Showman
man sich nicht aus. Auch wir wußten, daß es Dämonen gab, die schon seit Jahrtausenden existierten, und aus Sukos Mund drang flüsternd ein Begriff.
»Eine Kreatur der Finsternis?«
»Möglich«, murmelte ich.
»Was haben Sie gesagt?« fragte Steven.
Ich winkte ab. »Schon gut, es war nur für Insider bestimmt. Aber mir geht es um etwas anderes, Steven. Auch wenn es Ihnen schwerfällt, können Sie sich daran erinnern, ob er noch etwas hinzugefügt hat. Jedes Wort ist wichtig, mag es Ihnen auch noch so bedeutungslos vorkommen.«
»Das weiß ich ja.«
»Und? Wissen Sie etwas?«
»Nein, nichts, allerdings ist zuvor etwas geschehen, mit dem er uns getäuscht hat.«
»Was?«
»Er kam völlig normal zu uns.«
»Wie?« fragte Suko erstaunt.
»Ja, als ein normaler Mensch.« Steven stieß seine Freundin an. »Nicht wahr, Doris, du hast es doch auch gesehen!«
Sie nickte und fügte noch eine Antwort hinzu.
»Stimmt, Steven hat recht. Er kam als völlig normaler Mensch zu uns. Und nicht nur das«, murmelte sie, »er hat sich uns als sehr schöner Mann gezeigt und erklärt, daß er Steven einen Auftrag geben würde.«
»Ja, für eine Werbeagentur«, bestätigte der Zeichner. »Da haben wir ihn natürlich hereingelassen. Und hier in der Wohnung ist es dann eben passiert.«
»Das kann ich mir denken«, murmelte ich. »Da hat er dann sein wahres Gesicht gezeigt.«
»Er kann sich also verwandeln«, stellte Suko fest.
»So ist es.«
»Hat er Ihnen erzählt, welche Gestalten er dabei annehmen kann?«
»Nein«, sagte Steven sofort, »das hat er nicht. Aber diese eine Verwandlung hat uns schon gereicht, glaube ich. Wir wollten keinen anderen Menschen mehr in ihm sehen.«
»Menschen«, murmelte ich, »wenn es dabei bleibt, ist es ja okay.«
Steven hob die Schultern. »Wie haben Sie das denn gemeint, Mr. Sinclair?«
Ich winkte ab. »Es war nur eine allgemeine Bemerkung, vergessen Sie die Worte.«
Doris Carter stand so abrupt auf, daß wir uns wunderten. Sie gab keine Erklärung für ihr Verhalten ab und ging dorthin, wo sich der Arbeitsplatz ihres Freundes befand. Da blieb sie stehen, bückte sich dann und hob Papier auf, das zusammengedrückt war und so etwas wie stachelige Kugeln bildete. Sie kam auf uns zu und legte die beiden ›Kugeln‹ auf den Tisch.
»Was ist das?« fragte ich.
Steven Dancer zeigte mit dem Finger darauf. »Es waren aber nicht meine Zeichnungen. Jemand hat sie zerknüllt und weggeworfen, während ich nicht anwesend war.«
»Ich habe sie gefunden«, sagte Doris, als sie sich wieder hinsetzte. »Sie sehen so seltsam aus. Schauen Sie sich die Dinger mal an. Mir kommt es vor, als hätte jemand in das Papier hineingebissen.«
Keiner von uns lachte über die Bemerkung. Suko und ich schauten uns die Reste an und mußten feststellen, daß damit tatsächlich etwas geschehen war. Diese Papierbälle sahen wirklich so aus, als hätte jemand seine Zähne hineingeschlagen.
»Sehen Sie es?« fragte Steven.
Suko nickte. »Klar, aber was folgern Sie daraus, Steven?«
»Er war schon vorher hier. Allein in dieser Wohnung. Er hat all meine Entwürfe genommen, sie zerknüllt und in seiner irrsinnigen Wut hineingebissen. Ich weiß nicht genau, worauf das schließen läßt. Hat er seinen Haß daran abreagiert? Den Haß und die Wut, weil er mich nicht packen konnte?«
»Das kann sein«, gab ich zu.
»Und er kam aus dem Spiegel«, sagte Dancer leise. »Dort habe ich ihn gesehen.«
»Ich auch!« rief Doris.
Suko und ich schauten uns an. Natürlich, der Spiegel. Er war es. Er war das Tor zwischen den Welten.
Schon des öfteren hatten wir die geheimnisvollen Kräfte mancher Spiegel erlebt. Viele Erklärungen gab es dafür nicht. Man mußte es einfach hinnehmen, aber im Laufe der Zeit hatten wir uns daran gewöhnt, immer wieder auf Tore zu treffen, die zwei Welten miteinander verbanden. Ich hatte noch eine Frage, bevor ich den Spiegel genauer untersuchen wollte. »Woher haben Sie ihn, Steven?«
»Gekauft. Normal gekauft. Es ist kein alter Spiegel, sondern ein moderner. Mich haben die Lichter im Spiegel interessiert. Ich mochte ihn einfach, und ich habe ihn in einem normalen Geschäft erworben. Da war nichts Geheimnisvolles dabei.« Er quälte sich ein Lächeln ab. »Ich kann mir vorstellen, woran Sie denken. An irgendwelche Spiegel, die irgendwann in der Vergangenheit verflucht worden sind, aber das ist bei dem nicht der Fall.«
»Wie kommen Sie denn darauf?« fragte Suko.
Dancer winkte ab. »Vergessen
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