Showtime! (German Edition)
Verführerisches. Sabrina ließ sich nichts anmerken, verlor jedoch etwas von ihrer Unbefangenheit.
Auch Carla schien recht beeindruckt.
«Hey, Moment, ich verschtehe hier was nich» wandte Georgia ein, sich völlig unbefangen nun auch von der Korsage befreiend, ein wenig ungelenk, aber entschlossen. «Warum, wenn ich nischtsu befürchten habe von euch -- muss isch misch ausziehen?» fragte sie mit großen Kinderaugen und ließ die Korsage achtlos neben das Bett fallen.
Sabrina schob sie sanft an den Schultern zurück ins Kissen. «Komm, den Rest lassen wir an. - Hör mal, du schläfst jetzt erst mal brav deinen Rausch aus, ja?»
«Willsu mich verarschen?» kicherte Georgia, sah in die ernsten Gesichter der beiden Frauen und seufzte. «Okay ...schschlaf isch eben, mir egal.»
Sabrina breitete die Bettdecke über ihr aus und knipste die Nachttischlampe aus.
«Nicht!» Georgia saß senkrecht im Bett. «Nicht ohne Licht, bitte!»
«Ich soll das Licht anlassen? Warum?»
«Ich hab' Angst, wennes dunkel is.»
«Jetzt machst du Witze!» Sabrina sah ihr an, dass es kein Witz war. «Na schön, lassen wir das Licht an.»
Als sich Carla und Sabrina zurückziehen wollten, murmelte Georgia matt: «Bleibsu hier, bis ich eingeschlafen bin? Isch tu dir nichts ... bin ganz artig, ehrlich.»
Es dauerte knapp zehn Minuten, bis Sabrina sich zu Carla ins Wohnzimmer gesellte.
«Musstest du ihr auch noch ein Schlaflied singen?» fragte Carla. «Oder eher aufpassen, wo sie mit ihren Händen ist?»
«Weder noch. Aber mit ihr reden.»
«Interessanter Fall.»
«Sie ist keiner deiner Fälle » erinnerte Sabrina.
«Stimmt. - Himmel, wo ist sie gewesen - auf einem Gala-Empfang? Ich hab' sie kaum wiedererkannt in diesem Aufzug.»
Sabrina seufzte. «Ich habe da drüben Cindy Crawford mit `nem Brausekopf in meinem Bett zu liegen, in Dessous, die `n Kabelbrand im Herzschrittmacher verursachen ... und sie braucht jemanden, der bei ihr bleibt wie bei `nem verängstigten Kind. Diese Frau ist ein Buch mit sieben Siegeln für mich.»
«Wenn du mich fragst» setzte Carla an, «ich würde sa-»
«Ich frage dich nicht» unterbrach Sabrina sie. «Ich würde Georgias Geheimnisse gern selbst ergründen. Ohne deine nüchterne Analyse.»
«Wie du willst» entgegnete Carla. «Nur ein kleiner Tipp: Raubtiere sind schön anzusehen, Sabrina, aber man weiß nie, was sie anstellen, wenn man sich mit ihnen einlässt - und ich denke, das hast du vor. Auch wenn Georgia jetzt schnurrt -- vergiss nicht, dass sie auch fauchen und kratzen kann. Und auch ernsthaft verletzen.»
***
Am Morgen stand wieder ein Fleurop-Bote vor der Tür. ‚Ich vergesse das, was passiert ist, wenn du am Dienstag mit mir essen gehst' stand auf der Karte, ‚Gruß, Jürgen'.
Sabrina ließ die Blumen nicht in Jürgens Namen leiden, indem sie sie in den Müll stopfte, auch wenn sie es schon aus dem Grund gern getan hätte, weil er Georgia am Telefon als ‚Schlampe' betitelt hatte, die in ihrer Wohnung nichts zu suchen hätte. Aber was sollte sie anderes von ihm erwarten?
Sie hatte auf der Couch nicht sonderlich gut geschlafen. Außerdem war Georgia, von schlimmen Alpträumen gequält, in den Morgenstunden mehrmals hochgeschreckt und hatte sie geweckt. Zwei Mal war sie im Halbschlaf zu ihr geschlichen, um sie zu beruhigen. Ungeachtet dessen stand sie früh auf, machte sich ungewöhnlich aufwändig zurecht für einen Samstagmorgen, und dachte darüber nach, was genau Carlas Raubtier-Metapher gestern bewirken sollte. Hing es damit zusammen, dass sie Georgia bei ihrer ersten Analyse als latent gewalttätig eingestuft hatte, als jemand, dem man mit Vorsicht begegnen sollte? Was ließ sie wohl darauf schließen? War Georgia nicht immer lieb und nett gewesen, seit sie sich kannten, mit Ausnahme des Aussetzers in der Kreuzberger Diskothek? Oder war Carla womöglich ein bisschen vergnatzt, weil Georgia sich mehr um sie, Sabrina, bemühte, als um sie? Schließlich und endlich war ja Carla auch nicht der Typ, der gern im Abseits stand...
Sabrina schlich sich im Morgenmantel ins Schlafzimmer, entnahm dem Kleiderschrank einige neu erworbene Kleidungsstücke und warf einen kurzen Blick auf Georgia, die schlief wie ein Engel.
Wie ruhig und friedlich sie war. In wachem Zustand stand sie keinen Moment still und schien unter nervösem Bewegungsdrang zu leiden. Ihrer Aufmerksamkeit entging nichts. Nun schlief sie hier in ihrem Bett, nackt, wie Gott sie schuf, denn
Weitere Kostenlose Bücher