Showtime! (German Edition)
aufmerksam forschenden Blick zu, als sie nach einer passenden Antwort suchte.
«Hab' ich gesagt, ich melde mich?» gab sie sich arglos. «Sorry. -- War absolutly unterwegs. Keine Zeit.» Sie hatte schlichtweg nicht mehr an sie gedacht, da sie als potentielle Kundin nicht mehr in Frage kam. Aber das war es sicher nicht, was sie hören wollte.
Sabrinas «schön, dich zu sehen» und ihre offensichtlich ganz unverfängliche Aufgeschlossenheit taten Georgia gut. Sie empfand es als das Freundlichste, was ihr eine Frau in den letzten Wochen entgegengebracht hatte. Jedes Kompliment und jede zärtliche Geste, die sie in diesem Zeitraum erfahren hatte, waren effektlos an ihr abgeprallt, weil sie Joanna, dem Callgirl, galten, und nicht ihr.
Sie begannen, sich in oberflächlichem Smalltalk zu üben. Georgia bemühte sich darum, ihr zwanghaftes Draufgängertum im Zaum zu halten, um die neue Bekannte nicht über Gebühr in Verlegenheit zu bringen - was ihr schwer fiel. Und Sabrina ihrerseits hielt sich zunächst brav an ihr ‚nur-so-kennenlernen'-Prinzip, ohne zu ahnen, welch lasterhafte Motive derweil Georgia O'Connors Gedankengänge beherrschten. Während sie sich angetan an die nächtliche Motorradfahrt erinnerte, befasste sich Georgia lieber im Stillen mit dem Anblick ihres im Licht sanft schimmernden schwarzen Haares, ihrer üppigen, formvollendeten Lippen, die erneut zu küssen sie äußerst reizvoll gefunden hätte. Sie stellte sich vor, was sie wohl Nettes drunter trug, wie gut sie sich anfühlen mochte und was sie wohl im Bett gern hatte.
Beinahe bedauerte sie es, dass Sabrinas Reserviertheit ihr gegenüber bereits in neugieriges Interesse umgeschlagen war. Sie liebte das Umwerben unnahbarer Frauen, weil der Triumph um so größer war, je mehr sie sich anstrengen musste, um sie zu erobern. Hatte sie die Ladys dann da, wo sie sie haben wollte, verflog leider der Reiz sehr schnell, und sie brauchte ihren nächsten Kick.
Dass Sabrina eine Hetera war, war gänzlich nebensächlich. So Manche hatte das schon von sich geglaubt, bevor sie Georgia begegnet war, und dann ein wenig umdenken müssen.
Siggi schien sich mit ähnlichen Gedanken zu befassen. Sein Blick verriet leichte Verwunderung darüber, welcher Art wohl ihr Verhältnis war, da sie doch schon einmal gemeinsam erschienen und wieder verschwunden waren. - Was darauf deutete, dass Georgia bereits umtriebig gewesen war ... ob nun im privaten oder geschäftlichen Sinne.
«Wer ist die Süße?» zog er sie interessiert beiseite, als Sabrina durch ein Gespräch mit Pete abgelenkt genug schien. «Bist du nicht nach dem Lobo's mit ihr nach Hause...?»
«Nee» gab Georgia schlicht zurück. «Sollte ich?» Sie ließ ihn stehen, griff sich Sabrina und animierte sie zum Tanzen.
Ihre lebhafte, quirlige Art riss Sabrina mit, ließ sie ein wenig aus sich herausgehen, obwohl sie sich in dieser Umgebung verunsichert fühlte. Ohne Carla, die ihr durch ihre Gesellschaft den Rücken stärkte. An diesem Abend hatte sie für diesen Freundschaftsdauerdienst keine Zeit gefunden. Sabrina hatte es als persönliche Mutprobe gesehen, allein auszugehen. Niemand hatte Zeit gehabt, aber in Jürgens Gesellschaft zu verweilen, der ihr nichts zu sagen hatte, außer: «Püppi, bring' mir mal eben ein Bier, du stehst grad'» oder «was denn, sind keine Chips mehr da?» war ihr unerträglich geworden.
Nun war Georgia da, auf deren Erscheinen sie insgeheim gehofft hatte. Der Abend versprach nett zu werden. Glücklicherweise.
Georgia gab sich spendabel, wie die letzten Male, und orderte Hochprozentiges für sich und weniger Hartes für Sabrina, die mit dem Auto gekommen war.
«Kommt nicht in Frage, dass du schon wieder bezahlst!» meldete sich Sabrina forsch zu Wort, «Heute bin ich mal dran, wenn's recht ist.»
«Ist nicht recht» konterte Georgia und erklärte mit einem Blick, der keine Widerrede duldete: «Ladys in meine Gesellschaft zahlen ihre Drinks nicht selbst.» Sie grinste breit über Sabrinas Verblüffung und fügte anmerkend hinzu: «Alter australischer Ehrenkodex.»
In Wirklichkeit war diese Gesinnung eher persönlicher Natur, denn Georgia suchte den Ausgleich zum Bezahlt werden für ihre beruflichen Dienste in privater Freude am Geben.
«So? Und worauf basiert dieser Ehrenkodex ?» erkundigte sich Sabrina aufgeschlossen.
«Weiß nicht. Ist nicht historisch belegt.» Sie reichte Sabrina ein Glas Weinschorle.
«Aber trotzdem sehr nett.» Sabrina lächelte hintergründig.
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