Showtime! (German Edition)
Gerd? Gerald? Georg?»
«Fast richtig. Georgia.»
«Nein! -- Wie weit seid ihr denn ihr denn schon ... süße Träume, entschuldige die Unterbrechung? -- War es eine lustvolle Unterbrechung? Und vor allem: wann wolltest du es mir erzählen?»
Sabrina nahm ihr die Karte aus der Hand. «Es ist nicht, wie du denkst!» klärte sie auf. «Sie hat mitten in der Nacht angerufen und mir gesagt, dass sie noch zu jung zum Sterben sei, das ist alles.»
«Angerufen?» Carla war enttäuscht. «Und dafür gibt's Blumen? -- Was wollte sie denn nun wirklich?»
«Gar nichts.» Sabrina ließ sich auf der Couch nieder und öffnete todesmutig die Flasche Sekt allein, statt Carla darum zu bitten. Sie hatte sich bisher tunlichst um diesen Job gedrückt, weil ihr unter Druck stehende Dinge stets Respekt eingeflößt hatten. «Was andere tagsüber tun, das tut Georgia nachts -- und umgekehrt. Sie ist ein Nachtschwärmer. Statt dich tagsüber anzurufen, wie es so üblich ist, tut sie es mitten in der Nacht, wie's ihr eben einfällt.» Der Korken knallte und schoss an die Zimmerdecke. «Ups! - Am Tag versteckt sie ihre Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille, damit man nicht sieht, dass sie die Nächte durchmacht. Überhaupt scheint sie erst gegen Abend richtig wach zu werden.»
«Ich denke, sie ist Schauspielerin?» wandte Carla augenzwinkernd ein. «Drehen die nachts? -- Hast du mal gefragt, welche Art von Filmen sie macht?»
«Was du wieder denkst! Gib mir dein Glas.»
Carla reichte ihr artig das Glas. «Mal im Ernst, Liebes» nahm sie sich Sabrina zur Brust, «Du wirst doch wohl nicht behaupten, dir sei nicht aufgefallen, mit welcher Art Menschen sie sich umgibt. Das sind nicht nur Künstlertypen, Häschen, es ist das Milieu, in dem sie sich -- »
«Es sind Menschen ... Häschen » unterbrach Sabrina, die dazugelernt hatte, «ganz normale Menschen -- nur eben etwas unterprivilegiert. Georgia sieht das nicht so eng wie du.»
Carla stand der Mund offen. «Ach so: wie ich?»
«Sie scheint ein sehr toleranter Mensch zu sein.»
«Tolerant ... na, das sollte sie auch.» Carla schluckte herunter, was sie eigentlich hatte sagen wollen und sah ein, dass Sabrina sich in Bezug auf Georgia ein Traumschloss baute. Es erklärte, warum sie sich blind gab. Georgias Jargon, ihre Anzüglichkeiten, ihre durch und durch sexuelle Ausstrahlung ... tat sie nur so, als wüsste sie es nicht, oder führte Georgia sie geschickt an der Nase herum? Vielleicht hatte Sabrina sie zu einer Art präpubertärem Idol avancieren lassen, von dem sie sich noch etwas abschauen konnte; vielleicht suchte sie eine Fluchtmöglichkeit aus ihrer begrenzten und geregelten Welt und sah in ihr den Schlüssel. Was auch immer sie in Georgia sah - die war weit, weit entfernt davon, Vorbildfunktion zu übernehmen.
- Wahrscheinlich hatte sich Sabrina schlichtweg verliebt.
«Willst du eigentlich deinen Traumprinzen gar nicht mehr sehen?» lotete Carla die Tiefe ihrer Theorie aus, «lockt dich das Blond's gar nicht mehr?»
«Och schon» sagte Sabrina leichthin, «aber es ist doch immer das gleiche und ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Wenn er gar nichts tut, um mich kennen zu lernen -- wozu?»
Bingo, dachte Carla. Sie hat sie am Haken, dieses Aas.
Während des Essens besprachen sie ganz andere Themen. Es schien, als wolle Sabrina auch nicht über Georgia reden; viel zu groß war die Enttäuschung darüber, dass sie sich weder gemeldet, noch sich hatte sehen lassen.
Es wurde später und später. Man sprach über Gott und die Welt, über Steuern und über Berlins Baustellen. Sabrinas Laune wurde trotz diverser Gläser Sekt nicht fröhlicher, sondern eher trübsinnig.
Gegen halb eins, Carla hatte bereits sanft angedeutet, demnächst nach Haus zu wollen, klingelte es an der Wohnungstür Sturm.
Die beiden Frauen sahen sich fragend an, Sabrina erhob sich und ging in den Flur, drückte den Türöffner und lauschte ins Treppenhaus. Aus dem Erdgeschoss drang ein Poltern herauf, vergnügte Stimmen.
«Wer ist denn das um diese Zeit?» erkundigte sich Carla aus dem Wohnzimmer.
«Keine Ahnung» erwiderte Sabrina, plötzlich wieder lebhafter. «Klingt wie Georgia. Aber da ist jemand bei ihr.»
Gelächter aus der unteren Etage. Sabrina beugte sich neugierig über das Treppengeländer und hörte Georgia albern: «Gosh ey, bist du schtark, Süßer! - Attention! Nicht schtolpern.»
Eine Männerstimme hallte gedämpft herauf, die Georgia Mut zusprach. Wieder ausgelassenes
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