Showtime! (German Edition)
davon geträumt, meinen Chef zu ermorden. Und? Würde ich es tatsächlich tun? Nein! Schon aus dem einfachen Grund, weil er in Wirklichkeit nicht winzig ist und unter meinem Läufer her krabbelt. Drauftreten geht nicht -- aber es ging im Traum.» Sie grinste diabolisch. « -- War übrigens ein netter Traum. Es hat nur kurz geknackt, und dann bin ich vor Freude aufgewacht!»
«Ich werte das nicht aus» versprach Carla und blies ihr zufrieden Zigarettenrauch entgegen.
«Gut so. Auf deine Analysen kann ich verzichten. Ich erzähle dir von einem Kuss, und du siehst mich mit Georgia schon auf einer Französischen Liege Liebemachen.»
«Joanna» wandte Carla ein.
«Mir egal. Ihre Freunde nennen sie Georgia.»
«Erschreckt dich der Gedanke?» hakte Carla nach. «Ganz ehrlich jetzt?»
«Ganz ehrlich ...?» Sabrina merkte nun doch, dass es nicht wirklich nötig war, sich künstlich zu brüskieren. Jedenfalls nicht vor Carla. Sie ließ sich Zeit für eine aufrichtige Antwort. «Nicht so sehr, wie ich gedacht hätte. Wie du weißt, möchte ich mal Familie haben, und ich glaube kaum, dass eine Frau in Frage käme, mir Kinder und ein Heim zu schenken.»
«So weit sind wir also schon ... » Carla schnalzte mit der Zunge. «Du denkst also noch weiter als ich ... du hast dich doch wohl nicht verguckt, oder?»
«Ich gedenke, dieses Thema jetzt zu beenden. Dieses ganze Gespräch ist ... irgendwie absurd. Es hatte doch gar nichts zu bedeuten.»
«Schade. Und ich dachte, wir hätten heute ausnahmsweise mal ein anderes Thema als 'weißt du, was Jürgen wieder gemacht hat?'»
***
Zum zweiten Mal an diesem Abend stieg Kim aus dem Anzug. Es war nicht möglich, mit Georgia auch nur ein halbwegs sinnvolles Gespräch in Gang zu halten.
«Kennst du überhaupt noch irgendeinen Regisseur, von dem ich rede?» pöbelte sie sie gereizt an, als sie nach einem gemeinsamen Kinobesuch spätabends vor ihrer Haustür herumlungerten. «Du hast keine Ahnung mehr, was in der Branche passiert, Georgia. Deine Karriere interessiert dich einen Dreck. - Wann hast du das letzte Mal auf einer Bühne gestanden? Vor einem Jahr?!»
Georgia demonstrierte rege Teilnahmslosigkeit, indem sie ausgiebig gähnte und den Nachthimmel betrachtete.
«Oh, toll» sagte Kim, «danke fürs Gespräch! Hätten wir heut' lieber wieder ausgiebig das leidige Motorradthema besprochen? Oder wie sieht's aus mit dem neuesten Klatsch aus der Loser-Szene? Halt! Wir könnten zur Abwechslung auch mal wieder die Band ansprechen -- dann hättest du doch wenigstens noch die Chance für einen ausgiebigen Monolog.»
«Monologe sind dein Spezialgebiet, Franky» sprach ihr Georgia gelassen ein verqueres Lob aus und suchte selbst einen Gesprächsinhalt aus, der sie wesentlich mehr interessierte: «Lebt Karin eigentlich schon mit dir?» Sie lehnte an der Max und begann, sich eingehend mit ihrer Armbanduhr zu beschäftigen, tippte wiederholt aufs Zifferblatt und hielt sie prüfend ans Ohr. «Ich meine, weil ... es ist ja etwas Festes mit euch, oder?»
«War mir klar, dass das jetzt kommt» seufzte Kim ergeben. «Ja, es ist etwas Festes. Nein, sie wohnt noch nicht bei mir. -- Und nun?»
«Fein.» Die Armbanduhr flog in hohem Bogen ins nächste Gebüsch. «Dann komme ich noch mit rauf.»
«Und was, wenn ich das nicht will?» fragte Kim und blickte auf die Stelle, an der die Uhr ihre letzte Ruhestätte gefunden hatte. Georgias Uhren wurden im Schnitt nie alt.
«Dann komme ich trotzdem mit rauf.» Georgia sicherte die Maschine, hakte die Zeigefinger in die Gürtelschlaufen von Kims Jeans und zog sie energisch zu sich heran. «Was soll das heißen: wenn ich nicht will?» fragte sie mit kämpferischem Blick. «Du würdest mich hier stehen lassen?»
«Klar, was denkst du denn?»
«Muss ich dich denn zwingen, Weib...?» flüsterte Georgia und begann, sanft ihren Hals zu küssen. «Da kennst du nichts. Das würdest du echt tun.»
Ihre Küsse verursachten Gänsehaut. Kim schob ihre Hände unter Georgias Jacke, streichelte über die vom Schwimmen recht ausgeprägte Muskulatur an ihren Rücken und murmelte mit schroffem Unterton: «Das kostet mich ein Lächeln, Süße. Ich muss jetzt endlich mal solide werden. Karin fordert Treue.»
«Hörte ich dich von Treue reden, sprich?» spöttelte Georgia. «Du weißt nicht, was das ist, Franky.»
Kim griff in ihr Nackenhaar und zwang sie, sie anzusehen. «Ich war dir treu, wenn du dich bitte erinnern möchtest» konterte sie,
Weitere Kostenlose Bücher