Showdown
Flugzeugträgerverbände sind die mächtigsten Waffen der USA in internationalen Gewässern. Ihre Schlagkraft vor Ort inmitten wachsender Spannungen mit dem Iran zu halbieren ist ein ermutigendes Zeichen für die iranischen Widersacher.
Hieß es vor einigen Jahren noch, Amerika habe abgewirtschaftet und Asien werde der neue Stern am Himmel, möchte ich auch hier noch einmal eindrücklich davor warnen, Amerika zu früh abzuschreiben. Die dort gelebte pragmatische und manchmal sehr unkonventionelle Art, Probleme anzugehen, ist unserer trägen und oft dogmatischen europäischen Vorgehensweise besonders in Krisenzeiten deutlich überlegen.
Vermutlich werden die USA in Anlehnung an den legendären Terminator bald ausrufen: »I’m back!« Aber was wird mit Europa in der Zwischenzeit geschehen sein? Wir verstehen offenkundig die geschilderten Zusammenhänge bislang nicht einmal ansatzweise. Während sich die USA regenerieren, zerschlagen wir mit falschen Konzepten unsere eigenen Strukturen und zerstören unser wirtschaftliches Fundament. Nicht das billige Geld der internationalen Notenbanken bringt uns in die Katstrophe, sondern unser europäischer Sonderweg, durch nie da gewesene Sparpakete die Konjunktur abzuwürgen. Unternehmenspleiten, Massenarbeitslosigkeit und eine Gefährdung des sozialen Friedens sind die Konsequenz. Mehr als die Hälfte der spanischen Jugendlichen ist ohne Job. Eine verlorene Generation entsteht. Wie sollen diese jungen Menschen eine Wirtschaft voranbringen und entwickeln, wenn sie über Jahre keinen Job, keine Ausbildung und keine Perspektive haben? Frustrierte junge Menschen ohne Berufserfahrung werden die ungelernten, schwer vermittelbaren Sozialfälle der Zukunft sein.
Jene Unternehmen, die in Europa pleitegehen, verschwinden von diesem Kontinent mit all ihrem Know-how, ihren Patenten und ihren Strukturen. Dass an ihre Stelle entsprechende Unternehmen treten, steht außer Frage. Nur werden sie wohl eher in Asien oder Amerika entstehen. Europa beraubt sich mit seiner völlig falschen Krisenpolitik auf Jahrzehnte hin seiner wirtschaftlichen Basis, während unsere direkten Konkurrenten mit genau gegenteiligen Methoden davon profitieren. Und noch einmal ist die Frage zu stellen, wieso Europa diesen Irrweg geht. Wer ist für diese drakonischen Sparpakete verantwortlich? Und wieder kommen wir nach Deutschland und zum IWF . Der US -dominierte IWF , dessen angeblich unfehlbarem Fachwissen wir laut deutscher Politik unsere europäischen Probleme anzuvertrauen haben, ist der große Treiber der Entwicklung.
Im Juni 2012 gibt es zwei Stellungnahmen dieses IWF , die die ganze Perversion der Zusammenhänge offenbart:
Dpa-Meldung: » IWF fordert von Spanien zusätzliche Sparanstrengungen«.
Handelsblatt: » IWF warnt USA vor einem Sparwahn«.
Der IWF fordert von den USA umgehend, die Schuldenobergrenze zu erhöhen. Im selben Bericht äußert sich der IWF skeptisch zu den wenigen in den USA geplanten Budgeteinsparungen, sie würden die Konjunktur zu stark belasten. Der IWF warnt die USA davor, es mit dem Sparen zu übertreiben. Derselbe IWF , der im selben Monat von Spanien, Portugal und Griechenland, die in der tiefsten Rezession seit Jahrzehnten stecken, noch größere Sparanstrengungen fordert. Das ist entweder schizophren oder bösartig.
Doch offenkundig hat der IWF den Spagat hier etwas überreizt, offenkundig waren die dramatischen Konsequenzen seiner »Empfehlungen« für die europäischen Staaten so unübersehbar, dass man sich erklären musste. Und jetzt wird es fast ungeheuerlich. Zu Beginn des Jahres 2013 nämlich erklärt Olivier Blanchard, der Chefökonom des IWF , so ganz nebenbei, dass man sich wohl verrechnet habe. Und das war gar nicht im übertragenen Sinn gemeint, sondern ganz buchstäblich, also mathematisch. Man hatte bei der Beurteilung der europäischen Wirtschaft den Fiskalmultiplikator falsch zugrunde gelegt.
Keine Sorge, ich übersetze das in wenigen Sätzen ins »leicht Verständliche«: Die Ausgaben eines Staates haben Einfluss auf die Konjunktur. Je mehr der Staat zum Beispiel für Straßenbau oder die Beschäftigung von Lehrern ausgibt, umso besser läuft die Wirtschaft eines Landes. Die Baufirmen haben mehr Aufträge, die Lehrer geben ihr Geld auch wieder aus und so weiter. Umgekehrt funktioniert das natürlich genauso. Wenn der Staat spart und keine Straßen baut oder sogar Lehrer entlässt, hat das sofort negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Um zu berechnen, wie
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