Showdown
vorgenommen, vom größten Energieimporteur der Welt zum Exporteur von Energie zu werden, und man ist auf dem besten Weg dorthin.
Durch die mehr als umstrittene Technologie des »Frackings« konnten die USA riesige Öl- und Gasvorkommen auf dem eigenen Territorium erschließen. Beim Fracking wird eine Mischung aus Quarzsand, Wasser und Chemikalien unter hohem Druck in den Boden gepresst. Dadurch wird das Gestein in der Tiefe aufgesprengt und das dort gebundene Öl und Gas nach oben geschwemmt. Wenn Ihnen das aufgrund der Chemikalien gefährlich oder gesundheitsschädlich erscheint, dann liegen Sie vollkommen richtig. Diese Fördermethode ist mehr als umstritten, aber mehr noch als in Europa steht in den USA der Profit des einzelnen Konzerns vor der Gesundheit der Bevölkerung, wenn seine Taschen nur tief genug, seine Anwälte skrupellos genug und seine Politikkontakte hochkarätig genug sind. Und zurzeit versuchen dieselben amerikanischen Unternehmen, die in den USA an vorderster Fracking-Front stehen, den Widerstand in der deutschen Politik und Bevölkerung gegen die gefährliche Technologie zu brechen. Und sie bespielen dabei die ganze Klaviatur ihrer Lobbyinstrumente, um am Ende auf deutschem Boden die gleichen Chemikalien einsetzen zu dürfen, unser Gas zu fördern und es uns dann zu verkaufen. Die negativen Folgen für die Menschen zeigt die sehenswerte arte-Dokumentation »Gas-Fieber« auf.
Die Folgen für die amerikanische Wirtschaft hingegen sind überaus positiv. Durch den unglaublichen Gasüberschuss fiel der Gaspreis in den USA in sich zusammen und ist aktuell um ein Drittel billiger als in Europa. Welchen enormen Kostenvorteil das für Unternehmen in einer Zeit bedeutet, in der Energiepreise zum wesentlichen Faktor der Produktionskosten zählen, kann man sich vorstellen. Schon kommen die internationalen Firmen wie Autobauer und besonders energieintensive Branchen wie Aluminiumproduktion in Scharen in die USA , um dort ihre Werke zu errichten. Unternehmen, die in Europa die Pforten schließen, werden in den USA wieder eröffnen.
Ein kleiner Einschub sei an dieser Stelle noch zur geostrategischen Bedeutung dieser Energieautarkie der USA gesagt. Seit den 1970er Jahren sind die USA stark daran interessiert, die Situation im Nahen Osten und anderen Regionen, die für die Energieversorgung der USA von Bedeutung sind, zu stabilisieren. Das tun sie mit enormem finanziellem Aufwand durch den Unterhalt großer Militärverbände und Militärbasen vor Ort. Dazu gehören auch ausgedehnte Militäroperationen wie der Irakkrieg und viele andere militärische Konflikte, die – auch aus amerikanischer Wählersicht – zahllosen jungen Amerikanern das Leben kosten. Damit einher geht der Hass vieler Menschen rund um die Welt auf die USA , gerade in den arabischen Ländern.
Welches Interesse haben die USA noch an dieser Doktrin, wenn sie auf eigenem Boden genug Öl und Gas fördern, um sich komplett und preiswert selbst zu versorgen? Man könnte die Flottenverbände aus der Straße von Hormus abziehen. Was würde es die letzte aktuell verbliebene Supermacht dann noch stören, wenn das Pulverfass Nahost explodiert? Leidtragend wären nur noch jene, die von diesen Quellen abhängig sind. Die Konkurrenten in Asien und Europa. Da braucht man nicht einmal böse Absicht zu unterstellen. Es wäre aus amerikanischer Sicht absolut nicht mehr vertretbar, einen solch aufwendigen Militärapparat in einer Region zu unterhalten, die einem nichts mehr zu bieten hat.
Dass diese Gefahr sehr real ist, zeigt die Entscheidung der USA vom Februar 2013 , keinen zweiten Flugzeugträger mehr in den Persischen Golf zu verlegen. Seit vielen Jahren hatten die USA in der Regel zwei Flugzeugträger mitsamt Kampfflotte in dieser bislang strategisch so wichtigen Region. Der Trägerverband rund um die » USS John C. Stennis« sollte im März des Jahres durch die » USS Dwight D. Eisenhower« ersetzt werden. Bislang war vorgesehen, diesen Verband durch den zweiten Flugzeugträger » USS Harry S. Truman« zu verstärken. Im Februar entschied die US -Regierung auf Antrag der Marine, diesen zweiten Träger aus Kostengründen nun bis auf weiteres doch nicht zu entsenden. Und sie schwächte damit ihre Militärpräsenz im Persischen Golf und an der Ölschlagader, der Straße von Hormus, massiv. Durch diesen Seeweg werden 35 Prozent des weltweiten Ölhandels zu See transportiert. Der Iran hat wiederholt angedroht, diese Meerenge zu blockieren. Die
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