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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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unter Strom stand, und trank ihr Bier zu schnell.
    Ihr Geburtsland Australien war niemals 'Zuhause'. Es war 'Down Under', was so viel hieß wie: Irgendwo unten, und das war es für sie auch. Irgendwo verkramt in ihren Erinnerungen, die sie so gut es ging verdrängte. Weit weg. So weit weg wie sie sich fast alles wünschte, was damit zusammenhing.
    Manchmal, in sentimentalen Augenblicken gab es das, was sie selten zugab: Heimweh. Die Frage war nur, wonach. Etwa Heimweh nach dem heißen, ausgedörrten Outback, dem 'Fly Country', wie sie es scherzhaft nannte, wenn sie gut drauf war - nach dem grenzenlosen, tiefblauen australischen Himmel, der eine Freiheit versprach, die sie nicht gehabt hatte? Nach einer Familie, die diese Bezeichnung für sie zum Schimpfwort hatte werden lassen? Oder nach den wenigen Momenten vielleicht, in denen sie glücklich gewesen war, weil einer der Stockmen sie anlächelte, mit ihr Späße machte und sie liebevoll 'Little Darling' genannt hatte? - Sehnsucht nach einem Land, in dem sie zu kämpfen gelernt hatte, um nicht unterzugehen ... das war wirklich paradox.
    Es gab nur wenig, was die Liebe zu Australien rechtfertigte, und dennoch gab es sie. In ihren Träumen sah sie noch immer die Sydney Harbour Bridge, die sich über dem blauem Wasser des Hafenbeckens spannte, Manly und Bondi Beach und das üppige Grün der Royal Botanic Gardens - und dann endeten diese schönen Träume immer in den heruntergekommenen Vierteln, den leuchtenden Neonschildern der Stripclubs bei Nacht, den Männern, den anderen Straßenkinder, die anschafften und klauten, wie sie, um Drogen kaufen zu können und zu vergessen.
    Australien lag weit zurück, und doch trug sie die Erinnerungen in sich, gleich einem Herpesvirus; für immer, dann und wann qualvolle Attacken auslösend.
    Siggi strich ihr sanft durchs Haar und suchte ihren Blick. «Alles klar, Zaubermaus?»
    Sie lächelte schräg. «Sicher. Was soll denn nicht klar sein?»
    Er widerstand dem Wunsch, sie zu umarmen und ihr gut zuzureden. Sie würde die Umarmung über sich ergehen lassen, unnahbar, egal, wie sehr sie sie auch brauchte. Das Beste und Einzige, was er tun konnte, war, sie in Ruhe zu lassen und es ihr nachzusehen, wenn sie ihn angriff und sich selbst dabei verletzte. Er war nicht derjenige, der nach Auseinandersetzungen nicht schlafen konnte, und er war auch nicht derjenige, der litt.
     
     
     
    Spät in der Nacht verließ Georgia die Wohnung einer Kundin und zwang sich, die letzte Herausforderung anzunehmen, um innerlich etwas zur Ruhe zu kommen. Sie fuhr zu Kim.
    Mit tröstendem Blick auf ihren treuen Gefährten, das herrlich hässliche zweihundertachtzig-Kilo-Monster auf Rädern, das, Harmlosigkeit vortäuschend, lässig auf dem Seitenständer lehnte, straffte sie die Schultern und bereitete sich seelisch auf die Konfrontation mit Kim vor.
    Die Wohnungstür öffnete sich bereits, als sie aus dem Fahrstuhl stieg.
    «Ach nee» wurde sie freudlos begrüßt, «wen haben wir denn da? Ich hatte gehofft, sie hätten dich eingefangen und in einen Käfig gesperrt.» Kim ließ sich kühl von Georgia auf die Wange küssen und verzog angewidert das Gesicht. «Igitt, du stinkst schon wieder nach diesem billigen Parfüm, geh weg.»
    «Kann nicht sein» gab Georgia gelassen zurück. «Ich dusche danach, wie du weißt.» Sie ging an ihr vorbei und legte Helm und Jacke auf der Garderobe ab.
    «Dann solltest du dir nach dem Duschen nicht noch mal an die Wäsche gehen lassen» bemerkte Kim. «Was ist denn das für'n Discounter-Riechstoff?»
    «Weiß nicht. Habe nicht gefragt - du hast Besuch?»
    «Angie, eine Kollegin» stellte Kim die junge Frau vor, die im Wohnzimmer auf der Couch saß, und fügte lahm, an Angie gewandt, hinzu: «Das ist Georgia.»
    » Nabend, nett, dich kennen zu lernen.» Georgia reichte Angie die Hand. «Dreht ihr gerade zusammen?»
    «Noch nicht» entgegnete Angie und schenkte ihr ein sympathisches Lächeln. «Aber demnächst.»
    «Willst du was trinken?» fragte Kim leidenschaftslos.
    «Ihr trinkt Wein?»
    «Wie du siehst. Trinkst du ein Glas mit?»
    «Danke, nein.» Georgia rümpfte die Nase und ließ sich auf der Couch nieder. «Besauft ihr euch gerade? Gemütliches Tète á Téte, oder was?»
    «Sie hat immer schmutzige Gedanken» klärte Kim Angie entschuldigend auf. «Mach dir nichts draus. Georgia vernascht nämlich alles, was weiblich ist und nicht schnell genug auf die Bäume kommt.»
    «Go on» ermunterte Georgia sie cool, «mach mich

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