Showtime! (German Edition)
anzurufen, dann erzähle ich ihr mal ein paar Takte. Lass deine stinkend faule Agentin zehn Mal am Tag hier anrufen, das ist völlig okay - aber nicht deine Zuhälterin, verstehen wir uns?»
«Ich schau mal nach Sheila» sagte Georgia unvermittelt und verließ schleunigst den Raum, bevor Rita sich richtig warm redete.
«Renn' nicht immer weg, wenn ich mit dir rede!» rief ihr Rita nach, und fügte mehr im Selbstgespräch hinzu: «Danke, ich fühle mich sehr wohl in meiner Gesellschaft ... » Sie ließ sich zurück auf die Couch fallen.
Es war sinnlos, zu ihr durchkommen zu wollen. Im Moment igelte sie sich ein, war kaltschnäuzig und ließ niemanden an sich heran. Sie teilte Probleme nie mit anderen, wollte immer alles allein bewältigen. Und wenn man ihr mit Vorhaltungen kam, ließ sie sich nicht mehr blicken.
Rita fand sie wenig später in der Küche, wo sie mit Sheila saß und Vegemite-Toasts schmierte.
«Schau mal, Mama » sagte sie grinsend, als Rita hereinkam, «eine für sie und eine für mich.» Sie deutete auf die zwei Scheiben Toast auf dem Teller. «Okay?»
Rita goss ihnen zwei Gläser Milch ein und fühlte sich einmal mehr, als hätte sie zwei Kinder: Eines, dem die Pubertät bevorstand, und eines, bei dem berechtigte Zweifel daran bestanden, dass es jemals erwachsen werden würde.
***
«Sie hat mich geküsst.»
Carla ließ ihren Eislöffel fallen. «Wie bitte?!»
«Du hast richtig gehört» bestätigte Sabrina. «Sie hat mich geküsst und ich hab' sie nicht davon abgehalten. Kannst du dir das vorstellen?»
«Warum? -- Warum hast du es zugelassen?»
«Sie war so süß zu mir. Immer, wenn sie sich mit mir unterhalten hat, hat sie so liebe Sachen gesagt. Sie ist vollkommen anders, als wir sie kennen gelernt haben. Sie hört einem zu, wenn man redet, und sie strahlt einen an, dass einem ganz anders wird.» Sabrina blickte auf und sagte schnell: «Versteh' das jetzt bitte nicht falsch, ja? - Aber es tat mir so gut, und als sie mich zum Abschied geküsst hat -- also nicht so richtig, du verstehst schon - hatte ich nichts dagegen. Ich mag sie.»
«Wie solltest du sie nicht mögen» entgegnete Carla und fuhr fort, ihren Eisbecher zu malträtieren. «Du brauchst wie jeder Mensch Bestätigung und Anerkennung. Und das ist ja wohl so ziemlich das Letzte, was dir Jürgen gibt. Also nimmst du Vorlieb mit dem, was du kriegst.»
«Eben.» Sabrina schien sehr zufrieden mit dieser plausiblen Erklärung.
«Allerdings» begann Carla einzuräumen, «halte ich es nicht unbedingt für eine gute Idee, dir deine persönlichen Bedürfnisse, was das angeht, von einer Frau befriedigen zu lassen, die keinen Hehl daraus macht, dass sie Frauen zugeneigt ist. Ich gehe davon aus, dass Joanna - oder Georgia, wie auch immer sie heißt - sich davon ein bisschen mehr verspricht als du.»
«Ich hab' das mit ihr geklärt.»
«Was geklärt?» Carla musterte sie eindringlich. «Dass du nicht mit ihr ins Bett willst? Klärt man das bei der dritten Begegnung und bleibt es dabei?»
«Wer spricht denn jetzt gleich davon ?» brüskierte sich Sabrina. «Hör mal, habe ich auf dich je den Eindruck gemacht, dass ich was mit einer Frau anfangen könnte?»
«Durchaus» kam es prompt. Carla ließ den Blick über die nähere Umgebung schweifen, nahm die Leute an den Nachbartischen wahr, erfreute sich am sonnigen Wetter und dachte nebenher nach. «Barbra Streisand» sagte sie schlicht.
«Wie?» Sabrina verstand nicht.
«An deiner Wand. Du schwärmst von ihr und kriegst Herzchen in den Augen. Und das Konzertposter von Nicole Scherzinger im Bad ... Rückansicht, man sieht ihren fast nackten Po. -- Macht dich das an?»
«Carla! Sag mal, hast du sie noch alle? -- Weil ich Bilder von Frauen an der Wand habe, die mir musikalisch etwas geben, deswegen habe ich lesbische Tendenzen oder was?»
Carla zwinkerte ihr zu. «Nur musikalisch?»
«Darauf muss ich nicht antworten. Ist das ein Test à la Freud, oder wie soll ich das verstehen?»
«Hast du mal erotische Träume von Frauen gehabt?» erkundigte sich Carla ehrlich interessiert, und begann, in ihrer Tasche nach Zigaretten zu kramen.
«Hast du schon mal erotische Träume von Frauen gehabt?» fragte Sabrina zickig zurück.
Sie erntete ein klares: «Ja. -- Wieso auch nicht?» und war von dieser Antwort überrascht. Sie hatten nie über dieses Thema geredet.
«Na schön» gab sie kleinlaut zu, «hatte ich auch schon. Und? Das heißt gar nichts! Ich hab' auch schon
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