredit für ein neues Auto aufnehmen, das alte ist doch noch ganz gut in Schuss, und die Küche wirft auch mit der kleinen abgebrochenen Ecke an der Arbeitsplatte noch immer leckere Schinkennudeln ab.
Die EZB kann zwar die Eimer mit dem Wasser bereitstellen, aber saufen müssen die Pferde schon selbst. Das wollen die jedoch gerade nicht aus oben genannten Gründen, und somit führt das billige Geld noch nicht zur Inflation.
Die Banken können also nun versuchen, im Parallelschwung mit risikobereiten Hedgefonds dieses billige EZB -Geld auf andere Art gewinnbringend einzusetzen. Zum Beispiel durch Investition an der Börse. Man kauft Aktien, und heutzutage gehören ja auch Rohstoffe zum guten Anlegerton. Die Ungeheuerlichkeiten um die skandalösen Spekulationen mit Lebensmitteln würde ich hier mit besten Grüßen an die Deutsche Bank gerne vertiefen, das führte uns aber hier zu weit vom Thema weg. Es sind nun also die Hedgefonds und andere Spekulanten, die sich dieses billige Geld von den Banken leihen und damit Aktien, Kupfer und Erdöl kaufen, in der Hoffnung auf noch mehr billiges Geld in der Zukunft und folglich noch
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