Showtime! (German Edition)
nur in Gesellschaft ab und zu mal einen hob. Es gelang ihr sogar, ihren Konsum an Glimmstängeln zu reduzieren und sich in Sabrinas Beisein nahezu gesittet zu benehmen. Sie kleidete sich ein bisschen weniger aufreizend und strengte sich sehr an, weniger obszön zu fluchen. - Kurz: Sie begann, einen Teil von sich zu verleugnen um Sabrinas Willen.
Sabrina dankte ihr das Entgegenkommen durch liebevolles Beisammensein, aufgeschlosseneres, selbstbewusstes Auftreten - und nicht zuletzt seelischer und sehr tatkräftiger Unterstützung, was das Berufliche betraf. Ihr Engagement war kaum zu bremsen. Sie nahm Dinge in die Hand, um Georgia zu helfen, die sie früher am liebsten selbst ihrem starken Partner überlassen hatte, packte Unternehmungen an, ohne zu zaudern. Georgia hasste Behördengänge und Schriftkram. Sie ließ sich schwer bewegen, offizielle Dinge in Angriff zu nehmen, verschlampte auch gern mal etwas, und Sabrina sorgte dafür, dass sie es eben nicht tat.
Wo früher eher passives Geschehen lassen an der Tagesordnung stand, wurde Sabrina äußerst aktiv. Sie half Georgia dabei, ihr Management zu wechseln, weil das alte sie längst aufgegeben hatte, begleitete sie zu Castings und Treffen und begeisterte sich für Projekte, die Georgia reizten. So gesehen waren sie ein gutes Team. Allerdings rieb sich Sabrina so sehr für Georgias künstlerische Belange auf, dass es im eigenen Job zur Abmahnung kam.
Wirklich wohl fühlte sich Georgia bei all dem so manches Mal nicht. Sabrina begann, eine Rolle in ihrem Leben zu spielen, die ihr nicht geheuer war. Ihre Partnerschaft wurde enger, liebevoller, verständnisvoller und tiefer als alles, was bisher da gewesen war. Sie nahm mehr Raum ein, als sie zulassen wollte und fühlte sich zu gut an, als dass es von Dauer sein konnte. Die alte Furcht, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu verlieren und nicht zuletzt sich selbst an die Frau, die sie liebte, brach trotz allem immer wieder massiv durch.
Zwischen all der Disziplin kam es zu altbekannten Moonlight Flips , Georgias Markenzeichen: des Nachts abhauen, ohne es zu begründen. Auch über Tage wegzubleiben, sich nicht zu melden, um Abstand zu gewinnen.
Ihre Angst, dem sich selbst auferlegten Druck nicht standhalten zu können, machte sich bemerkbar durch unkontrollierte, plötzliche Ausbrüche, bei denen sie sich im Ton vergriff und Sabrina verletzte, um sie von sich wegzustoßen, sich Raum zum Atmen zu verschaffen. Sie konnte dann sehr kalt, ungerecht und abweisend sein.
Seitdem sie mit Sabrina zusammen war - und das waren nun inzwischen einige Monate - hatte sie keine das Selbstbewusstsein stärkende, kurze Flirts und Eroberungen mehr gebraucht. Sie hatte sich auf nichts mehr eingelassen und war mehr als stolz auf sich gewesen. In einem plötzlichen Anfall von Zweifel jedoch kam es zu einem Rückfall. Nicht, um sich zu bestätigen. Auch nicht, weil ihr etwas fehlte. Vielmehr, um auszuschließen, dass Sabrina zum Zentrum ihres Lebens geworden war. Das Maß aller Dinge.
Sie wollte testen, ob es im Falle des Falles noch ohne sie gehen würde, denn keine ihrer Ängste war so groß wie die, auf einmal wieder allein dazustehen.
Sie traf sich mit einer wesentlich älteren Frau, die sie schon sehr lange kannte, und verbrachte die Nacht mit ihr, während Sabrina sie ganz woanders glaubte.
Mit einer Anderen ins Bett zu gehen, hatte für Georgia nie bedeutet zu betrügen. Im Job schon gar nicht, denn es war ja kein Gefühl dabei. Und auch sonst war es für sie rein körperlich, also nicht wirklich ein Verrat gewesen, weil sie zwar mit einer anderen Frau schlafen, nicht aber ihr Herz ein zweites Mal vergeben konnte. Umso mehr erschreckte es sie, dass sie sich anschließend schlecht fühlte, sie Gewissensbisse plagten, wie es nicht einmal bei Kim der Fall gewesen war.
Was blieb, war ein sehr bitterer Nachgeschmack, als Melanie sie zärtlich umarmt hielt und sie feststellte, dass dies nichts war im Vergleich zu dem, was sie bei Sabrina empfand.
Es war nicht nur der Sex, ging ihr auf. Es war die Art, wie sie mit Sabrina reden, mit ihr albern, sich mit ihr und bei ihr wohl fühlen konnte. Mit ihr fand sie sogar Gefallen am Kuscheln, obwohl es ihr nie wichtig gewesen war. Sie war nie der Typ für romantisches, zärtliches Schmusen gewesen, weil sie es nicht gelernt hatte, diese Art der körperlichen Nähe zu genießen. Romantik gehörte zwar manchmal zum Job, war aber nie echt. Das war sie nur bei ihr. Nur
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