Showtime! (German Edition)
zum Mord fähig? - Eher nicht, nein. Zu sensibel. Kriegt wahrscheinlich schon einen Heulkrampf, wenn jemand eine Mausefalle aufstellt.»
«Ich nehme dir deine Kristallkugel weg, Madame Salomé. Du weißt zu viel über Menschen. Das ist unheimlich, weißt du das?»
«Quatsch. Das ist mein Job.» Carla hob ihr Glas und prostete Georgia zu, der nicht verborgen geblieben war, dass sie ins Visier genommen wurde.
Sabrina blickte nun ebenfalls kurz in ihre Richtung, dann zu Carla und protestierte: «Du sollst keine wahren Prognosen aufstellen, Carla. Das ist gegen die Spielregel. Dauernd machst du das. Deine Deutungen sind immer zu echt. Wenn wir nachhaken, dann stimmt das womöglich auch wieder!»
«Tut mir leid.» Carla atmete ergeben durch und reckte die Schultern. «Sie sieht mir aus ... » nahm sie es erneut mit ernster Miene in Angriff, «als wäre sie eine ... bierdeckelsammelnde Freiheitskämpferin, Sternzeichen Gummi-Entchen - und äh... handle nebenbei mit seidener Unterwäsche aus ... pfff ... Afghanistan. - Ist es so recht?»
«Treffer. Versenkt.» Sabrina hielt ihr lachend die flach ausgestreckte Hand hin und Carla schlug triumphierend ein.
«Bin ich gut?»
«Hervorragend.»
«Gut, dann mach' du jetzt mal mit der da drüben am Ecktisch weiter. Erzähl' mir mal, welche beruflichen Referenzen sie mitbringt.»
Sabrinas Blick schwenkte herum, begegnete einem dunkelbraunen Augenpaar, das sie aufmerksam studierte, strauchelte kurz und senkte sich irritiert auf eine zusammengesunkene Gestalt mit maskenhaft geschminktem Antlitz. «Also die ... » begann sie vorsichtig und kehrte ungewollt zu jenen ansprechenden Augen zurück, die zu Georgias fein geschnittenem Madonnengesicht gehörte, «na ja, die ... ähm ... sieht mir aus wie ... tja ... eine polnische Putzfrau mit Faible für Marzipanpralinen - » Sie kicherte und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. «Nein, halt: Nougat! Eindeutig Nougat. Zu Hause trägt sie gern diese Kamelhaarhausschlappen von Drospa, und - »
Mit einem dumpfen Poltern fiel der Hardrocker vom Stuhl. Einer kurzen Stille folgte schadenfrohes Gelächter, und ein bulliger Bikertyp verfrachtete die Schnapsleiche kurzerhand auf den Billardtisch.
« ... Also zurück zu ihr» verkündete Sabrina mit kurzem Wink zu ihrem Analyse-Opfer am Ecktisch, «sie heißt Annemarie Pottenreuter-Herzog, ist Gelegenheitsbusfahrerin und ... und jetzt fällt mir nichts mehr ein ... » Sie spürte Georgias Blick von der Bar aus auf sich ruhen und wagte es kaum, aufzusehen. Ihre unverhohlene Aufmerksamkeit verunsicherte sie. Sie merkte, dass sie begann sich unnatürlich zu verhalten, und auch Carla blieb es nicht verborgen. « ... Das ist wirklich ein albernes Spiel, findest du nicht?»
«Was ist denn auf einmal los mit dir?» wunderte sie sich, als Sabrina nicht aufhörte, nervös mit der Getränkekarte herumzuspielen, nicht sonderlich daran interessiert, ihre Analyse weiterzuspinnen.
«Nichts.» Sabrina blies sich etwas überfordert eine störende Haarsträhne aus der Stirn. «Außer, dass unsere Massenmörderin mich permanent anstarrt.»
Carla wandte sich zu Georgia um, musste grinsen, weil Georgia es tat, und verbesserte: «Sie starrt nicht. Sie guckt bloß.»
«Es macht mich nervös, wenn jemand mich so anguckt. Und sie tut das schon die ganze Zeit.»
«Du hast sie doch auch die ganze Zeit angeschaut.»
«Das ist was anderes. Sie will ja, dass man es tut.»
Carla schob ihren Stuhl zurück und schlug elegant die Beine übereinander. «Kümmere dich einfach nicht weiter drum.»
Sabrina nickte, schaute versehentlich auf und begegnete Georgias Blick erneut. «Warum guckt sie überhaupt?» nuschelte sie verhalten, das blanke Holz der Tischplatte anstarrend, «Passt ihr irgendwas nicht? - Hab' ich vielleicht 'n Ei auf der Nase?»
«Nicht, dass ich wüsste.»
«Hi!» grüßte plötzlich jemand. Georgia stand, ihr Mineralwasserglas in der Hand, neben dem Tisch Spalier. «Darf ich mich setzen?»
«Klar!» Carla nickte und erwiderte mit einladender Geste ihr Lächeln.
Sabrina stand das ‚nein!' förmlich auf dem Gesicht geschrieben.
» Nabend - ich bin Joanna.» Georgia drehte den freien Stuhl verkehrt herum, nahm lässig darauf Platz und streckte Carla die Hand hin.
«Carla. Angenehm.»
«Sabrina» brachte Sabrina hervor und reichte ihr eher widerwillig die Hand.
Moment mal: Joanna ?
«Freut mich, Sabrina.» Georgia hielt ihre Hand länger als Carlas, sah sie forschend an und stellte fest:
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