Showman
verschlungen hätte. Eine mächtige Kraft schleuderte das Auto in die Höhe. Wir standen da und staunten, als der Polo zu einem Spielball des Schlamms gemacht wurde, der aus dem Boden drang wie ein Lavastrom.
Plötzlich kippte der Polo zur Seite weg, nachdem er für einen Moment auf den Massen getanzt hatte.
Aber die Fontäne jagte höher, und mit ihr geschah etwas, das wir kaum begreifen konnten.
In diesen Schlammassen malten sich zwei Gesichter ab.
Das der Doris Carter und das des Showman!
***
Sie sahen nicht normal aus, denn sie mußten den Gesetzen dieser
›Schlammphysik‹ folgen und waren entsprechend gestreckt, als wollten sie sich der Säule bewußt angleichen. Die Gesichter sahen wir zunächst getrennt, dann aber schoben sie sich zusammen, wobei die Züge miteinander verschwammen und ineinander glitten, als wollten sie uns weismachen, daß aus zwei Gesichtern jetzt eines geworden war.
Der häßliche Schädel, das häßliche Grinsen, die dünne Haut, die angefressene Nase, wir konnten es auf dem dunklen Schlammhintergrund deutlich erkennen, und wir sahen auch zwei Körper, die langgestreckt in diese Schlammasse hineinliefen, die dann vor unseren Augen zusammensackten und wieder im Erdboden verschwanden.
Sie waren weg, sie blieben weg.
Wir standen da, begriffen nicht viel und schüttelten nur die Köpfe.
»Kannst du mir eine Lösung geben?« fragte Suko.
Ich schwieg, denn das war Antwort genug. Dafür ging ich dorthin, wo sich das Loch im Boden wieder aufgefüllt hatte. Die Erde war dort weich.
An dieser Stelle des Hofes hatte es keine Pflastersteine gegeben, hier war ›nur‹ Erde in die Höhe geschleudert worden und wieder zurückgefallen, so daß die Stelle jetzt aussah wie nach einem Vulkanausbruch.
Ich schaute nach unten!
Sah ich die beiden Gesichter?
Sah ich das wissende Grinsen darin, das mir so etwas wie ein Abschied entgegenschickte, der letztendlich keiner für immer war, sondern eine Drohung mit Wiederkehr? Ich wußte es nicht.
Ich drehte mich wieder um. Suko hatte dicht hinter mir gestanden. »Ich habe es auch gesehen«, sagte er.
»Und?«
»Wir werden möglicherweise noch von ihm hören.« Er zeigte mir ein bissiges Lächeln. »Wäre ich ein Entertainer, würde ich sagen: Die Show geht irgendwann weiter, alter Junge.«
»Entertainer?« murmelte ich und hob die Schultern.
»Wieso? Gefällt dir der Begriff nicht?«
»Doch, sogar sehr. Vielleicht sind wir das mittlerweile geworden. Entertainer und zugleich Menschen, die anderen oft genug eine traurige Wahrheit beibringen müssen.«
»Du denkst an Steven Dancer?«
»Sicher.«
»Das machen wir gemeinsam.«
Darüber war ich froh, und wir verließen den Hof, bevor die ersten Neugierigen erschienen, denn das Finale war nicht ohne einen gewissen Krach über die Bühne gegangen.
Es gab den Showman vorerst nicht mehr. Aber wir vergaßen ihn bestimmt nicht!
ENDE
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