Showtime! (German Edition)
geht eine Schule so mitten in der Nacht? Party machen?»
«Schulen verschwinden nicht einfach so» widersprach Sheila träge, die Georgias Münchhausensyndrom von klein auf gewöhnt war und geübter darin war als so mancher Erwachsener, sich von ihr keinen Kühlschrank für einen Rasenmäher verkaufen zu lassen, «leider wird der Lernbunker immer noch da stehen, wo sie immer steht.»
Sie nahm Georgias goldenen Kettenanhänger, ein Kruzifix, von dem Georgia ihr immer hatte weismachen wollen, es hätte magische Kräfte, in die Hand und drehte es zwischen den Fingern. «Fährst du mich hin?»
Georgia piekste sie in die Seite. «Willst die Jungs beeindrucken, mh?»
Sheila lächelte verschämt. « ... Ein bisschen.»
«Okay.» Sie blickte auf ihre Armbanduhr. «Aber nur, wenn du in zwanzig Minuten fertig bist.»
«Oh, super!» Sheila wurde spontan sehr munter und sprang auf. «Fahren wir diesmal Stadtring?»
«Nein.»
Sie faltete flehentlich die Hände. «Biiitte ... !»
Zur Antwort verzog Georgia drohend das Gesicht und gab einen tiefen, unwirschen Knurrlaut von sich, und Sheila verschwand, bevor sich die Motorradfahrt zur Schule erledigt hatte.
«Ohrringe, Tattoos ... » murmelte Rita, als sie allein waren. «Was kriegt sie als nächstes? - Piercing-Ringe?»
«Dominastiefel.»
Rita seufzte. «Gott, war das schön, als es gepunktete Traumdrachen und Aborigine-Geschichten waren. Heute fragt sie mich, ob unsere 'komischen' Zigaretten Joints sind und was das eigentlich heißt, wenn jemand high ist.»
Georgia versuchte ihr Glück mit dem dampfenden Kaffee, zündete sich ihre Frühstückszigarette an und rauchte mit gedankenvoller Miene.
«Die verkaufen Dope vor ihrer Schule» sagte Rita. «Extasy und so. Gibt dir das ein wenig zu denken, wenn versucht wird, das Zeug an Kinder zu verkaufen?»
Georgia spie den Rauch der Zigarette aus und fixierte sie mit funkelndem Blick. «Was willst du? Sehe ich aus, als ob ich was an Kids verkaufe?! Bist du verrückt?»
«Hör endlich auf mit der Drecks Dealerei» redete ihr Rita energisch ins Gewissen. «Die, denen du es verkaufst, verkaufen es weiter, Georgia. Nicht alle sind Junkies und Raver und nehmen es für sich selbst!» Sie zwang sich zur Ruhe und wischte sich über die müden Augen. « - Warum kannst du nicht wieder kellnern? Oder was ist mit dieser Designerin, Michelle oder wie sie hieß, für die du immer gemodelt hast? Hat die nichts für dich?»
Georgia stieg von der Palme, auf die sie blitzartig gegangen war. «Schon, aber - »
« - Keine Lust, ich weiß schon.»
«Die zahlt zu wenig» rechtfertigte sich Georgia. «Sie macht klasse Lederklamotten, aber sie muss sie besser verkaufen. Für die paar Euro laufe ich nicht.»
«Du kannst es dir leisten, anspruchsvoll zu sein, wie?»
Georgia blickte zuversichtlich drein. «Das kann ich, glaub mir.»
« ... Verstehe. Das alte Spiel. Alles wie gehabt.»
«Mama, ich finde mein rotes Sweatshirt nicht!» rief Sheila aus dem Flur.
«Schau auf dem Wäscheständer, Schatz!» Rita stand auf, hielt kurz Georgia gegenüber inne, stützte die Hände auf Georgias Oberschenkeln ab und erklärte: «Bevor ihr geht, isst du wenigstens einen Toast, meine Süße. Du schläfst zu wenig und isst nichts. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich dir Sheila mitgebe und Angst haben muss, dass du unterwegs schlappmachst.»
«No worries...!» entgegnete Georgia aufgewühlt. «Denkst du, ich würde - »
« - Ich weiß, dass du sie nicht in Gefahr bringen würdest» schwächte Rita ab, die nie erlebt hatte, dass Georgia stoned aufgekreuzt war oder sich unvernünftig verhalten hatte, wenn Sheila bei ihr war. «Aber erlaube bitte, dass ich mir Sorgen mache. Du schlägst dir die Nächte um die Ohren und rennst durch die Gegend wie ein ruheloser Geist. Schau mal in den Spiegel! Du siehst aus wie ein wandelnder Spendenaufruf für 'Brot für die Welt' - »
«Oh, thanks a lot!» bedankte sich Georgia säuerlich grinsend.
«Komm mal ein bisschen zur Ruhe.»
«Zur Ruhe? Wozu? Ich hab kein Engagement, hast du vergessen? Ich hänge nur rum!»
«Mama!» rief Sheila genervt. «Ich find' das nicht!»
«Ja! Moment! - Rumhängen!» spöttelte Rita. «Versuch' nicht, mich zu verarschen, Georgia. Ich weiß, was du tust! Immer, wenn's jobmäßig nicht läuft, geht es wieder los.» Sie richtete sich auf und begann, ihr mit gestrecktem Zeigefinger vor dem Gesicht herumzufuchteln. «Damit du es weißt: Sollte diese Engländerin es noch mal wagen, hier
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