Showtime! (German Edition)
konnte.
«Cool, was?» begeisterte sich Sheila neben ihr. «Ich möchte auch mal Schauspielerin werden wie Georgia. Dann bewundern dich alle und wollen Autogramme.»
Sabrina schmunzelte. «Du hast bestimmt das Zeug dazu» stimmte sie ihr bei und dachte: Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.
Carla wartete am Ausgang und lachte Sabrina an. «Dir platzt gleich vor lauter Stolz die Brust, Liebes» zog sie sie auf, hakte sich bei ihr unter und zog sie ins Freie. «Das war ja wirklich höchst dramatisch» stellte sie fest. «Hättest du ihr das zugetraut?»
«Ich bin noch ganz benommen» erwiderte Sabrina lächelnd. «Ich habe so was noch nie gesehen. Sie hat tatsächlich ein Wildschwein gespielt, und ich konnte es vor mir sehen, diese ganze Dramatik, dieser Kampf im Wald, und wie es Adonis getötet hat! Wie hat sie das gemacht? - Komm, lass uns was trinken, ich hab einen ganz trockenen Hals.»
An einem Stand kauften sie Getränke und gegrillte Würstchen und setzten sich auf eine Bank, um die warme Nachmittagssonne zu genießen. In kleinen Grüppchen standen die Jugendlichen zusammen, plauderten, lachten, neckten sich. Vereinzelt wurden, angeregt durch Georgias Schauspiel, Shakespeare-Verse rezitiert.
Während sie mit Carla, Rita und Siggi alberte, bemerkte Sabrina eine Ansammlung von Leuten, in deren Kern sich Georgia befand. Sie unterhielt sich auf Englisch und trug jetzt Jeansshorts, Sportschuhe und ihr neonfarbenes T-Shirt, auf dem der provokante Spruch Aussies do it better leuchtete. Ihr Haar trug sie locker zum Pferdeschwanz, die Theaterschminke hatte sie gegen frische Natürlichkeit eingetauscht.
Sabrina fieberte ihr entgegen, als sie sich aus der Gruppe löste und winkend auf sie zukam. Die Frage, ob es ihr und dem Rest des Trupps gefallen hatte, erübrigte sich, denn die Anerkennung für ihre Leistung ergoss sich wie ein warmer, segensreicher Regen über sie, sobald sie sie erreicht hatte.
Obwohl sie sich mit allen unterhielt, machte sie einen etwas abwesenden Eindruck, und ein ums andere Mal musste sie mehrmals angesprochen werden, als sei sie noch ganz in ihrer Theaterwelt. Später stellte sie ihr kleines Team vor, hielt Sabrina liebevoll umarmt und ließ sie schließlich nur ungern gehen, als Carla aus Termingründen zum Aufbruch blies.
«So, ihr Turteltauben, es wäre nett, wenn ihr euch dann mal allmählich voneinander lösen könntet» begann Carla sanft zu drängeln, weil die beiden nicht voneinander lassen konnten und sich der Abschied hinzog. «Ihr könnt euch später wieder ganz doll lieb haben und was ihr sonst noch so tun wollt - aber jetzt müssen wir wirklich.»
«Du bist gnadenlos, Carla» nuschelte Sabrina zwischen zwei Küssen. «Ich kann sie doch hier nicht einfach allein lassen.»
Carla zog sie kurzentschlossen von Georgia fort, der das gar nicht recht gefiel. «Du kannst» entschied sie. «Dein Herzblatt ist hier ja, wie du siehst, alles andere als allein. Die paar Stunden werdet ihr zwei Liebeskranken schon überleben! Los jetzt: einsteigen, anschnallen, Klappe halten!»
«Komm nicht so spät, Schatz» bat Sabrina aus dem Autofenster gelehnt, tauschte wieder zarte Küsse mit Georgia und winkte ihr zu, als sie losfuhren.
Georgia winkte ihr noch nach - nun ihre Tochter im Arm, die sie zu trösten versuchte - als sie an der nächsten Straßenecke abbogen.
Sabrinas große Hoffnung, dass sich nun alles ändern und eine feste Beziehung mit Georgia in normalen Bahnen möglich wurde, schien Carla nicht unbedingt zu teilen. Obwohl sie sowohl einen kleinen Fortschritt in Georgias Ausflug in ihre eigentliche Bestimmung, als auch darin, dass das Paar seit neuestem stundenweise daheim anzutreffen war, sah, wollte sie sich zu Freudensprüngen nicht hinreißen lassen. Sie war nach wie vor sehr skeptisch und sagte das auch frei heraus.
«Freu dich bloß nicht zu sehr für mich» schmollte Sabrina. «Du bist so was von pessimistisch, es kann einem die ganze Freude nehmen.»
***
Georgia versuchte, unmögliches möglich zu machen. Obwohl bemüht, Dinge zu ändern, sich Sabrinas wegen, die ihr wichtiger war als alles andere, an ein eher bürgerliches Leben zu gewöhnen, gelang es ihr nicht in dem Maße, wie sie es gewünscht hätte.
Sie hielt es Woche um Woche durch, auf jegliche Drogen zu verzichten. Sie trank höchstens mal ein Bier, wenn sie ausgingen, beteuerte, sie sei, wie es in Australien hieß, ein ‚social drinker', also jemand, der
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