Showman
Sie nicht, daß ich früher Gruselcomics gezeichnet habe. In diesen Geschichten spielten magische Spiegel oft genug eine wichtige Rolle.«
»Da hat die Wirklichkeit Sie ja eingeholt.«
»Sieht so aus, obwohl ich es mir auch jetzt nicht vorstellen kann, glaube ich.«
»Wir werden sehen«, sagte Suko. Er stand vor mir auf und ging auf den Eingangsflur zu. Ich folgte ihm. Doris und Steven wußten nicht, was sie machen sollten. Die Frau hob die Schultern, während sie letztendlich doch aufstand.
Suko hatte den Spiegel erreicht. Er stand vor ihm, betrachtete den Gegenstand und auch sich selbst, wobei er die Stirn in Falten gelegt hatte. Als ich auf ihn zukam, drehte er den Kopf.
»Nun?« fragte ich ihn.
»Schau selbst hin.«
Ich mußte mich schon dicht neben ihn stellen, damit wir uns beide in dem schmalen Spiegel sehen konnten. Wir sahen auch die kleinen Lampen, die ihren gelblichen Schein abgaben, als wären sie Sterne, die nach einem bestimmten Muster geordnet waren.
»Sieht normal aus, John…«
»In der Tat.«
»Und weiter?«
Ich deutete auf seinen Gürtel. »Versuch es mal mit der Peitsche. Vielleicht haben wir Glück und können das zerstören oder zumindest reduzieren, was sich darin versteckt hält.«
Suko holte die Peitsche hervor und schlug den berühmten Kreis, damit die drei Riemen aus der Öffnung rutschen konnten.
Aus dem linken Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Am anderen Ende des Flurs hielten sich Doris und Steven auf, die natürlich sehen wollten, was passierte.
Suko war sehr nahe an den Spiegel herangetreten. Er tat das, was ich auch getan hätte. Er tastete die Fläche ab. »Normal«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
»Dachte ich mir.«
Ohne wieder zurückzutreten, holte er mit der Peitsche aus. Eine kurze, aus dem Handgelenk ausgeführte Drehung reichte aus, um den Treffer zu garantieren.
Die drei Riemen klatschten gegen die Spiegelfläche und prallten dort ab.
Es geschah nichts, was wir als unnormal hätten ansehen müssen. Die Fläche brach nicht auseinander, sie zeigte keine Risse, und wir entdeckten in ihr auch keine andere Welt, die sich tief im Hintergrund des Spiegels abmalte.
Mit einem Versuch gab sich Suko nicht zufrieden, aber auch der zweite Treffer brachte nichts.
Etwas enttäuscht ließ er die Peitsche sinken, drehte sich um und nickte mir zu.
»Jetzt bist du an der Reihe.«
Meine Hoffnung war stark gesunken, ich nahm trotzdem das Kreuz zu Hilfe und wurde dabei von Doris und Steven staunend beobachtet.
Mit dem Kreuz fuhr ich über die Spiegelfläche hinweg. Hätte in diesem Gegenstand eine schwarzmagische Kraft gesteckt, dann hätte sich das Kreuz dagegengestemmt und sie vernichtet.
Das aber war nicht der Fall.
Mein Arm sank nach unten. »Tut mir leid«, murmelte ich mehr zu mir selbst. »Ich hätte es gern gesehen, wenn sich unsere Hoffnung bewahrheitet hätte.«
»Dann ist es also kein magischer Spiegel?« fragte Dancer.
»Richtig, Steven, er ist normal.«
»Und trotzdem hat der Showman ihn benutzt«, flüsterte er Sekunden später. In seiner Stimme schwang so etwas wie Hochachtung mit. »Was ist er nur für eine Person…?«
»Person?« sagte Suko. »Er ist ein Dämon. Er hat Jahrtausende überdauert, wie er es Ihnen schon sagte. Gehen Sie einfach davon aus, daß dies auch stimmt.«
»Aber wie ist das möglich?« fragte Doris.
Ich winkte ab. »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf, Doris. Andere Dinge sind jetzt wichtiger.«
»Welche denn?«
Ich lächelte sie an. »Wir müssen Sie beide aus der Gefahrenzone schaffen, das sehen Sie doch ein. Dieser Showman hat es auf Sie beide abgesehen. Er wird Sie nicht in Ruhe lassen und es immer und immer versuchen. Aber wir müssen besser sein und ihm, wenn möglich, eine Falle stellen, in der er sich verfängt.«
Doris konnte mir nicht glauben, auch ihr Freund hatte seine Zweifel. »Sie wollen besser sein?« flüsterte er, während seine Freundin nur staunen konnte.
»Ja, sonst geht es uns schlecht.«
»Aber dazu müssen wir ihn erst haben.«
»Richtig, Steven, und Sie beide müssen in Sicherheit gebracht werden, bis alles vorbei ist.«
Er begriff und sagte: »Wir können also nicht in dieser Wohnung bleiben, oder?«
»So ist es.«
»Warum nicht?«
»Er wird wiederkommen.«
Steven Dancer ballte seine Hände zu Fäusten. Er schaute zu Boden und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er stur, »ich gehe nicht weg. Ich bleibe hier. Sie müssen das verstehen, Mr. Sinclair. Hier kenne ich mich aus,
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