Showtime! (German Edition)
falls es dir entfallen sein sollte!»
«Ha! Das hier» rief Kim aufgebracht, «ist nicht zum Verkauf gedacht! Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?!»
«Das kann dir doch egal sein!» schrie Georgia unbeherrscht und nahm es ihr weg. «Was kümmert es dich, was ich nehme oder nicht? Alles, was dich interessiert, ist, dass ich herkomme und du zwischendurch einen guten Fick hast, und da ist es egal, ob ich drauf bin, Hauptsache, ich besorg' es dir ordentlich -- gib es doch wenigstens zu!»
Kims Ohrfeige traf, bevor sie ausweichen konnte. Eine zweite folgte unmittelbar, die dritte gelang es ihr, abzufangen. Sie hielt Kims Handgelenke hart umfasst. Ihre Augen sprühten förmlich Funken; Sie war drauf und dran, zurückzuschlagen, besann sich jedoch rechtzeitig und stieß Kim, die sich zu befreien versuchte, von sich weg. Die Fäuste geballt, drosch sie, statt auf sie, hilflos wütend auf die Wand ein. Ein Bilderrahmen polterte zu Boden.
«Du machst mich krank, O'Connor ...!»
«Denkst du, du mich nicht?!»
Kim blieb in angemessenen Abstand kampfbereit stehen. Sie atmete schwer und betrachtete Georgias Zurückhaltung mit Skepsis. « ...Warum legst du es immer drauf an, mich zu verletzen?» schrie sie sie an. «Du beißt pausenlos um dich wie ein tollwütiges Tier und haust Sachen raus, die begreife ich nicht mehr! - Was ist mit dir passiert?!»
«Oh, und was ist mit dir?!» schrie Georgia auf Deutsch zurück. «Trägst wohl schwer an dein Heiligenschein, was? Okay, ich bin mega-pissed drauf, das weiß ich selbst -- aber tu' bloß nicht so, als ob du es nicht drauf anlegst!» Sie lehnte mit geschlossenen Augen an der Wand und stieß in verzweifelter Geste ihren Hinterkopf mehrmals daran, als könne sie dadurch klarer denken. «Du kannst mich mal, Franky ... ich brauch' dich nicht.»
«Fein! Umso besser! Sieh' doch zu, wie du klarkommst, mach' dich doch selbst kaputt! Es ist mir egal, ich schau dir nicht weiter dabei zu - ich bin fertig mit dir.»
Georgia nahm wortlos ihre Zigaretten vom Tisch und ging in den Flur, wo sie im Vorbeigehen Helm und Lederjacke griff. Sie warf zwei Geldscheine auf die Garderobe und ging.
Sie ahnte Kim hinter der Jalousie des Fensters, überzeugte sich jedoch nicht durch einen Blick hinauf, ob es wirklich so war. Sie schwang sich auf die Maschine, ließ den Motor aufbrüllen und sah zu, dass sie Distanz schaffte zwischen ihr und sich.
***
Sabrina lebte sichtlich auf.
Die Eisenkugel am Bein war abgelegt, der Kopf freier, die Pläne noch nicht recht geschmiedet, aber in Arbeit. Der erste Schritt in die neue Unabhängigkeit war der Gang zum Friseur. Jahrelang hatte sie das feine, glatte Haar wachsen lassen und mit frechen Kurzhaarfrisuren nur geliebäugelt. Dieses Mal entschied sie sich, ohne großartig hin und her zu überlegen, für einen Schnitt aus dem Friseurkatalog, der ihr auf Anhieb gefiel. Sie wollte nicht anderen, sondern sich selbst gefallen -- was sie dann auch tat.
Beschwingt und strotzend vor Elan wurde die Einkaufspassage in der Wilmersdorfer Straße durchforstet und Geld unter die Leute gebracht. Daheim flog die von Carla abwertend als ‚Püppi-Mode' bezeichnete Kleidung raus, die Jürgen so gern an ihr gesehen hatte. Einzug in die Schränke erhielten stattdessen legere Jeans, die er gehasst hatte, eine Lederhose, Sportliches und Damenhaftes, das ihrem Geschmack entsprach. Sogar einige ziemlich heiße Dessous waren dabei.
Abends gönnte sie sich zu Haus - ausgelaugt, aber glücklich - ein schönes Glas Rotwein und stieß mit sich selbst auf ihr neues Outfit und die Freiheit an. In der einen Hand den Wein, in der anderen eine qualmende Light-Zigarette, betrachtete sie zufrieden ihr neues Ich im Spiegel. Was sie sah, war das, was sie längst war, sich bisher aber nicht zugestanden hatte: Eine moderne junge Frau, bereit, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Gesund, frisch, und voller Neugier auf neue Herausforderungen.
Frau Sommerfeld erschien in engen Jeans, Hemd, Lederweste und Ancleboots mit hohem Absatz in der Firma. Neue Frisur, Modeschmuck und dezenteres Make-up, dazu ein Lächeln, das die tristen Büroräume förmlich erleuchtete - die Kollegen nahmen ihren Wandel interessiert zur Kenntnis.
Es wurde spekuliert und getratscht, weil man ja sonst nichts zu reden hatte, und es wurden diskret Fragen gestellt. Die ehemals notorisch höfliche und zuvorkommende, selten aus der Reihe tanzende Sabrina strahlte ein gänzlich neues
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