Showtime! (German Edition)
Platze, denn zwischen ihnen lief nichts. Jedenfalls nichts sexuelles. Dennoch war ihr ständiges vertrautes Miteinander für Sabrina ein Reizthema.
Georgias Kleidung, derer sich Sabrina mehr oder weniger angenommen hatte, weil Georgia sehr überzeugend vorgab, diesbezüglich zwei linke Hände zu haben, wies gelegentlich zarte Duftnuancen auf, die in Georgias Parfümsortiment nicht vorkamen. Das auffällig häufige Tragen ihrer guten Designerrobe entging Sabrinas Aufmerksamkeit ebenfalls nicht.
Alles, was Georgia sich in ihrem unerschöpflichen Elan, Sabrina in Sicherheit zu wiegen, ausgedacht hatte, flog schließlich auf. Und zwar an dem Tag, als Sabrina auf Nachfrage erfuhr, dass Manuel nicht, wie Georgia behauptete, als Kellner in der Bar des Grand Hyatt Hotels arbeitete, sondern als Callboy.
Eins und eins zusammengerechnet ergab: Georgia und Manuel arbeiteten mit gleicher Klientel. Das war es, was sie verband und so geradezu unzertrennlich mache. Und das war es auch, was Georgia ihr so hartnäckig verschwieg, obwohl von Offenheit die Rede gewesen war.
Von Sabrina mit dem neuen Wissen konfrontiert, explodierte Georgia ohne Vorwarnung. «So what, Sabrina? Als Callgirl hast du mich längst schon kennen gelernt, oder? What's your bloody problem?» ging sie sofort erbost in die Defensive, statt zu leugnen. «Hast du nicht auch gesagt, du liebst mich, als ich für Ginger gearbeitet habe? Wo ist zu jetzt der Unterschied?! Was ist anders? Sollte ich dir sagen: Darling, ich habe um fünf noch ein Zweihundert-Euro-Fick, warte nicht auf mich mit dem Abendessen? Sollte ich dir weh tun und dich verlieren? Was ist mit Paris, mit all das, was ich dir geschenkt habe - denkst du, wenn ich kein Geld verdient hätte, das ich das hätte tun können? Ja, verdammt, Manuel und ich, wir arbeiten zusammen! Ja, ich wollte für dich die Schauspielerin sein und ja, es ist leichter, mit Sex viel Geld zu machen - viel leichter! Ich wollte mich nicht aushalten lassen von dir, bis die Schauspielerei Geld einbringt! Aber ich bin nie von ein anderes Bett in deins gestiegen - nie! Du weißt gar nicht, was du mir bedeutest, du wirst das nie verstehen, das kannst du nicht!»
«Tu' ich auch nicht!» wurde Sabrina ebenfalls laut, die in ihrer Aussage keinerlei Trost finden konnte, «Das soll Liebe sein?! Deine Lügen, deine leeren Versprechungen - und mich nach Strich und Faden hintergehen - nennst du so was etwa Liebe?! Kim lag genau richtig mit dem, was sie gesagt hat: alles, was man von dir kriegt, Georgia, ist ein Tritt in den Arsch, mehr nicht!!»
«Kim, ja?!» brüllte Georgia außer sich, wusste nicht, wohin mit ihrer Wut, griff nach dem Tisch und stieß ihn samt allem, was sich darauf befand, um. Sabrina schrak zurück, als sie ausrastete und zu randalieren begann. «Sie war hier und du hast mich belogen!!!»
Ein Wort ergab das andere, beide schrien im Streit Dinge, die sie nicht wirklich so meinten. Unfähig, ihre wahren Gefühle auszudrücken, vergriff sich Georgia blindwütig am Mobiliar. Die Stereoanlage krachte zu Boden, eine Box bekam einen Tritt, dass sie gegen die Wand flog. Standbilderrahmen und Kerzenständer wurden vom Sideboard gefegt. Sabrina bekam es mit der Angst und befürchtete, sie würde sich in ihrer Rage noch selbst verletzen. Es war, als sei sie ein völlig anderer Mensch.
«Hör auf damit, Georgia!» rief sie ihr zu. «Beruhige dich!»
«Geht doch alle zur Hölle! Ihr seid alle gegen mich! - Niemand hat je zu mir gehalten! Es heißt immer: tu' dies nicht, tu' das nicht, lass das sein, das ist falsch, das ist verboten!» Sie schlug mit der Faust gegen die Schranktür und trat danach. «Und wenn ich jemand brauche» keuchte sie und wandte sich Sabrina zu, in den Augen maßlose Enttäuschung und Hilflosigkeit, «dann ist nie einer da! ... Fuck this, ich brauche niemand! Dich auch nicht! Ich hasse dich - ich wollte sowieso weg von dir!» Verausgabt und schwer atmend, die Hände zu Fäusten geballt, bahnte sie sich einen Weg durch das von ihr verursachte Chaos, trat noch einmal nach einer am Boden liegenden Lampe und stürzte aus der Wohnung.
Sabrina blieb mit einer wilden Mischung verschiedenster Gefühle zurück. Unfähig zu weinen, weil sie noch gar nicht recht begriff, was eigentlich passiert war, sank sie auf den Sessel, betrachtete Georgias wüst hinterlassenes Kampfterrain und atmete tief durch.
Das war kein beziehungstechnisches Unwetter gewesen. Eher die Apokalypse.
Als Siggi per Telefon erfuhr, was
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