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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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ihren Helm griff. «Bei manchen macht es mir sogar Spaß, ob du glaubst oder nicht.»
    «Du lügst.» Kim ging ihr nach und hielt sie an der Jacke zurück. «Du fühlst was bei mir! Bei mir kannst du loslassen, das hast du selbst gesagt. -- Warum tust du dir das an? Warum?»
    «Ganz einfach. Ich will nie, nie wieder ohne Geld sein! Das habe ich geschworen, und es ist mir egal, was ich tun muss dafür.» Georgia blickte sie an und zog die Wohnungstür auf. «Und das kann ich nun mal am besten.»
     
     
     
     
     
    ***
     

An einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem nichts mehr ging, erwog Georgia, Berlin endgültig den Rücken zu kehren. Einfach ihre Siebensachen zu packen und abzuhauen, irgendwohin, nach Frankreich vielleicht, Asien oder Brasilien, es war ihr im Grunde egal. One Way Ticket nach Irgendwo, auf der Suche nach etwas, das sie endlich zur Ruhe kommen ließ, etwas, von dem sie nicht einmal wusste, was es eigentlich war.
    Die Auseinandersetzungen mit Kim wurden zunehmend brutaler und verletzten sie viel zu sehr, als dass sie es länger ertrug. Ihr Verhältnis erinnerte seit geraumer Zeit an ein unausgeschildertes Mienenfeld, auf dem sie mit masochistischer Tendenz Lambada tanzten. Obwohl aussichtslos, kämpfte Georgia stur gegen die langen Schatten an, die ihre Beziehung geworfen hatte, und sie tat es auf ihre ureigene Weise. Wenn sie sich im Spiegel begegnete, sah sie noch immer des Onkels williges Spielzeug, die schweigende Komplizin. Gestern wie heute erreichte sie alles, was sie wollte, holte sich alles, was sie brauchte auf die Art, die er ihr beigebracht hatte; die Art, die andere für verwerflich hielten, für mies, krank. Kim warf ihr nicht zu Unrecht vor, Sex als Waffe zu benutzen, als Mittel, Menschen zu manipulieren; ihn als weiße Fahne zu hissen, wann immer Ärger in Sicht war. Er diente allerdings vor allem und mit höchster Priorität dazu, die Zuneigung, die Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit, die sie brauchte, zu bekommen. Sie kannte keinen anderen Weg. Es war ein Impuls, dem sie mechanisch folgte, oft auch ein hilfloser Reflex auf Ablehnung; Und in Bezug auf Kim die einzige Möglichkeit, die sie sah, sie nicht ganz zu verlieren.
    Sie wollte raus aus diesem Sog, weg von all den Scherereien, die sie sich selbst aufgehalst hatte, den Funken Hoffnung im Kopf, dass sie anderswo doch eines Tages lernte, einmal   irgendetwas richtig zu machen.
     
     
     
     
     
    Vorübergehende Ablenkung fand sie in den üblichen Clubs, die sie der Gewohnheit halber abklapperte, um Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollte, und Leute zu treffen, denen sie im Grunde nichts zu sagen hatte. Sie machte den Tag zur Nacht und die Nacht zum Tage, fühlte sich wie ein aus der Wiege gekipptes Baby und suchte nach dem wärmenden Feuer, das die Kälte in ihr zu vertreiben vermochte.
     
    An einem dieser vielen Abende glaubte sie zunächst an eine Fata Morgana, als sie im Lobo's wieder auf Sabrina traf. Sie hatte sich also freiwillig erneut hierher verirrt. Ausgerechnet sie, die sie beim ersten Treffen angesehen hatte, als hätte ihr Anblick Schmutzflecken auf ihrem hübschen weißen Sonntagskleidchen verursacht, mutete sich aus freien Stücken diese Umgebung zu. Sie saß inmitten ihrer alten Saufkumpane - und schien sich auch noch gut zu amüsieren.
    Georgia fragte sich, ob sie in ihrer Freizeit vielleicht das Verhalten lichtscheuer Kreaturen in natürlichem Lebensraum studierte, sie vielleicht aus just jenem Grund auch hatte kennen lernen wollen. Sabrina war einfach zu sauber fürs Lobo's , reingewaschen und weichgespült geradezu, und das machte Georgia misstrauisch - wie alles, was nicht ihrer zuweilen unter Ladehemmungen leidenden Philosophie entsprach, sie misstrauisch machte.
    Das Showtime-Lächeln aufgesetzt, hinter dem sie stets jede Regung ihres hochkomplizierten Gefühlslebens versteckte, ging sie an ihren Tisch und begrüßte sie mit überschwänglicher Freude. - Distanz war von jeher für sie ein nahezu unbekanntes und praktisch nie angewendetes Phänomen. Noch dazu war sie stoned und dementsprechend gut aufgelegt.
    «Ich dachte, du meldest dich mal» sagte Sabrina mit leicht reserviertem Unterton, als sie die üblichen Begrüßungsformeln ausgetauscht hatten. «Ich hab' doch deine Telefonnummer nicht. Du wolltest mir deine Karte geben, aber das hast du dann vergessen.»
    Vergessen, dachte Georgia und lächelte nachsichtig - wohl kaum.
    Siggi, der neben ihr am Tisch saß, warf ihr einen

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